»Juri«

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Mir gefror beim Anblick von Senan das Blut in den Adern, der mich mit großen Augen ansah und mir immer wieder durch die Scheibe zwischen uns mitteilte, ich solle ja nicht rauskommen.

Mein Herz sprang mir beinahe aus der Brust und als ich dann den Maskierten mit angehaltenem Atem ansah, machte dieser eine Kopfbewegung, die mich anwies, trotz Senans Warnungen sofort nach draußen zu kommen.

Mit zitternden Händen legte ich meine Finger um die Klinke der Terrassentür, wodurch Senan plötzlich aufschrie, doch der Maskierte schlug ihm so fest auf den Hinterkopf, dass Senan vor meinen Augen das Bewusstsein verlor.

Fuck! Fuck! Fuck!

"Schon gut!", rief ich panisch und öffnete hastig die Tür, um mich draußen sofort nach Senan zu bücken. "Hast du sie noch alle?!?!", zischte ich und schaute dabei nach oben zu Brandon, der aber nicht wissen durfte, dass ich weiß, wer er war. Er würde sonst wissen, dass Juri ihn verraten hatte.

Ich streichelte sanft über Senans Haare und wollte ihm irgendwie helfen, doch ruckartig riss der Typ mich an Arm zu sich hoch und zog mich mit viel zu viel Kraft hinter sich her die Treppen herunter.

"Mein Mann wird dich dafür töten", flüsterte ich bedrohlich, doch das brachte ihn nur dazu, kurz stehen zu bleiben und mich mit schief gelegten Kopf zu betrachten. Mein Herz stolperte in diesem Moment und wäre der abendliche Wind nicht so erfrischend kühl gewesen, hätte ich sicherlich schon vor Angst geschwitzt, doch so konnte ich mein Chaos noch einigermaßen verbergen und auf selbstbewusst machen.

Der Kerl wandte seinen Blick wieder von mir ab und zog mich weiter zum Strand, um diesen dann ein gutes Stück mit mir entlang zu laufen, wo ich plötzlich in der Ferne etwas schwarzes auf dem Boden liegen sah.

Ich hielt schockiert den Atem an und riss dann ungläubig meine Augen auf, als ich nah genug in der Dunkelheit erkannte, dass es sich um Nero handelte.

"Nein!", schrie ich gequält und nun brach meine selbstbewusste Fassade vollkommen zusammen. Zurück blieb ein kleines Mädchen, dass nur noch Angst und Trauer verspürte. "Lass mich los!", schrie ich mit Tränen in den Augen, doch er hielt mich so fest an Arm, dass ich mich trotz Aufwand meiner gesamten Kraft nicht befreien konnte.

Doch ich war Zigeunerin und darauf trainiert, hinterlistig zu kämpfen.

Ich drehte mich so in seinem Griff, dass ich genau vor ihm stand und trotz der Waffe in seiner anderen Hand, die auf meinen Kopf gerichtet war, hob ich voller Kraft mein Bein und rammte ihm mein Knie mit solch einer Wucht in seine Eier, dass er mich sofort losließ und sich stöhnend an seine Kronjuwelen fasste.

Am liebsten hätte ich weiter auf ihn eingeprügelt, doch ich rannte so schnell es mir möglich war unter Tränen zu Nero, der ganz alleine im Mondlicht lag.

"Großer", wimmerte ich bei ihm angekommen und streichelte zitternd über seinen Kopf, um dann beruhigt durchzuatmen, als ich spürte, dass er noch atmete. Auch eine Schusswunde oder sonstiges konnte ich nicht finden. Vermutlich hatte dieser Bastard ihn betäubt.
"Alles wird gut mein Engel", schluchzte ich und spürte dann die Aura des Maskierten hinter mir, der mich aber zu meiner Verwunderung bei Nero im Sand sitzen ließ.

Flüchtig blickte ich zu ihm auf, wie er sich umschaute, was mir Zeit gab, meine wirren Gedanken zu sammeln...

Wieso haben die Wachmänner ihn nicht aufgehalten?!

"Na endlich", hörte ich dann plötzlich aus dem Nichts Juris Stimme, der gemeinsam mit drei weiteren Russen aus der Dunkelheit kam und nun verstand ich überhaupt nichts mehr...

Sollte ich nicht als Lockvogel dienen, um aus Brandon Geständnisse herauszuholen? Wie sollte das jetzt noch gehen, wenn Juri sich viel zu früh zeigte?

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt