»Schmerz«

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Nachdem ich mich endlich wieder etwas beruhigt hatte, über meine eigene Aktion, lief ich noch einmal ins Badezimmer und schaute mir in dem runden Spiegel neugierig entgegen.

Hatte ich mich in kürzester Zeit wirklich so stark verändert, oder waren solche emotionalen, starken Gefühle normal, wenn man für jemanden etwas empfand?

Ich atmete noch ein letztes Mal tief durch und machte mir dann keine weiteren Gedanken mehr darüber. Nur hoffte ich, dass Odran nicht allzu sauer auf mich wäre. Immerhin lag ihm ja bestimmt was an ihr, wenn Rian meinte, sie wäre sein Mädchen...

Über meine eigenen Gedanken musste ich plötzlich laut loslachen. Wenn ihm an ihr etwas liegen würde, würde er sie wohl kaum so vor anderen herumlaufen lassen und genau diese Erkenntnis beruhigte mich dann doch wieder.

Als ich mich nun wieder bereit dazu fühlte, den Brüdern gegenüberzutreten, tapste ich langsam die Wendeltreppe herunter und hörte von unten plötzlich Senans Stimme, der sich nicht gerade freundlich anhörte.

Auch Rians Stimme erklang und sie schienen sich zu streiten, weshalb ich kurze Zeit wie erstarrt im ersten Stock verweilte, bis Rian die Treppen heraufkam und sich unsere Blicke flüchtig trafen.

Er sah überhaupt nicht gut aus, eher, als würde er gerade so wütend sein, dass er mit sich selbst kämpfen musste und da ich mir nicht sicher war, ob es an meiner Aktion oder an dem Streit mit Senan lag, sagte ich kein Wort und sah ihm nur noch hinterher, wie er in sein Zimmer verschwand und die Tür laut zuknallte.

Ohweiha...

Ich überlegte hin und her, ob ich ihm folgen sollte, oder doch nicht, während ich nervös auf dem Flur stand und kurz davor war, vor Aufregung einfach wieder hoch zu gehen.

Es war dann aber ein kleiner Impuls, der mich dann doch dazu antrieb, langsam zu seinem Zimmer zu laufen und anzuklopfen.

Der Impuls für ihn da sein zu wollen...

Wenn er sauer auf mich war, sollte er es mir einfach sagen und wenn es wegen etwas anderem war, konnte ich ihm vielleicht helfen. Das hoffte ich zumindest.

"Verschwinde", rief er mit kalter Stimme durch die Tür und da ich mir eigentlich sicher war, dass er nicht dachte, dass ich es war, machte ich mich bemerkbar.

"Ich bin's", sprach ich gegen die geschlossene Tür, doch von ihm kam nur ein knappes "Ich weiß!", zurück, dass mir einen kleinen, schmerzhaften Stich in mein Herz versetzte.

Mit einem ganz miesen Gefühl im Magen, wollte ich nur noch weg und kehrte der Tür den Rücken, bis diese sich plötzlich doch hinter mir öffnete und ich mich zögerlich wieder zu ihr herumdrehte.

Er stand einfach da, sagte dabei nichts, sah mir nur wehmütig in die Augen und zum ersten Mal erkannte ich in seinen Schmerz. Das war aber kein Schmerz, den man leichtfertig wieder hätte ablegen können. Er sah eher aus, als würde er ein Teil von ihm sein, der nur herausstach, wenn er seine sonst so kontrollierte Maske fallenließ. Es war ein Zeichen von Vertrauen, dass er sich doch dazu entschieden hatte, sich mir so zu zeigen.

"Darf ich reinkommen?", fragte ich unsicher und ließ meinen Blick flüchtig über sein schwarzes Hemd schweifen, bis er die Tür wortlos etwas weiter öffnete und ich an ihm vorbei ins Innere lief.

Er schloss die Tür wieder, lief anschließend an mir vorbei zum Fenster und zog die dunklen Vorhänge zu, sodass die Sonne nur noch durch die freie Stelle in der Mitte den Raum etwas erhellte.

"Keeva, ich brauche etwas Ruhe", wandte er sich dann an mich und knöpfte dabei sein Hemd auf, während er aus seinen Schuhen schlüpfte und ich Mal wieder wie eine Irre den Blick nicht von seinem Körper nehmen konnte

Ich beobachte ihn gedankenverloren dabei, wie er erst sein Hemd und dann auch noch sein T-Shirt los wurde, um sich nur noch mit Hose bekleidet auf den Rand seines Bettes zu setzen.

Er ließ den Kopf in seine Hände fallen und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was zwischen ihm und Senan vorgefallen war, weil nachdem, wie geknickt er plötzlich wirkte, war ich mir sicher, dass es nicht an mir oder der Sache mit Selena lag.

Ich schnappte mir einfach die Fernbedienung von seinem Nachttisch und schaltete den TV an, bis er tief durchatmete und zu mir aufsah.

"Das verstehst du unter mir meine Ruhe lassen?", sprach er leise und ich sah nur flüchtig in seine Augen, um mich weiter darauf zu konzentrieren, einen Film zwischen den vielen Sendern zu finden.

"Ich lasse dir deine Ruhe, doch ich will trotzdem für dich da sein", gab ich ihm mitfühlend zurück und sofort legte er seine Hände an mein Bein, um mich näher ans Bett zu ziehen, wo er seinen Kopf dann an meinen Unterleib legte und mich mit seinen Armen um die Taille griff.

Während ich leider nichts Gutes im TV fand, ließ ich irgendeine Dokumentation über Haie laufen und legte die Fernbedienung neben ihm ab, um anschließend über seine weichen Haare zu streicheln.

Ich schaute mitfühlend zu ihm herunter, wie er immernoch den Kopf an meinem Körper abgelegt hatte und tief durchatmete, bis er mit seinen wunderschönen Augen zu mir aufsah und mich an meiner Taille leicht zu sich zog, sodass ich breitbeinig auf seinem Schoß Platz nehmen musste, was mir sofort unzählige Blitze durch den Körper rauschen ließ.

Er streichelte sanft über meine Wange, ließ seine andere Hand auf meinem Po nieder und sein Blick war so intensiv, dass ich kurz dachte, er würde mir in meine Seele blicken wollen.

"Du bist unglaublich", hauchte er und fuhr dabei mit seinem Daumen sanft über meine Lippen, während ich von dieser Berührung eingenommen einen Moment meine Augen schloss und seine Worte genoss, die sich wirklich ernst gemeint anhörten.

Zärtlich strich er mit seinen Fingern von meinen Lippen zurück über meine Wange, bis zu meinem Hals, um dann an meinem Nacken angekommen nach meinen Haaren zu greifen, die er leicht nach hinten zog, sodass ich meinen Kopf in den Nacken fallen lassen musste und tief Luft holte.

Seine eine Hand schob mich am Po fester auf seinen Schoß, sodass ich seine Erregung spüren konnte, die mir sofort wieder die Röte ins Gesicht trieb, während er ganz sanft anfing, meinen Hals zu liebkosen und mir damit ein leises Stöhnen entlockte, dass ihn dazu brachte, mich noch fester zu packen.

"Wirklich unglaublich", flüsterte er mit erregter Stimme an die Haut meines Halses, an der man vor lauter Rausch mittlerweile ganz genau meinen schnellen Herzschlag erkennen konnte.

Mit einem Ruck hob er mich plötzlich hoch und drehte uns so herum, dass ich breitbeinig unter ihm auf dem Bett lag und ihm erwartungsvoll entgegenschaute.

Seine Augen hafteten auf meinen Lippen, seine Hand lag auf meiner Wange und ich fühlte mich mehr als nur bereit, mich ihm vollkommen hinzugeben...

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😁

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt