»Streit1«

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Oben in meinem Zimmer angekommen, wartete ich noch, bis Nero auch hereingelaufen kam und schloss anschließend die Tür.

Von unten hörte ich nur noch lautes Geschrei und besorgt darüber, dass es meine Schuld war, ließ ich mich auf der Kante meines Bettes nieder und schaute betrübt zu Boden.

Am liebsten hätte ich mich eingemischt, so wie ich es auch bei meinen Cousins immer tat, aber ich wusste ja nicht einmal, worüber sie sich überhaupt so stritten...

Nero war wohl genauso beunruhigt über die Situation wie ich, denn er lief nervös auf und ab und schaute dabei durchgehend zur Tür, durch die man leider immer noch die Auseinandersetzung hören konnte.

Ich hasste es, wenn Familien sich stritten..

Da ich auf keinen Fall lauschen wollte,  stellte ich mich dann tief durchatmend an mein großes Fenster, wo ich plötzlich in der Dunkelheit am Strand jemanden erkennen konnte und verwundert darüber die Luft anhielt.

In meinem Zimmer war es stockdunkel, bis auf das wenige Mondlicht, von daher wusste ich nicht genau, ob diese Person mich auch sehen konnte, was mir aber trotzdem einen eiskalten Schauer über meinen Rücken jagte.

Flüchtig fiel mein Blick herunter zur Terrasse, wo ich einen Wachmann von uns sah, der damit beschäftigt schien, auf seinem Handy herumzuspielen.

Sehr beruhigend!!!

Mein Blick fiel wieder auf die dunkle Gestalt, bei der ich zwar kein Gesicht erkennen konnte, aber ganz genau sah, dass sie mich in dem Moment durchgängig anstarrte.

"Was zum...."

Mein Puls beschleunigte sich vor Angst und plötzlich war es mir völlig scheißegal, was für ein Problem die drei dort unten hatten. So schnell meine Füße mich trugen, rannte ich zu meiner Tür und die Treppen herunter, wo die Brüder immer noch damit beschäftigt waren, wild durcheinander zu schreien.

"Da ist jemand!", versuchte ich ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, doch sie beachteten mich überhaupt nicht, was mich unfassbar wütend machte, denn die Tatsache, dass ich beobachtet wurde, brachte mich beinahe um den Verstand.

"Halloooo!!!", schrie ich laut zwischen ihre Diskussion und es war Odran, der als erster fragend zu mir blickte, doch seine Augen funkelten vor Zorn.

"Was willst du verdammte scheiße?!", fauchte er mich immer noch erhitzt von seiner Diskussion an, da packte plötzlich Rian nach seinem Hals.

"Wage es nicht, in diesem Ton mit ihr zu sprechen!"

Danach entfachte sich eine neue Diskussion zwischen ihnen, wodurch ich mir nur fassungslos die Hand an meine Stirn schlug.

Das durfte alles nicht wahr sein!

Ohne die Drei nochmal versuchen zu unterbrechen, lief ich unbemerkt an ihnen vorbei auf die Terrasse und wandte mich zu aller erst dem Wachmann zu, der sofort sein Handy erschrocken in seine Hosentasche steckte.

"Guten Abend, Mrs-"

"Spar dir das! Komm lieber mit!", sprach ich selbstbewusst und lief ihm voraus dann die Treppe herunter, wo ich unten angekommen genau in die Richtung starrte, wo ich von meinem Fenster aus noch jemanden gesehen hatte.

Da der Wachmann eine Maschinenpistole in der Hand hatte und auch Nero sich an meiner Seite befand, empfand ich keine allzu große Angst mehr, doch nervös war ich trotzdem noch. Wie könnte ich auch nicht hier in der Dunkelheit...

Ganz in Ruhe ließ ich meine Augen durch die Dunkelheit schweifen, hörte dabei die rauschenenden Wellen neben uns, doch zu meiner Verwirrtheit, war da plötzlich niemand mehr zu sehen.

Entweder hatte ich es mir wirklich eingebildet vor lauter Stress, oder die Person war schon über alle Berge und dass nur, weil die drei Streithähne mir nicht zuhören wollten.

Ich spürte den immer noch warmen Sand unter meinen Füßen und lief dann irritiert über mich selbst einige Schritte in die Dunkelheit, bis ich plötzlich ein ganz leises, dumpfes Geräusch wahrnahm, dass sich so  anhörte, als wäre es direkt an mir vorbeigezogen.

Ehe ich überhaupt Zeit hatte, zu realisieren, was das war, fing Nero schlagartig so laut an zu bellen, dass ich heftig zusammenzuckte und mir vor lauter Schock fest an die Brust fasste.

"Mein Gott, Nero!", regte ich mich auf und drehte mich zu ihm herum, um geschockt dabei zuzusehen, wie der Wachmann sich genau wie ich ans Herz fasste, doch sein Ausdruck war ein anderer ...

"Lauf", presste er zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hindurch und kippte dann zur Seite um, während ich das Blut auf seiner Hand sah, unkontrolliert anfing zu zittern und geschockt feststellen musste, was dieses Geräusch war....

Schalldämpfer...

Meine Gedanken spielten verrückt, meine Atmung ging nur noch völlig unkontrolliert und mit Todesangst beugte ich mich zu dem Wachmann herunter, doch als ich ihm mit rasendem Herzen direkt ins Gesicht sah, wurde mir bewusst, dass er seiner Verletzung schon erlegen war.

Mein panischer Blick fiel zu Nero, der plötzlich knurrend in die Dunkelheit hinter mir rannte und erst da, fand ich den Weg zurück in die Realität.

"Nero!!!", schrie ich verzweifelt und stand hastig wieder auf, um ihm nachzusehen.

Ich spürte mein Herz mittlerweile bis zu meinem Hals schlagen und hörte dabei Nero immer wieder bellen, doch ich sah ihn nicht mehr. Am klügsten wäre es gewesen, die Treppen hochzusprinten, doch ich war nicht klug...

Auf keinen Fall würde ich Nero alleine lassen, der mich nur beschützen wollte.

Am ganzen Körper zitternd beugte ich mich noch Mal über den Wachmann und zog seine Pistole aus seiner Hose, um dann mutig Nero hinterherzurennen, den ich immer lauter bellen hörte, da ich ihm wohl immer näher zu kommen schien.

"Nero! Komm her", flüsterte ich dann, als ich ihn vor mir sah und er nur knurrend ins Nichts starrte.

Ich hatte solches Herzrasen, dass ich kaum noch Atmen konnte und als ich endlich Neros Halsband zu fassen bekam, spürte ich plötzlich ganz genau, dass jemand neben mir stand und mich intensiv musterte.

Voller Angst atmete ich einmal so tief durch, wie es mir nur möglich war und entsicherte dann die Waffe, um sie genau dorthin zu richten, wo ich den Fremden vermutete und hob dann mein Gesicht.

Auf den ersten Blick sah ich wieder nur beängstigende Dunkelheit, doch dann, ein gutes Stück von mir entfernt, sah ich wieder eine komplett schwarz angezogene Gestalt, der zu seinem Outfit auch noch eine dunkle Maske aufhatte.

Ich schluckte fest, während er den Kopf neigte und mich neugierig zu betrachten schien und als er dann ebenfalls seine Hand hob, erkannte ich, dass er mit seiner Hand die Geste einer Fingerpistole machte, um mich mit dieser langsam zu erschießen...

Die echte Pistole in meiner Hand liegend, zielte ich immer noch auf ihn, doch alleine seine ruhige Art mich zu beobachten, das Gefühl in dieser Dunkelheit vollkommen alleine zu sein, ließ meine Hand plötzlich widerwillig zittern, woraufhin er einige Schritte auf mich zukam.

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😳

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt