»Leben1«

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Als Rian gerade die Treppen herunterkam, betraten auch Odran und Nero wieder das Haus, während Senan immer noch am Tisch saß und ich den Obstsalat und die neuen Muffins fertig hatte.

"Also dann kann es ja losgehen", meinte ich begeistert und schnappte mir einen Muffin, um ihm meinen Ehemann genau vor den Mund zu halten, der mich nur skeptisch ansah.

"Und die schmecken?", wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen und als ich ihn dann wütend anfunkelte, biss er einmal hinein und nahm ihn mir anschließend zufrieden aus der Hand.

"Akzeptabel?", fragte ich lächelnd.

"Mehr als das", gab er mir zwinkernd zurück und schaute dann zu Odran, der schon den Obstsalat in sich hineinschaufelte.

"Wenn du weiter so viel isst, solltest du vielleicht öfter zum Sport", lachte Rian dreckig, woraufhin Odran sofort in seinen Veeteidgungsmodus ging und sein schwarzes Shirt hochzog.

Zum ersten Mal sah ich wirklich, wie durchtrainiert er war. Er hatte sicher kein Gramm Fett an seinem Körper und Muskeln, die so definiert waren, dass er locker für eine Bodybuilder Zeitschrift hätte Model stehen können.

"Gefällts dir?", riss Rian mich plötzlich mit kaltem Unterton aus meiner Starre, woraufhin ich rot wurde und den Kopf verneinend schüttelte.

"Nein."

"Nein?", wandte sich Odran sofort an mich und mit großen Augen schaute ich dann ihn an.

"Also doch, aber-"

"Also gefällt er dir doch", unterbach Rian mich und als ich dann unsicher zwischen den Beiden hin und hersah, fingen diese Idioten dämlich an zu lachen, während mein Herz mir bis zum Hals schlug.

"Ihr seid unmöglich!", regte ich mich leicht auf, doch auch ich musste über die Situation schnell lachen und wandte mich dann an Rian, der gerade fertig mit meinem Muffin war. "Können wir dann los?"

Er nickte zu Odran und ich wunderte mich, dass der Große Nero an eine Leine nahm.

"Dürfen Hunde da überhaupt rein?" erkundige ich mich und Rian schüttelte sofort verneinend seinen Kopf auf meine Frage.

"Zumindest keine Hunde von gewöhnlichen Kunden."

War ja irgendwie klar, dass die Regeln, die irgendwie für alle galten,  nicht für die Familie Gallagher bestimmt waren.

"So dann lasst uns los", meinte Odran und lief mit Nero schonmal zur Haustür raus, während ich Rian musterte, den ich zum ersten Mal in einer grauen Jogginghose sah. Das schwarze T-Shirt lag eng um seinen Oberkörper und er sah so sexy aus, dass  mir wirklich die Idee kam, mit ihm den ganzen Tag lieber im Bett zu verbringen, doch ehe ich diesen Gedanken zu Ende bringen konnte, setzte er sich eine schwarze Sonnenbrille auf und zog mich an der Hand mit sich raus.

"Bis später, Senan", rief ich noch und schon stand ich unter der grellen Sonne und sah mehreren russischen Wachmännern in die Augen, die Rian zunickten und mehr als nur geeignet für diesen Job wirkten.

"Welches Auto?", fragte Odran an Rian gewandt, der sofort auf seinen schwarzen BMW zeigte.

Mir war es immernoch ein Rätsel, wieso er nur mit diesem Auto fuhr, wenn hier doch mehrere viel protzigere Autos standen.

Nachdem wir alle eingestiegen waren und ich es mir auf dem warmen Leder des Beifahrersitzes gemütlich gemacht hatte, machte Rian laute House Musik an und wir fuhren in schnellem Tempo los.

So wie er fuhr, würden wir wahrscheinlich nichtmals ankommen.

"Geht's auch langsamer?", bat ich ihn dann, während ich meine Fingernägel schon angespannt in meine Oberschenkel gerammt hatte.

"Vertrau mir", lächelte er zu mir herüber und legte mir seine Hand beruhigend auf meine. "Das war das Auto meiner Mutter. Ich würde niemals einen Unfall riskieren. Erst Recht nicht mit dir neben mir."

Aha! Und da machte es Klick.

Voller Bedauern schaute ich zu ihm und obwohl er die dunkle Sonnenbrille aufhatte und auf seinen Lippen ein Lächeln lag, sah ich die tiefe Trauer... eher gesagt spürte ich sie und es tat mir auch weh, obwohl ich diese Frau leider nicht kennengelernt hatte.

Die restliche kurze Fahrt sprach keiner mehr ein Wort. Ich schaute mir die schöne Umgebung an, während Rian sicher das Auto lenkte und Odran hinten anscheinend halb eingeschlafen Nero streichelte, der hechelnd neben ihm saß.

Und dann waren wir endlich da.

Wir parkten direkt auf einem Parkplatz vor dem Eingang und nachdem ich mir das riesige Gebäude kurz angesehen hatte, wandte ich mich fragend zu Rian.

"Ich dachte wir fahren boxen? Das hier sieht aus wie ein Hotel."

Er lächelte, nahm dabei meine Hand und drückte ihr einen sanften Kuss auf.

"Der Boxclub ist im Keller. Oben gibt es einen Wellnessbereich und ein Restaurant. Desweiteren gibt es noch eine Halle, in der man schießen üben kann."

Beim Wort »schießen« wurden meine Augen groß, was wohl auch Rian bemerkte, der sofort auflachte.

"Ja, wir können auch da vorbeisehen."

Wir stiegen gemeinsam aus und während Odran und Rian vor mir herliefen wie zwei Bodyguards, hatte ich Nero an meiner Seite und ein dickes Grinsen im Gesicht.

Endlich Mal wieder ein normaler Tag!

An der breiten Tür, die nur aus Glas bestand, stand ein Glatzkopf in einem schwarzen Anzug und als dieser die Brüder entdeckte, stellte er sich sofort kerzengerade hin und verbeugte sich leicht.

"Guten Morgen, Mr. Gallagher", begrüßte er beide nacheinander und sah mich zum Schluss auch noch freundlich an, ehe er die Tür vor uns aufzog. "Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt."

"Dankeschön", gab ich ihm zuckersüß zurück und kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, spürte ich Rians Arm und meine Tailie, der mich nah an seine Seite zog, was ein Kribbeln in mir auslöste.

"Dieses Lächeln sollte nur ich sehen", flüsterte er mir amüsiert ins Ohr und ich freute mich sogar über seine leichte Eifersucht, während ich meinen Kopf zufrieden an seinen Arm lehnte und mir den großen Saal genauer ansah.

Die hohen Decken waren wirklich beeindruckend und während sich vor uns eine lange Rezeption befand, standen an den Seiten viele gemütliche Sessel mit kleinen Tischen, wo Männer, wie auch Frauen, mit ihren Laptops und Handys beschäftigt waren.

"Den Schlüssel bitte", wandte Odran sich an sie blonde Rezeptionistin und die Art, wie sie Odran ansah, war irgendwie voller Leidenschaft. Doch als sie dann Rian ansah und ich genau beobachtete, wie sie schwer schluckte und ihre Iriden über seine Brust schweifen ließ, legte ich meine Hand auf seine Wange und gab ihm einen sanften Kuss.

"Wofür war der denn?", fragte er sofort amüsiert und ich schmunzelte nur dämlich.

"Musste sein", gab ich von mir und schon folgten wir Odran auf die andere Seite des Raumes, wo sich drei Aufzüge befanden.

Natürlich schaute ich nochmals zurück und sah den giftigen Blick der Blonden, doch man sollte sich niemals etwas zu lange ansehen, was jemand anderem gehörte.

Und dann fuhr der Aufzug auch schon nach unten...

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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt