"Du siehst wirklich-"
"Akzeptabel aus?", unterbach ich ihn lächelnd und sofort fuhr er sich grinsend durch die schwarzen Haare.
Seine Gesichtzüge waren atemberaubend schön, wenn er es für diese flüchtigen Augenblicke mal zuließ, nicht an dieser sonst so eisigen Kälte festzuhalten...
"Du solltest dir angewöhnen, mich ausreden zu lassen", meinte er mit hochgezogener Augenbraue und kam dabei langsam auf mich zu, um direkt vor mir stehen zu bleiben.
Sein schwarzes Haar hatte er lässig zur Seite gestylt, das dunkle Hemd lag perfekt an seinem trainierten Körper und als ich gerade an ihm heruntersehen wollte, nahm er mein Kinn zwischen seine Finger und zwang mich damit wieder, ihm tief in die Augen zu sehen.
"Entschuldigung", murmelte ich, zog dabei einen gespielten Schmollmund und spürte sofort das angenehme Kribbeln im Bauch, zudem nur er fähig war, es allein mit dieser kleinen Berührung zu erzeugen.
Als er anschließend flüchtig an mir heruntersah und sicher an meinem Brustkorb bemerkte, wie schnell meine Atmung durch seine Nähe ging, löste er seine Hand und hob das Handy wieder an sein Ohr, während mein Herzschlag sich nur langsam wieder beruhigte.
"Wir sind in 20 Minuten da", teilte er jemanden am Handy mit und steckte es anschließend in seine Hosentasche.
"Lass uns gehen."
Ich nickte und lief ihm voraus aus der Tür, wo John an dem schwarzen Range Rover lehnte und sich sofort in Bewegung setzte, als er mich erblickte.
"Guten Abend Mrs. Ga-"
"Keeva", unterbach ich ihn freundlich und ließ mir von ihm die hintere Wagentür aufhalten, um mit dem langen Kleid vorsichtig einzusteigen.
Rian stieg sofort nach mir auf der anderen Seite ein und nachdem wir uns angeschnallt hatten und John den Wagen in Bewegung setzte, schien Rian wieder ein völlig in sich gekehrter Mensch zu sein.
Er schaute nicht einmal zu mir herüber, starrte nur mit einem leeren Blick auf sein Handy und wirkte allgemein sehr distanziert.
Wahrscheinlich war er einfach besorgt über den Verlauf des Abends. Immerhin lag ihm sehr viel daran, aber ich konnte ihn nicht wirklich einschätzen. Er war immer sehr kontrolliert, gab kaum Ausblick darauf, was in ihm vorging, umso mehr erfreute ich mich daran, dass er wenigstens gelächelt hatte, als er mich in diesem Kleid gesehen hatte.
"Das wird sicher ein schöner Abend", versuchte ich nervös ein Gespräch aufzubauen und sofort schaute er mich an und wirkte dabei, als hätte er mir gar nicht wirklich zugehört.
Nachdem er nur nickte und sich wieder auf sein Handy konzentrierte, atmete ich tief durch und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie unsicher ich mich jetzt wieder fühlte.
Konnte er nicht einfach lächelnd mit mir durch diese Dunkelheit fahren? Musste er mir das Gefühl geben, dass diese kurzen Glücksmomente nur die Anfänge darauffolgender emotionaler Leere waren?
Dieses hin und her war kaum auszuhalten...
"Wir sind in zwei Minuten da", ertönte die Stimme von John und jetzt, wo ich mir keine Gedanken mehr um Rian machte, sondern um diesen Abend, spielte ich nervös mit meinen Fingern auf meinem Schoß und fühlte mich mit meiner Unsicherheit ganz alleine...
"Bleib bei mir und sollte dir jemand Alkohol anbieten, lehnst du freundlich ab. Keine privaten Gespräche."
Ich nickte und atmete noch einmal tief durch, ehe John den Wagen vor einer langen Treppe parkte, an der jede Menge gut gekleidete Menschen standen und sich amüsiert unterhielten.
Als Rian als erster aussteigen wollte, hielt ich ihn aber an dem Ärmel seines Hemdes zurück und als er sich fragend zu mir drehte, schluckte ich fest und schaute ihn bittend an.
"Lass mich da drinnen bitte nicht alleine", kam es leise, fast hauchend aus mir heraus und ich hoffte darauf, er würde mir lächelnd seine Hand reichen und mir versprechen, dass er bei mir bleiben würde, doch er brachte nur ein kaltes "Ja", über seine Lippen und verließ den Wagen, ohne mich weiter zu beachten.
"Nicht durchdrehen", sprach ich mir noch einige Male selbst zu und als John meine Tür öffnete und mir seine Hand reichte, nahm ich diese dankbar entgegen und legte ein gespieltes Lächeln auf, um mir meinen Kummer nicht anmerken zu lassen.
Rian stand am unteren Rand der Treppe, schaute sich dabei zwischen den Menschen um und nachdem ich mich nervös neben ihn gestellt hatte, reichte er mir schweigend seinen Arm, an dem ich mich einhakte, um dann mit ihm gemeinsam die Treppen zu diesem wahnsinnig schönen Gebäude hoch zu laufen.
Es war nicht groß, aber breit und der rote Teppich und die vielen Lichter ließen das ganze wie in einem Film aussehen.
"Ahh Mr. Gallagher", wurde Rian oben angekommen von einem älteren Herren begrüßt, dessen Gesicht mit dem weißen Schnurrbart zwar noch in meinem Kopf herumspukte, doch sein Name war mir entfallen.
"Und dass ist sicher ihre bezaubernde Frau", wandte sich der Herr an mich und ich lächelte ihm freundlich zu.
Mir kam flüchtig der Gedanke, dass ich ja so tun könnte, als wäre ich stumm, dann würde sicher niemand erwarten, dass ich ihre Namen noch wüsste und vor lauter Gedanken darüber, grunzte ich plötzlich belustigt auf und kassierte dafür einen erschrockenen Blick von Rian.
"Sorry", murmelte ich und bemühte mich dann wirklich, dem langweiligen Gelaber von dem Opa zuzuhören.
Gott sei Dank dauerte es nicht lange, da verabschiedeten sie sich und wir liefen endlich nach drinnen, wo ich erstmal erstaunt die Augen aufriss.
Einen so hohen Saal, mit solchen schönen Gemälden an der Decke hatte ich noch nie gesehen, nichtmal im Fernsehen und ich bewunderte sie beeindruckt, ehe ich mich dann weiter umsah und überall weiß gedeckte Stehtische sah, die mit dem dunklen Marmorboden einen unglaublich schönen Kontrast hergaben.
Auf der Bühne ganz hinten, spielte eine Band klassische Musik und egal wo man hinsah, erkannte man wunderschöne Kleider, maßgeschneiderte Anzüge und teuren Champagner.
"Ist ja abgefahren", meinte ich dann etwas lauter und bekam meinem Mund kaum noch geschlossen, bis Rian sich mit ernstem Blick genau vor mich stellte und mich mahnend anstarrte.
"Achte auf deine Ausdrucksweise", kritisierte er mich und gerade, als ich meine Augen verdrehen wollte, griff er nach meiner Hand und drückte sie etwas fester. "Wage es dich jetzt die Augen zu verdrehen."
"Was dann? Willst du mir sonst in die Hand schießen?", hob ich provozierend eine Augenbraue und gerade, als er etwas erwidern wollte, trat eine Frau an uns heran, die Rian wartend ansah.
Yvonne hatte mir erklärt, dass Männer auf diesen Veranstaltungen die Frauen begrüßen mussten und als er sie perplex ansah, wurde mir bewusst, dass er ihren Namen vergessen hatte.
Lächelnd drückte ich seine Hand und genoss dieses Machtspiel, als er mich plötzlich hilfesuchend ansah.
"Guten Abend, Mrs. Walsh", begrüßte ich die Dame zuvorkommend und sofort wandte sie sich lächelnd an mich.
Sie sah ein bisschen aus wie die Queen und ich unterhielt mich mit ihr über die tollen Kleider hier und zu meinem Erstaunen, hatte diese alte Lady das selbe Interesse an Kunst wie ich.
Wir schauten hoch an die Decke, bewunderten das magische Einsetzen der richtigen Farben und schnell gesellten sich noch einige der Herren zu uns und während ich alle mit meinem Geschwafel über Kunst zu beeindrucken schien, spürte ich plötzlich Rians Daumen, der über meinen Handrücken streichelte.
Flüchtig schaute ich ihn an und als er dann ein "Danke" mit seinen Lippen formte, lächelte ich milde und wandte mich wieder den anderen zu.
Ich tat es für meine Mutter...
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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet
Romance- Abgeschlossen - Darkromance | Drama ______ Rian & Keeva Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn während sie die Frau ist, die sich immer an alle Regeln hält, ist er der Mann, der diese täglich bricht. Ihr Leben dreht sich da...