60. Fütterung

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Es war nun schon bereits unser fünfter Einsatz, seitdem ich zum Domus gewählt wurde und den Bostoner Clan anführte. Ich dachte, die Opus Dei würden ruhiger werden, nachdem wir die zwei Vampire in Boston befreit hatten. Aber dies war nicht der Fall und das Vorgehen der Kirche wurde immer aggressiver.

Mit dem letzten Einsatz, bei dem wir einen schwerverletzten Vampir und diese Augen befreit hatten, waren wir sogar gezwungen gewesen, unser Einsatzgebiet bis in die Wälder an der kanadischen Grenze auszubreiten. Und alles nur, weil sie wahrscheinlich einen Engel suchten.

Nach jedem Einsatz kam die gleiche Frage auf: „Wo war der Engel?"

Ich seufzte. Warum konnten Vincenzo und ich nicht einfach zusammenleben und die Unendlichkeit genießen?

Bei seinem einzigen Besuch zur Clangründung hier in Boston hatten wir nicht mal Zeit für uns. Ich war idiotischerweise mal wieder ohnmächtig geworden und er musste, nachdem er mich zu Hause abgeliefert hatte, sofort zurück nach New York. Durch den Angriff auf den Clubixx war er überall bekannt und hatte einen Termin nach dem anderen. Außerdem war ich eine Gefahr für ihn. Was würde passieren, wenn die Kirche mich angreift und er wäre gerade bei mir? Nicht auszudenken, was alles passieren könnte. Er würde zu meiner Verteidigung alles tun... Es war besser so, wie es jetzt war. Ich konnte schließlich schlecht zur Kirche gehen und denen erzählen, dass es keinen Engel auf Erden gab. Das würden die auf keinen Fall akzeptieren und ich wusste ja auch nicht, was ich wirklich war. Also war ich wahrscheinlich mit schuld, dass Vampire gefoltert wurden. Diese Kirchenidioten, dachte ich und schüttelte angewidert den Kopf.

Ich mochte schuld sein, aber ich konnte es nicht ändern. Ich konnte nur mithelfen, die Vampire zu retten.

So wie der letzte Einsatz, der sehr zufriedenstellend gewesen war. Auch wenn ich jetzt Besitzer von zwei Augen war, mit den ich nichts anfangen konnte.

Zufrieden schaute ich aus dem Fenster. Es war mal wieder Zeit für eine neue Tüte Blut.

Ich schlurfte im Schlafanzug in die Küche und schaute in den Kühlschrank.

Ich überlegte. Auf jeden Fall musste ich mehr bestellen, wenn ich meine neuen Haustieraugen weiter füttern wollte und der Verbrauch weiter so hoch war, würde es diese Woche nicht reichen und bei der vielen Arbeit war mein eigener Verbrauch auch höher.

Ich schaute auf meine Uhr. Zeit schlafen zu gehen. Salvatore würde heute sich nicht mehr melden. Wie jeden Tag vermisste ich ihn. Kurz schloss ich meine Augen und sah ihn lächelnd vor mir, mit seinem tiefen schwarzen Blick. Aber ich wusste, dass er heute seine Clanbesprechung hatte und zu beschäftigt war für mich. Das waren die wenigen Tage, an denen er sich nicht meldete.

Aber er wusste, wo ich war und konnte dies auch auf seiner Uhr nachprüfend. Grinsend schaute ich darauf. Ich war selbst schuld, dass ich überwacht wurde wie ein Schwerverbrecher. Ich vermutete, dass er auch dauerhaft dafür gesorgt hatte, dass mir jemand folgt, wenn ich das Haus verließ. Denn ich konnte jederzeit spüren, dass ein Vampir in der Nähe war. Aber sie waren gut. Ich sah sie nur ganz selten und dann grüßten sie mich einfach freundlich und gingen ohne weiteren Kommentar an mir vorbei.

Gut, damit konnte ich leben. Insgesamt fühlte ich mich dadurch sicherer, auch wenn dies, Salvatore viel Arbeit machte. Aber das war sein Problem. Denn eigentlich konnte ich mich auch selbst schützen. Dafür brauchte ich keinen anderen Vampir.

Erneut lächelte ich in mich hinein. Was soll's. Ich hatte mich nun mal mit Salvatore eingelassen und so musste ich damit leben. Ich war froh, dass Vincenzo noch nicht wirklich mitbekommen hatte, dass den gefundenen Vampiren immer die gleiche Frage gestellt wurde. Wahrscheinlich hätte er mich doch eingesperrt, wenn es nach ihm gegangen wäre. Außerdem machte ich mir Sorgen um den Club und Sal. Es war jederzeit möglich, dass diese Verrückten ihn persönlich angriffen, oder erneut den Club. Ich wusste, dass die Kirche schon immer gegen die Vampire gearbeitet hatte. Aber dass sie jetzt so aggressiv vorging, wahr wohl neu. Sie opferten ohne Hirn und Verstand ihre eigenen Anhänger, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt