3. Voltus

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Vorsichtig balancierte ich den Käfig und gab den Code für meine Eingangstür ein. Mit einem leisen Surren öffnete sich die extra abgesicherte Tür und ich trat in mein gemütliches Drei-Zimmer-Apartment ein. Auf meinem Schreibtisch blinkten mich kleine blaue und grüne Lichter in der Dunkelheit an. Während das leise Schnurren der Lüfter zu hören war.

Zufrieden wieder zu Hause zu sein, ging ich hinein und drückte die Eingangstür leise mit dem Fuß zu.

Anschließend stellte ich behutsam den Behälter auf den Tresen zwischen Wohnzimmer und offener Küche und begab mich zu meinem Schreibtisch. Dort drückte ich ein paar Knöpfe und das Brummen wurde lauter, während mein Computersystem blau leuchtend zum Leben erwachte.

Mit einem zufriedenen Lächeln ging ich ins Bad, um eine Dusche zu nehmen.

Mir die Haare trocken rubbelnd stand ich in meinem Wohnzimmer und blickte mich um. Am bodentiefen Fenster stand ein riesiger Schreibtisch mit drei Bildschirmen. Daneben ein übergroßes Regal mit einer bunt blinkenden brummenden Serveranlage. Und vor dem Schreibtisch stand typischerweise, wie es sich für einen Nerd gehörte, ein super bequemer Gamerbürostuhl.

Mit meinem aktuellen Einkommen und durch guten Beziehungen konnte ich mir diese kleine geschmackvolle Wohnung in Boston leisten. Sie war viel schöner, als meine ehemalige winzige, abgewohnte Wohnung in New York. Diese hatte eine viel schönere Lage und war wirklich großzügig ausgestattet. Hier konnte ich den Tag über auf den Hafen schauen und hatte meine Ruhe, wenn mich die Vampire oder der Opus Dei mal in Ruhe ließen.

Ich warf mir das Handtuch lose über die Schulter und ging in die offene Küche. Sie war zwar schmal, aber modern, mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.

Bei einem Blick auf die Augen stellte ich fest, dass sich nichts verändert hatte. Enttäuscht öffnete ich die Kühlschranktür und schaute auf die Auswahl, die mir jede Woche freundlicherweise in ein Schließfach im Erdgeschoss des Hauses geliefert wurde. Blut und Wasser, mehr lag dort nicht drin. Schön geordnet nach Verfallsdatum und mit einer Aufschrift, wann und wo das Blut entnommen worden war.

Es war heute nicht mehr so schwierig, an Blut zu kommen. Man musste nur der örtlichen Blutbank ein Dauerattest seines Arztes vorlegen. Ich zum Beispiel hatte aktuell eine seltene Bluterkrankung.

Frech grinste ich in mich hinein. Schließlich war ich ja auch immer viel zu blass und schon wurde das Material auf Dauer ohne Rückfragen geliefert.

Besorgt dachte ich an die Augen und entnahm dem Kühlschrank einen halben Liter Blutgruppe Null, eindeutig meine bevorzugte Sorte, und stach einen Metallstrohhalm achtsam hinein.

Vorsichtshalber probierte ich langsam saugend daran. Denn jede Tüte war anders und jeder Mensch hatte unterschiedliches Blut. Manchmal von einem Alkoholiker, manchmal mit irgendwelchen Krankheiten. Mal mit mehr roten Blutkörperchen, mal mit einer Entzündung. Es war jedes Mal ein Herantasten an den Geschmack.

Nachdem ich vorsichtig daran gesaugt hatte, atmete ich erleichtert auf. Keine Auffälligkeiten. Es gab keine Auffälligkeiten und der Geschmack war jung und gesund. Der großzügige Spender war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt gewesen und stand in der Blüte seines Lebens.

Zufrieden atmete ich tief ein und nahm gleichzeitig eine Brise des Blutes in meine Nasenhöhle auf.

So muss es sein. Einfach perfekt. Nicht wie letzte Woche, wo ich doch tatsächlich eine Tüte entsorgen musste. Es war einfach undefinierbar gewesen. Das war ärgerlich und ein teurer Spaß. Denn jede Tüte kostet schließlich einhundertzwanzig US-Dollar. Keine Kleinigkeit, wenn man jeden Tag mindestens eine Tüte benötigte und ohne Schlaf oder im Einsatz eigentlich zwei Tüten trinken sollte.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt