»Golf1«

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"Scheiße", fluchte Rian und machte sich nervös seine Hose wieder zu, während ich meinen Slip zurechtrückte und den Blicken der älteren Dame und ihrem Begleiter auswich.

Beide hatten nur ein Handtuch um ihren Körper und ich glaubte, mir wäre noch nie etwas so peinlich gewesen, bis die Dame auch noch anfing zu sprechen.

"Siehst du Erwin, genau sowas erwarte ich auch von dir, wenn wir die Sauna besuchen", sprach sie ernst und blickte ihren Begleiter dabei an, der sich nur lachend durch seine kaum noch vorhandenen grauen Haare fuhr.

"Ich glaube kaum, dass mein Herz es noch erträgt, zu wissen, was da unter deinem Handtuch ist."

Mit offenem Mund starrte ich die Beiden an und konnte kaum glauben, über was sie sprachen, bis mein Kopf hochrot anlief und Rian mich an der Hand an den Beiden vorbeizog.

"Hast du das gehört?", fragte ich ihn fassungslos, als wir wieder über die Treppe eilig nach oben liefen und als wir dann in der großen Halle ankamen, fing er plötzlich so laut an zu lachen, dass ich ihn erschrocken, doch auch fasziniert beobachtete.

"Hast du ihre Blicke gesehen?", lachte er immer noch und ich sah sogar einzelne Tränen, die sich in seinen Augen sammelten.

"Ja", kicherte auch ich dann wie angesteckt von ihm und hielt mir nach einer Weile sogar den schmerzenden Bauch fest.

Sein Lachen war einfach nur unglaublich schön!!!

Unsere amüsierten Blicke trafen sich und stolz küsste er meine Wange entlang, ehe er meine Hand erneut in seine nahm und beruhigend durchatmete.

"Du machst mein Leben um so vieles besser, Keeva", hauchte er mir lächelnd ins Gesicht und sofort schlang ich glücklich meine Arme um seinen Hals.

"Und du meins erst", erwiderte ich und schon verfielen wir in einen kurzen, aber dafür auch sehr leidenschaftlichen Kuss, bevor wir dann wieder gemeinsam aus der Halle nach draußen liefen.

Kaum in der Sonne stehend schaute ich mich nach den anderen um, doch ich sah weder Cathan, noch Odran, was mich fragend zu Rian blicken ließ.

"Cathan und die anderen sind sicher schon ganz hinten am letzten Loch", meinte er schulterzuckend und plötzlich hörte ich vor uns jemanden laut nach uns rufen.

Mein Blick wanderte wieder zurück zum Rasen und schlagartig zeichnete sich ein so lustiges Bild vor meinen Augen ab, dass ich kurz dachte, Rian hätte mir meinen gesamten Verstand herausgevögelt.

"Du siehst ihn auch, oder?", flüsterte ich ungläubig und beobachtete den zwei Meter Riesen Odran dabei, wie er lachend mit einem kleinen Golfcart saß und damit herumraste, als wäre er bei der Formel 1.

"Ja, ich sehe ihn auch", meinte Rian nur trocken und sah sich dabei um, als würde er nicht wollen, dass jemand seinen Bruder so sehen würde.

"Darf ich auch?", fragte ich dann und völlig überrascht wandte er seinen Blick wieder zu mir.

Ich wusste alleine an seiner Mimik, dass er nein sagen wollte, also machte ich große Augen und zog dabei einen zuckersüßen Schmollmund, sodass sein Ausdruck sofort weicher wurde.

"Als könnte ich so nein sagen", murmelte er  und nahm mein Gesicht dabei sanft in seine Hände. "Fahrt bitte am Rand vom Platz hinter den Bäumen und lasst euch nicht sehen. Ich muss meinen Vater suchen."

Glücklich darüber, Sex gehabt zu haben und jetzt auch noch mit so einem Teil herumfahren zu können, gab ich ihm einen dankbaren Kuss auf die Wange und musste in dem Moment zugeben, dass ich Golf spielen wirklich gar nicht so übel fand.

Schnell tapste ich die wenigen Treppen herunter und rief dann nach Odran, der mich einstiegen ließ und mit mir anschließend über das Gras raste, als wäre es eine Rennstrecke.

"Du hast ja einen Spaß", lachte ich und streckte mein Gesicht dabei in die Sonne, während der Fahrtwind meine Haare durchwehte und mir schöne, kühle Luft ins Gesicht blies.

"Ich mache das Beste draus", gab er mir belustigt zurück und bretterte dann so schnell um die Ecke, dass ich fast dachte, dieser Kasten würde sich gleich überschlagen.

"Bist du verrückt?", meinte ich mit schlagendem Herz und lachte dabei auf, was ihn noch mehr Gas geben ließ.

"Wenn wir schon nicht schießen können, dann wenigstens überfahren!"

Ich blickte ihn ein letztes Mal lächelnd an, ehe ich mich im Sitz zurückfallen ließ und einfach nur darüber nachdachte, wie schön die letzten Tage waren.

Odran war mittlerweile zu jemanden geworden, den ich sehr gerne um mich herum hatte und bei dem ich mich einfach nur wohlfühlte.

Und dann Rian...

Auch wenn er vor Fremden etwas distanzierter zu mir war, hatte er mir doch gezeigt, wie liebevoll und lustig auch er sein konnte. Dazu diese forderne, dominate Art, die aus ihm den perfekten Mann machten. Ich befand mich wirklich auf Wolke 7.

"Ich bin kurz auf Toilette", meinte Odran plötzlich und stieg aus dem Cart aus, während ich mich gespannt in der Gegend umsah. Wir waren ziemlich weit weg vom Haupthaus, aber ein Stück weiter unten gab es anscheinend auch Toiletten, auf die Odran auch eilig zulief.

Ich wollte gerade wieder meine Augen schließen und mein neues erfülltes Leben genießen, bis ich ein mir unerklärliches, ungutes Gefühl bekam, dass sich immer weiter verstärkte und mich schon ganz nervös machte.

Vorsichtig schaute ich mich nochmals um und war der Meinung ich würde mir das einbilden, bis ich einen Mann weiter weg stehen sah, der aber eine schwarze Cap bis tief in sein Gesicht gezogen hatte, sodass ich ihn nicht erkannte.

Vermutlich war ich schon leicht paranoid geworden.

Ich verdrehte über mich selbst genervt die Augen und beobachtete dann unter angehaltenem Atem, wie dieser Mann plötzlich seine Hand hob und eine Fingerpistole gestikulierte.

"Das darf nicht wahr sein", flüsterte ich zu mir selbst und spürte mein Herz sofort schnell schlagen. Mit weit aufgerissenen Augen stieg ich aus dem Cart aus und rannte dann so schnell ich konnte über die Wiese in die andere Richtung und selbst, als ich jemanden nach mir rufen hörte, blieb ich nicht stehen.

"Rian!", rief ich immer wieder quer über den Golfplatz, doch ich fand ihn einfach nicht, was diese ganze Situation nur noch beängstigender machte.

Fremde Menschen starrten mich an, als wäre ich eine Verrückte und so verängstigt, wie ich mich fühlte, war ich es wahrscheinlich auch, doch der Gedanke, dass dieser Mann hier war und jeder sein konnte, der mir begegnet, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Als ich dann außer Atem endlich Rian gemeinsam mit Cathan und einigen anderen unter einem Baum stehen und Zigarre rauchen sah, wollte ich gerade auf sie zu, wurde jedoch von jemanden um die Hüfte gepackt und nach hinten gezogen...

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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt