»Macht1«

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Oh mein Gott !!!

Völlig verschwitzt und außer Puste lag ich schweratmend neben einem absolut heiß aussehenden Mann und konnte es kaum glauben, dass dieser Mann wirklich mein Ehemann war...

Ich atmete einmal tief durch, versuchte meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen und drehte mein Gesicht dann zu ihm, um ihn dabei zu beobachten, wie er mit geschlossenen Augen dalag und genau wie ich nach Luft rang.

Und umso länger ich ihn dann unbemerkt musterte, umso mehr Zweifel kamen mir wieder in den Verstand...

Keine Zweifel an mir oder diesem atemberaubendem Sex, sondern Zweifel daran, was das hier für ihn überhaupt bedeutete.

Wollte er mich nur, weil ich eben da war?
Hätte er auch mit meiner Schwester jetzt so dagelegen? War ich nur ein leicht zu habendes Abendteuer, dass er, sobald es in der Politik klappen würde aus seinem Leben verbannen würde?

Und dann kam mir die Erkenntnis, wieso ich überhaupt darüber nachdachte... Ich hatte mich in ihn verliebt...

"Über was denkst du nach?", fragte er plötzlich und erst nachdem ich ihm auf seine Frage hin in seine Augen sah, bemerkte ich, dass auch er mich zu beobachten schien.

"Politik", meinte ich dann ertappt und sofort drehte er sich zu mir herum, stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und musterte mich verwirrt.

"Politik?", wiederholte er mich grinsend und ich erwischte ihn dabei, wie er flüchig an meinem nackten Körper heruntersah, ehe er mir wieder in die Augen sah.

"Ja", hauchte ich und drehte mein Gesicht wieder so, dass ich geradeaus an die weiße Decke starrte. "Ich hab mich nur gefragt, was sein wird, wenn du dein Ziel erreicht hast. Lässt du dich dann wieder von mir scheiden?"

Es entstand ein Augenblick der Stille, der mir völlig unangenehm vorkam und als ich dann unsicher wieder zu ihm herüberschaute, löste er seinen Blick von mir und stand so hastig auf, dass ich mich erstmal neu orientieren musste.

Ich stützte mich auf meine Arme und sah ihm verwundert dabei zu, wie er seine Klamotten wieder anzog und keinen Ton dabei sagte.

Mir wäre es in dem Moment sogar lieber gewesen, er hätte mich angeschrien oder rausgeschmissen, denn dieses Schweigen war einfach nur beängstigend.

"Ich muss noch einiges erledigen", meinte er dann plötzlich, als er sein Hemd zuknöpfte und es machte mich unfassbar wütend, dass er mich bei seinen Worten nicht einmal ansah.

"Ist das dein ernst?", wollte ich dann mit lauter Stimme wissen und zog die schwarze Decke um meinen Körper, um ebenfalls den Weg auf meine Füße zu finden. "Du fickst mich und sobald ich mir Gedanken über die Zukunft mache, willst du abhauen?"

"Nein", sprach er mit einer Kälte, die mich, nachdem wir uns eben noch so nah waren, einfach nur erschrak. "Ich gehe, weil du an mir zweifelst!"

"Ich zweifel doch nicht!", verteidigte ich mich, doch er hatte ja irgendwie Recht, aber war das nicht völlig normal?

"Keeva, ich hab dich wirklich in mein Herz geschlossen", fing er an und trat nah an mich heran. "Aber du musst dieser ganzen Situation Zeit lassen. Wie lange bist du hier? Nichtmal eine Woche und du denkst schon über die Zukunft nach. Das ist zu viel Druck für mich."

"Zu viel Druck?!", sprach ich sauer und fing völlig überfordert an meine Klamotten zusammen zu suchen. "Aber zu viel Druck um dir einen blasen zu lassen hattest du nicht!"

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, schnappte er mein Kinn unsanft und schaute mich dabei wütend an. Alleine sein Blick ließ mich leicht zittern und ich erkannte ihn überhaupt nicht wieder.

"Pass auf, was du da sagst und denk nichtmal dran, mir etwas vorzuwerfen, dass DU freiwillig angefangen hast!"

Ich wollte mich von ihm lösen, doch er ließ es nicht zu und erst, nachdem mir die ersten Tränen in die Augen stiegen, entfernte er seine Hand von meinem Kinn, lief zur Tür und verschwand aus ihr heraus.

Das hast du wieder super hinbekommen!

Es ärgerte mich, dass ich mir überhaupt solche Gedanken gemacht hatte. Natürlich wollte er nach so kurzer Zeit nicht über die Zukunft nachdenken, aber ich empfand es als wichtig, zu wissen, woran ich überhaupt war... Doch mittlerweile bereute ich es und wäre lieber unwissend und glücklich als in dem Gefühlschaos, in dem ich mich jetzt befand.

"Scheiße!", fluchte ich und zog mich dann schnell an, um mich kurz zu sammeln und mir die Frage zu stellen, wo ich jetzt überhaupt hingehen sollte.

In meinem Zimmer oben fühlte ich mich wegen dem Unbekannten nicht mehr wohl, hier in dem Zimmer hielt ich es keine Sekunde länger aus und nach unten wollte ich auch nicht, weil ich mir nicht sicher war, wohin Rian überhaupt verschwunden war.

Nur zögerlich lief ich planlos zur Tür, öffnete diese leise und spähte wie eine Einbrecherin in den Flur, wo ich aber außer leiser Musik nichts wahrnahm.

Sie kam aus dem Zimmer gegenüber und ich  überlegte gar nicht lange und klopfte an, in der Hoffnung, es wäre Senans Zimmer, was es zu meinem Glück auch war.

"Na", grinste er mich an uns stand nur mit einer Jogginghose bekleidet in der Tür, um mich von oben bis unten zu mustern. Es war mir unangenehm, aber immer noch besser als mich in den Flur zu setzen.

"Darf ich reinkommen?", fragte ich ihn und erwischte mich plötzlich dabei, wie ich sein Lippenpiercing anstarrte, mit dem er lächelnd herumspielte.

"Schon genug von dem Eisblock?", wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen und ich verdrehte daraufhin nur meine Augen.

"Nein, aber er hat etwas zu tun und ich will nicht alleine sein."

Er sah mich noch kurz durchdringlich an, um seine Tür ein Stück zu öffnen und mich reinzulassen.

"Nero", lächelte ich und sofort kam er von der kleinen Couch heruntergesprungen, um auf mich zuzulaufen.

Während ich in die Hocke ging, um Nero zu streicheln, schloss Senan seine Tür und ich fing an, mich neugierig umzuschauen.

Es war ganz anders eingerichtet, als Rians Zimmer.

Überall hingen Poster von Rockbands und an seinem Einzelbett, das hinten an der Wand stand, waren Led Lichter befestigt, die immer wieder in verschiedenen Farben aufleuchteten. Vor mir befand sich noch eine Couch und auf der anderen Seite war eine riesige Wohnwand mit TV und einer unfassbar teuer aussehenden Soundanlage.

"Willst du was trinken?", riss er mich aus meiner Beobachtung und ließ sich dabei auf seine Couch fallen, um auf dem Glastisch vor sich noch ein Glas zu stellen.

"Was hast du denn da?"

"Selbstgebrannten von Jake", grinste er und sofort schüttelte es mich.

"Dann lieber nichts", meinte ich und zuckte dann heftig zusammen, als ich plötzlich jemanden hinter mir wahrnahm.

"Schmeckt aber gut", flüsterte Jake mir ins Ohr und mit großen Augen drehte ich mich zu diesem herum, der sich anscheinend hinter der Tür versteckt hatte.

"Wie?"

"Wachmänner sind bestechlich, wie alles andere auch", lachte Senan über meine erschrockene Reaktion und gleichzeitig legte Jake mir seinen Arm um meine Schulter.

"Lass uns was trinken."

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🤦🏻‍♀️

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt