»Gala1«

17.8K 673 216
                                    

Nachdem ich wohl bei einigen hohen Tieren Dank meiner Liebe zur Kunst einen guten Eindruck hinterlassen hatte, stellte ich mich an einen der Tische und beruhigte mich erstmal wieder etwas von dem ganzen Chaos.

Es tat zwar gut, über eine Leidenschaft zu sprechen, aber ständig musste ich auf meine Worte achten und darauf, ob ich auch gerade stehe, während die Namen der Menschen mir kreuz und quer durch den Verstand rauschten.

Hier, alleine an dem Tisch, hatte ich einen Moment der Auszeit und schaute einigen Pärchen beim Tanzen zu, ehe mein Blick auf Rian fiel, der weiter weg mit einigen Männern zusammenstand. Er wirkte im Vergleich zu vorher ausgelassener. Vielleicht war er im Auto auch nur so kalt, weil er selbst etwas nervös war und sich das nicht anmerken lassen wollte...

"Guten Abend", begrüßte mich plötzlich ein Herr, der zwar viel älter als ich, aber dafür noch wahnsinnig attraktiv aussah. Er hatte einen dunklen Vollbart, schwarze nach hinten gegelte Haare und einen schicken schwarzen Anzug an.

"Guten Abend", begrüßte ich ihn ebenfalls und irgendwie kam er mir bekannt vor, wahrscheinlich von den vielen Bildern von Yvonne, aber mir fiel sein Name einfach nicht ein.

"Wie ist das Leben, an der Seite eines solchen Mannes?", stellte er mir plötzlich eine private Frage und ich erinnerte mich an Rians Worte, keine persönlichen Gespräche zu führen.

Nervös blickte ich zu Boden und biss mir dabei unsicher auf die Unterlippe.

"Es ist unglaublich schön", brachte ich nach einer Weile notgedrungen hervor und spürte ganz unerwartet seine Hand an meinem Rücken, was mich erschaudern ließ.

"Nur nicht verlieben, Keeva, nur nicht verlieben", flüsterte er mir mit bedrohlicher Stimme ins Ohr und jagte mir damit ein extrem unangenehmes Gefühl bis tief in meinen Magen hinein. "Die einzige Priorität meines Sohnes, sollte in Macht und Einfluss liegen, nicht in einer gewöhnlichen Zigeunerin."

Ich schaute ihn fassungslos an und ohrfeigte mich innerlich selbst, ihn nicht sofort erkannt zu haben, während mir in dem Moment wahrscheinlich alle Gesichtzüge entglitten.

Cathan Gallagher ...

Der einflussreichste Mann in und um Dublin herum, doch trotzdem wollte ich mich und meine Familie hier nicht so von ihm beleidigen lassen. Dafür hatte ich zu viel Stolz, auch wenn meine Hände schon leicht zitterten, von der eindringlichen Art, wie er mich musterte.

"Ihr Sohn sollte selbst entscheiden, was er sich für Prioritäten zurechtlegt", sprach ich selbstbewusst und sah mutig zu ihm auf. "Und es heißt Mrs. Gallagher."

Sein Blick verfinsterte sich und es war eindeutig klar, von wem Rian das Talent geerbt hatte, emotins- und gefühlslos zu wirken, doch die Augen unterschieden sich, denn in seinen himmelblauen erkannte ich eher Odran wieder...

"Wie ich sehe, habt ihr euch bereits kennengelernt", unterbach Rian unseren feindseligen Blickwechsel und schnell setzte ich ein gespieltes Lächeln auf, genau wie Cathan, um Rian nicht zu verunsichern.

"Ja, sie ist wirklich bezaubernd", meinte sein Vater lächelnd und lehnte sich dann etwas weiter zu Rian, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

Wollte der mich verarschen?

"Natürlich", gab Rian ihm dann zurück und Cathan wandte sich anschließend wieder an mich.

"Ich wünsche einen schönen Abend, Mrs. Gallagher", erhob er sein Glas und am liebsten hätte ich ihm sein falsches, dreckiges Grinsen aus dem Gesicht gehauen.

Ich ließ meine Miene unbeeindruckt und nickte nur, während Rian mich irritiert über meine Kälte musterte, doch das war mir egal.

Sein Vater verschwand und als wir endlich wieder alleine waren, stellte ich mich nah an seine Seite, um fragend zu ihm aufzusehen.

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt