»Schüsse1«

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Als ich wütend auf Anjelika zuwollte, spürte ich plötzlich Rians Hand, die meine fester hielt als jemals zuvor und schaute mit zusammengepressten Zähnen zu ihm auf.

"Lass mich sofort los!", zischte ich wie eine Schlange, woraufhin er mich zu seinem Glück wirklich los ließ, während ich das Gefühl hatte, dass das Adrenalin nur so durch meine Adern hindurchrauschte.

Ich fixierte dieses Flittchen, deren Augen voller Panik schienen. Sie spielte nervös mit ihren Händen und schaute immer wieder hilfesuchend zwischen Rian und Juri hin und her, wovon Letzterer amüsiert grinste.

Vorsichtig kletterte ich aus dem Boxring, sprang herunter, schob dann die Ärmel meines weißen Pullovers hoch und ging entschlossen, ihr eine reinzuhauen, auf sie zu, doch kaum waren nur noch wenige Meter zwischen uns, stellte sich Juri mir plötzlich in den Weg.

Sein Aftershave war total penetrant, brannte sich in meinen Verstand und mit gerümpfter Nase schaute ich mit zusammengekniffenen Augen zu ihm hoch.

"Geh mir sofort aus dem Weg!", forderte ich bestimmend und ballte meine Hände dabei schon zu Fäusten. Ich war so wütend, dass es mir selbst schon Angst machte. Normalerweise hätte ich sicher anders reagiert, aber allein die Vorstellung, dass Rian etwas mit anderen Frauen hatte, ließ mich nur noch rot sehen und die kaum kontrollierende Eifersucht, krallte sich förmlich in alles was mich ausmachte.

"Ach, Keeva. Ich kann das nicht zulassen", meinte Juri mit einem provozierenden Lächeln und stellte sich dabei neben mich, um genau wie ich die ängstlich wirkende Anjelika zu mustern. "Ihr Zigeuner seid wirklich ein rachsüchtiges Volk und ich glaube, bei deinem von deinen Genen bestimmten Jähzorn kaum, dass von meiner Hure etwas übrig bleibt, dabei verdiene ich durch sie so viel Geld. Das wäre wirklich bedauerlich..."

Die Wut verschwand bei seinen Worten ganz langsam aus mir heraus, denn nun verstand ich, was sie überhaupt war. Ich öffnete meine Fäuste wieder und sah statt ihr nun Juri an, der meinen Blick triumphierend erwiderte.

"Du hast ja überhaupt keine Ahnung, wovon du da redest", ließ ich ihn wissen und sah wieder zu Anjelika. Durch Juris Worte wurde mir etwas bewusst. Sie war eine Hure, wahrscheinlich nichtmals freiwillig und dass sie sich an Rian herangemacht hatte, war vermutlich einfach nur ihr scheiß Job.

Doch trotzdem nagte es an mir !

Ich drehte mich zu Rian herum, der mich genaustens beobachtete und wandte mich dann erneut an diese Frau, während ich tief Luft holte.

"Wusstest du, dass er eine Frau hat?", fragte ich ohne Emotionen dabei zu zeigen. Sie schüttelte sofort verneinend den Kopf und wollte etwas sagen, doch ich hielt meine Hand hoch und ließ sie nicht zu Wort kommen. Das reichte mir.
"Jetzt weißt du es und kommt sowas nochmals vor, wird mich auch dieser Russe hier nicht aufhalten!"

Sie nickte und sah beschämt zu Boden, während ich mich wieder Juri zuwandte, der plötzlich laut lachte und seinen Arm um meine Schulter legte.

"Du bist wirklich eine Überraschung, liebste Keeva. So ruhig reagiert ihr doch sonst nicht", faselte er und mir wurde immer mehr bewusst, dass er Zigeuner wohl überhaupt nicht kannte.

"Vielleicht solltest du Menschen nicht alle über einen Kamm scheren. Immerhin kenne ich auch keinen einzigen Russen, der mit einem Kimono und Sandalen herumläuft wie ein Obdachloser."

Juris Blick wurde leicht fassungslos und ich hörte förmlich, wie Anjelika ängstlich Luft zog und irgendwie spannte sich alles in dem Augenblick an. Nicht nur meine Brust, wo mein Herz mir gegen meine Rippen donnerte, sondern auch alles andere. Selbst die Luft um mich herum wirkte gespannt.

Während keiner mehr etwas sagte, biss ich mir leicht auf die Zunge und bereute fast schon mein großes Mundwerk, bis Juri zu Rian sah und anfing zu lachen, was mir meine Anspannung aber trotzdem nicht nahm.

"Solltest du genug von ihr haben, würde ich sie sofort nehmen!", sprach er zu meinem Ehemann und sah mich dann wieder an. "Ihr müsste jemand Mal das Maul stopfen und ich würde nur zu ge-"

"Halt sofort deine verfickte Fresse!", hörte ich Rians kalte Stimme, der auch schnell neben mir stand und Juri wütend fixierte. "Noch ein Wort über sie und es wird dein letztes gewesen sein!"

Juri hob grinsend seine Hände und sah zwischen uns hin und her.

"Beruhigt euch. Ich wollte mich nur ein bisschen amüsieren. Ihr seid ja schon völlig voneinander in Besitz genommen", lachte er, doch mir war irgendwie nicht danach zumute, in sein dämliches Lachen einzustimmen. Irgendwie war er psychisch absolut nicht einzuschätzen und solche Leute waren gefährlich. "Und jetzt Kinder, lasst Rian und mich bitte alleine. Wir haben einiges zu klären."

Die Beiden sahen sich an, wobei Rian immer noch angespannt wirkte und mein Blick flog hinter ihn zu Odran, der mit Nero auf uns zukam.

"Keeva", sprach mich Rian dann an und gab mir einen sanften Kuss auf meine Stirn. "Geh mit Odran. Ich komme gleich nach."

Irgendwas kam mir komisch vor, allein wegen seiner ausdrucklosen Art zu sprechen und eigentlich wollte ich nicht ohne ihn gehen, aber ich wusste, wie er vor anderen war. Da duldete er keine Widerworte und ich nickte deswegen nur widerwillig und lief Odran aus dem Raum heraus hinterher, gefolgt von Anjelika, die anscheinend mit uns kommen wollte.

Ich war anscheinend zu nett zu ihr. Dachte die, ich würde mit ihr meinen Tag verbringen wollen?

Als wir den hellen Flur entlangliefen, drehte ich mich hinten angekommen zu ihr herum, woraufhin sie sofort leicht zusammenzuckte.

Eigentlich wollte ich sie doof anmachen und verjagen, doch dieses scheiß Mitleid kam erneut in mir auf, was mich genervt zu Odran blicken ließ.

Natürlich zuckte auch er nur mit den Schultern und da nahm ich mir dann einfach vor, ihre Anwesendheit vollkommen zu ignorieren. Sollte sie uns doch folgen, mir egal...

"So, da wären wir", meinte Odran in die Stille und hielt mir zuvorkommend die Tür auf, durch die ich gemeinsam mit Nero hindurchlief und meine Laune sich sofort von grundauf erhellte.

Geil!!!

Ich lief zu einem der Plätze, von dem aus man auf Pappaufsteller schießen konnte und innerlich tanzte mein Herz, denn jetzt konnte ich wenigstens Odran beweisen, wie gut ich im schießen war. Natürlich mit dem Hintergedanken, er würde es Rian erzählen und mein Ehemann wäre stolz auf mich.

Anjelika sollte es auch ruhig sehen, damit sie wüsste, was ihr drohte, sollte sie meine Worte nicht ernst nehmen.

"Hier", riss Odran mich aus meinen Gedanken und reichte mir einen Ohrenschutz und eine Schutzbrille. Während ich die Sachen anzog, lud er eine wirklich schöne schwarze Pistole und reichte mir diese dann grinsend, um sich selbst noch eine zu nehmen.

"Dann zeig Mal, was du mit deinen Cousins im Wald so gelernt hast."

Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und sofort stellte ich mich so auf, wie Padraig es mir beigebracht hatte.

Stabiler Halt! Das war meinem ältesten Cousin fast schon wichtiger, als das Schießen selbst.

Dann mit der rechten Hand die Waffe führen und die Linke stabilisierend unter die Rechte legen.

"Wo soll ich sie treffen?", fragte ich Odran herausfordernd und sah mir die schwarze Pappfigur dabei ganz genau an.

Sie hatte mehrere Kreise und natürlich am Herz ein ganz kleines Kreuz, was mich förmlich anlachte.

"Naja", meinte der Große und ich hörte förmlich die Belustigung in seiner Stimme. "Wäre gut, wenn du die Pappfigur überhaupt triffst."

Fassungslos schaute ich ihn an und biss mir dabei wütend auf meine Unterlippe.

Dachte er ernsthaft, ich würde überhaupt Probleme haben, die scheiß Pappfigur zu treffen?

"Sag wohin!", forderte ich erneut, woraufhin er nur dämlich grinste.

"Kopf."

Ich schaute wieder zu der Pappe, holte dabei tief Luft und während ich dann aufhörte zu atmen und mich nur noch auf mein Ziel konzentrierte, zählte ich von 3 bis 0 herunter  und drückte konzentriert ab.

Was habe ich wohl getroffen ....

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😳😳😳

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt