36. Clantreffen

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Tage später stand ich im hellen Flur der Penthouse-Wohnung und sah Gio einen großen braunen, gut verklebten Versandkarton aus dem Fahrstuhl ziehen.

Er überprüfte den Lieferschein. „Der Karton ist für Salvatore. Ich habe ihn für ihn bestellt. Es ist eine Überraschung für dich, soweit ich weiß. Aber du darfst ihn noch nicht öffnen."

Kritisch schaute ich den großen Karton überlegend an. Er hatte bestimmt die Abmaße von einem Meter mal zwei Meter.

Gio lächelte und zog weiter an dem sperrigen Karton und verschwand damit in Salvatores Schlafzimmer, wo er ihn vorsichtig an die Wand lehnte. Dann ging er zurück in den Fahrstuhl und trug einen weiteren kleinen Karton herbei.

Neugierig folgte ich ihm. Salvatore hatte mir ja schon Geschenke gemacht, die ich abgelehnt hatte, aber was sollte dies sein? Nachdenklich stand ich davor. Es war keine typische Verpackung oder Form für einen Fernseher oder Bildschirm, aber irgendwie hatte es die Größe.

Gio gesellte sich grinsend zu mir. „Lass ja die Finger davon. Ich denke, er würde sauer werden, wenn du zuvor hineinschaust", meinte er und stellte alles in einer Ecke ab und verließ die Wohnung wieder.

In der Aufregung der angesetzten Veranstaltung dachte ich nicht mehr an die Lieferung. Meine Organisation klappte gut. Jeder Mitarbeiter wusste, was er zu tun hatte und ich koordinierte alles über Funk.

Ich hatte Angst, mit so vielen Menschen und Vampiren zusammenzukommen und hielt mich von allem fern, soweit es ging. So saß ich ganz entspannt mit meinem Blutdrink in meinem menschenleeren Büro. Gio oder einige Mitarbeiter kamen manchmal hereingerannt, um etwas zu klären, aber ich hatte so weit alles im Griff.

Ich hörte viele verschiedene Stimmen und Lachen auf der Büroetage. Man traf sich und so wurde am ersten Tag alles Wichtige für die Clans besprochen.

Gegen Abend wurde es ruhiger und viele Teilnehmer verlagerten ihre Anwesenheit in Richtung des Clubs. Ein paar ältere Herrschaften und kleine Gruppen blieben auf der Etage. Ihnen wurde von freundlichen Kellnerinnen Getränke und Snacks geliefert und sie unterhielten sich.

Ich ging an den offenen Türen vorbei und hörte zufrieden die Wortfetzen.

Über die Treppe erreichte ich die Küche des Clubs, wo mich auch schon einige Mitarbeiter mit Fragen zur Organisation des Abendessens erwarteten, welches als Flying Snacks unter den Anwesenden verteilt werden sollte.

Insgesamt kam ich mir wie ein Dirigent vor. Ich wusste gar nicht, dass mir so etwas lag, aber alles klappte. Meine akribische Vorbereitung zahlte sich nun aus.

Die Abendveranstaltung im Club begann und die elegant gekleidete Gäste trudelten nach und nach ein. Ich hörte lautes Lachen und viele verschiedene Stimmen, sogar einige Fremdsprachen waren dabei. Menschen und Vampire vergnügten sich zu lauter wummernder Musik und tanzten ausgelassen.

Salvatore kam elegant gekleidet im schwarzen Smoking in die Küche, in der ich mit einem kleinen Knopf im Ohr alles koordinierte. Er klopfte mir kurz auf die Schulter und ich nahm den Knopf aus dem Ohr.

Liebevoll schaute ich ihn an. Auch wenn ich nicht gay war, sah er beeindruckend gut aus. Wirklich elegant und in meinen Augen hocherotisch, mit seinem aristokratisch mystischen Aussehen und den breiten Schultern. Der Maßanzug stand ihm hervorragend. Seinen Anblick genießend lächelte ich vor mich hin und dachte an die eine Szene in dem Boyslove Movie, den ich während meiner Gay Recherchen gesehen hatte. In der wurde der Hauptdarsteller von seinem Partner an jeder Stelle seines Körpers intensiv geküsst nach einer Abendveranstaltung.

Meine imaginären Ideen mit Vincenzo hierzu, gingen mit mir durch. Allein die Vorstellung, ihn langsam lustvoll aus dem Smoking zu pellen ließen meine Wangen aufbrennen, während er animalisch knurren würde und nach mehr Aufmerksamkeit betteln sollte. Oder sollte ich ihm, sein wie angegossenes gutsitzendes Hemd einfach vom perfekt muskulösen Körper fetzen? Ich war mir noch nicht sicher, wie ich meine Zunge auf seine heiße Haut aufbringen sollte, sodass sie eine brennende Spur auf ihm hinterlassen würde. Aber die Vorstellung insgesamt, brachte meinen Puls ziemlich in Wallung.

Salvatore lächelte mich anstößig wissend an. „Ich kann ja nicht viel sehen bei dem Licht, aber dich kann ich klar erkennen. Kann es sein, dass du gerade an etwas Erotisches denkst? Deine Lichtaura pulsiert."

„Oh", sagte ich peinlich berührt, schaute von ihm weg und versuchte mich auf etwas Anderes zu konzentrieren, was mir wirklich schwerfiel.

Er trat einen Schritt auf mich zu und strich mit seiner großen Hand liebevoll über meine leicht rot verfärbte Wange. „Ich danke dir für den klaren Blick auf dich, mein Engel. Im Club bei dem vielen Licht und den vielen Personen finde ich es schwierig mich zu orientieren und ich danke dir für deine Liebe, die du mir zeigst."

Verlegen legte ich mein Gesicht in seine warme Hand und meine Haut kribbelte heiß an der Stelle, über die er strich.

„Soll ich Gio zur Unterstützung herbeirufen?", fragte ich besorgt, als ich meine Gedanken wieder in die richtigen Bahnen gebracht hatte.

„Lass mal. Gio koordiniert die Vampire draußen vor dem Gebäude. Wir haben fest mit einem Angriff der Opus Dei gerechnet. Es ist besser, wenn er draußen bleibt, um uns zu schützen. Ich finde mich schon zurecht."

Nicht ganz überzeugt, blickte ich ihn an. Ich wusste, dass es ihm bei dem Lärm und den Lichtverhältnissen wirklich schwerfiel sich zurechtzufinden.

„Du wolltest mir doch helfen bei dieser Show. Eigentlich ist es nur ein kleiner Show-Akt, den Gio sich ausgedacht hat. Aber so wie es aussieht, wird es etwas ganz Besonderes. Ich denke sogar, wir werden es hinbekommen, dass es etwas Einmaliges in der Welt wird. Etwas, was die Welt noch nie gesehen hat. Denk dran, du hattest bereits zugesagt und ich liebe dich dafür. Gio hat alles extra organisiert und ich will ihn nicht enttäuschen."

Verdutzt nickte ich. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern. Helfen schon, aber ich dachte eher an die Organisation. Ging es hier um meine Mitwirkung?

Überraschend trat Salvatore einen Schritt vor, umarmte mich und strich mir sacht liebevoll über den Rücken, während ich eine Gänsehaut davon bekam. Er kam ganz nah an mein Ohr und flüsterte mit seiner tiefen erotischen Stimme: „Ich habe eine Überraschung für dich. Bitte geh nach oben in mein Schlafzimmer und zieh an, was ich da für dich bereitgelegt habe. Dann komm mit dem Fahrstuhl wieder in den Club gefahren. Ich warte da auf dich, mein Engel."

Meine Gedanken überschlugen sich. Ich wollte Gio und Salvatore nicht enttäuschen, aber ging es hier darum, dass ich bei der Show mitmachen sollte? Mein Herz klopfte unruhig und ich wurde unsicher. Was kam da auf mich zu, fragte ich mich.

„Ich soll mitwirken?" Fragte ich ehrlich besorgt aufgeregt.

Sal nickte: „Eigentlich kein Problem. Du musst nur anziehen, was oben für dich bereitliegt und den Fahrstuhl zur oberen Ebene des Clubs nehmen... Ich warte auf dich. Enttäusch mich nicht und denke daran, ich liebe dich über alles. Du kannst das, du bist jetzt ein Vampir!" Sagte er lächelnd und strich mir liebevoll über das Gesicht.

Meine Haut kribbelte erneut und mein Leuchten wurde wieder heller. Er hatte immer noch diese unglaubliche Wirkung auf mich.

Ich war mir nicht sicher, was das sollte, überlegte ich und hörte mein Herz laut aufgeregt in meiner Brust schlagen. Trotz meiner tiefen Besorgnis nickte ich zustimmend. Ich durfte den Helden meiner Träume nicht enttäuschen, dachte ich ergeben.

„Himmel Herrgott nochmal, was ist das denn?", fluchte ich laut in Salvatores Schlafzimmer.

Damit hatte ich nicht gerechnet. So etwas gab es nicht noch mal! Waren den alle beide verrückt geworden? Das konnte nicht für mich sein. Das konnte nicht sein.

Maßlos überrascht stand ich mit offenem Mund vor der Wand gegenüber Salvatores Bett.

Denn so was hatte ich noch nie gesehen und konnte nicht glauben, dass so etwas wirklich existent war!

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt