»Missverständnis«

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Ich wäre fast schon von diesem langweiligen Fernsehprogramm eingeschlafen, da hörte ich aber endlich die Schlüssel an der Haustür und schaute voller Vorfreude zu ihr rüber.

Odran kam als erster ins Haus, nickte flüchtig und machte sich sofort auf den Weg zum Kühlschrank.

Mal wieder typsich...

Ich schüttelte lächelnd den Kopf und als mein Blick dann auf Rians traf, erfüllte sich mein Herz endlich wieder mit Wärme.

"Hey", begrüßte er mich und kam zu mir zur Couch herüber, um sich leicht zu mir runter zu beugen und mir einen Kuss auf meine Wange zu geben. "Wie war dein Tag?"

Er stellte sich wieder vor mir auf und fixierte schon förmlich meine Augen, während er mit fragenden Ausdruck eine Augenbraue hochzog.

Natürlich fing ich jetzt schon an den Händen an zu schwitzen, denn ich hasste es ihn anlügen zu müssen. Hasste es, ihm etwas zu verschweigen, doch Juri hatte mehrmals klargemacht, was passieren würde, wenn ich nicht den Mund halten würde.

"Langweilig", gab ich ihm zurück und wich seinem Blick aus, um flüchtig in den Fernseher zu sehen, doch Rian stellte sich plötzlich genau zwischen mich und TV, sodass ich fragend zu ihm aufschaute.

"Also war nichts besonderes?"
Seine Augen schienen plötzlich überhaupt keinen Ausdruck mehr zu haben und als er dann anfing, mit dem Schlüssel in seiner Hand zu spielen, wurde ich nervöser als ich es eh schon war.

"Nein, wieso fragst du mich sowas?", wollte ich wissen und rutschte nervös auf dem Leder der Couch herum, während er mir seine Hand auf die Wange legte und mit dem Daumen über meine Haut strich.

"Nur so", hauchte er. "Nur so."

Er zog seine Hand von meiner Wange zurück und machte sich dann langsamen Schrittes auf den Weg zur Treppe, während mein Herz sich wieder beruhigte und ich fragend zu Odran sah, der sich an der Küchentheke stehend gerade eine Gabel in den Mund steckte und nur mit den Schultern zuckte.

Und dann hörte ich plötzlich einen so lauten Knall, dass ich sofort von der Couch aufsprach und aufschrie.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mit riesigen Augen drehte ich mich herum, um nur noch Einzelteile meines Plastikkoffers auf dem dunklen Holzboden vorzufinden.

"Was tust du denn da??!!", schrie ich Rian nach oben zu, doch er gab mir keine Reaktion. Als ich dann zu meinem Koffer lief und fassungslos die Treppen hochschaute, bekam ich fast noch meinen Föhn ins Gesicht geschmissen, doch ich konnte mich schnell genug ducken und er flog an mir vorbei auf den Boden, wo auch er in alle Einzelteile zerfiel.

"Rian!", schrie ich nochmals und so langsam zitterte ich schon vor lauter Panik, was hier überhaupt los war, doch als Antwort bekam ich nur einen Haufen Klamotten direkt auf mich zugeschmissen, mit denen zusammen ich rückwärts auf meinen Arsch fiel.

So ein Mist !!!

Ich drückte meine Klamotten von mir herunter und wollte mich gerade erheben, da stand Rian plötzlich direkt vor mir, mit einem Blick, der mich erschaudern ließ und als er dann auch noch grob meinen Arm packte und mich hochzog, stießen mir die ersten Tränen in die Augen, alleine davon, wie er mich gerade anfasste.

"Du meinst also, die Stunden mit Juri waren langweilig?!", brüllte er mich an und mir blieb in dem Moment fast mein Herz stehen. Ich öffnete zwar meine Lippen, doch kein Wort kam aus mir heraus, was ihn anscheinend noch umso wütender machte. "REDE VERDAMMT NOCHMAL!!"

Mit weit aufgerissenen Augen und unzähligen Tränen, die mir über meine Wangen liefen, schaute ich zu ihm hoch und versuchte mich mit zitternden Lippen zu erklären, während mein Herz mir schmerzhaft gegen meine Rippen schlug.

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt