Es war eine traumhafte Woche. Ich war mit einem Mal in einem Märchen. Salvatore verwöhnte mich eine Woche lang in jeglicher Hinsicht. Wir genossen jede Nacht miteinander und die Tage verbrachten wir indem wir entspannt auf der Terrasse saßen oder lange Spaziergänge unternahmen. Es war wie Urlaub. Er konnte tagsüber nicht viel sehen. Aber jeden Tag kam ein Mitarbeiter aus dem Büro und besprach alles mit ihm. Salvatore hatte einige Unternehmungen am Laufen und das Büro stellte die Versorgung für die große Gruppe an Vampiren mit Blut und anderen notwendigen Dingen sicher, die der Sektion Nord angehörten. Ich stellte fest, dass er der Mittelpunkt war und sich viele auf ihn verließen. Der zweite Besuch der jeden Tag kam war Gio, der sich im Büro um alles kümmerte, was für die Sicherheit notwendig wurde. Oft saßen sie zu zweit und diskutierten über die aktuellen Ereignisse. Gio sah nicht begeistert aus. Ich vermutete, dass sie auch die Sicherheitsvorkehrungen um den Club erhöhen würden und das Gebäude besser absichern wollten und dass sie über mich sprachen. Salvatore würde nicht loslassen. Alles würde sich um mich drehen.
Ich konnte das nicht zulassen. Ich musste etwas unternehmen. Ich gehörte irgendwie nicht dazu. Alle hatten eingefahrene Strukturen und ihre Aufgaben. Ich aber... ich gefährdete alles, was sie sich aufgebaut hatten. Ich war ein Hindernis. Was ist, wenn Opus Dei der Meinung war, dass es wirklich einen Engel gab? Wenn dies dem Vatikan zu Ohren kommen würde. Würden sie mich einfordern? Würden sie wirklich Jagd auf mich machen? Ich musste mein Können verheimlichen. Salvatore brachte mein Licht hervor. Ich war eine Gefahr für alle und ich konnte nicht wirklich helfen. Ich wusste immer noch nicht, wie ich mein Licht zum Leuchten bringen sollte, außer ich war selbst einer Gefahr ausgesetzt und dann? Keiner wusste, wie lange ich alles einfrieren konnte oder ob ich immer so reagieren würde. Ich war gefährlich und sie wussten es. Gio gab dies mir dies mit seinen Blicken auch zu verstehen. Er wollte mich nicht bei Salvatore haben. Er begleitete Salvatore schon lange. Ich dagegen erst ein paar Monate und ich war keine Hilfe.
Ich musste etwas unternehmen.
Ich hatte das Glück, dass ich die ganze Zeit meinen Rucksack mit mir geschleppt hatte und somit meine persönlichen Sachen wie Papiere und mein geliebter Rechner da waren. Somit war es kein Problem für mich die Zeit zu überbrücken, in der Salvatore keine Zeit hatte.
Mein Forum war eine Quelle an interessanten Informationen. Der Überfall ging quer durch das ganze Internet. Nicht nur die Vampire sprachen darüber. Überall in der Welt wurde über die Schießerei und deren Verrückte berichtet. Die Stadt New York musste sogar die Straßen wegen der Schaulustigen absperren. Eine Gedenkveranstaltung in einer Kirche vor Ort wurde abgehalten und der Club wurde durch - welche Ironie - die katholische Kirche gesegnet. Sie waren sogar im Club und hatten ihre Gebete gesprochen. Ich musste grinsen. Ich vermutete, sie hatten dafür Exorzisten aus Rom mitgebracht und wenn ich Pech hatte suchten sie mich.
Salvatore verlor darüber kein Wort. Ich vermutete, dass er mich nicht zusätzlich ängstigen wollte.
Wenn Salvatore beschäftigt war machte ich alleine einige Spaziergänge über das Anwesen. Die Pferdezucht war beeindruckend und süße Katzen rannten in den Ställen umher. Die Pferde zogen mich an. Es war schön sie zu streicheln. Sie hatten erst Angst vor mir, aber nach ein paar Möhren gewöhnten sie sich an mich. So saß ich oft auf einem Strohhalm kauend auf dem Heuballen vor dem Stall und dachte nach.
Ich musste gehen. Ich war eine Gefahr für ihn. Meine Andersartigkeit durfte nicht in die Öffentlichkeit gelangen und wenn ich ihn liebte, musste ich auf Abstand gehen und mit mir selbst erst mal klarkommen. Ich wusste immer noch nicht, wie ich dieses Licht und dieses Zeiterstarren kanalisieren konnte.
Faszinierend war, was geschah, wenn ich mit Salvatore zusammen war. Ich konnte den ganzen Raum erhellen und wir beide lagen dann nebeneinander und schauten uns den traumhaft schön leuchtenden Tunnel gedankenversunken an. Ich war froh, ihn bei mir zu haben, aber ich wusste es war ein Abschied für mich. Wir konnten hier nicht bleiben, versteckt auf diesem schönen romantischen Anwesen. Salvatore hatte Verpflichtungen übernommen und war mit seiner Arbeit zufrieden. Er hatte es sich über Jahre aufgebaut und wollte noch ein paar Jahre damit weitermachen, bevor er mit seiner ganzen Truppe die Stadt wechseln wollte. Er war ein Clanchef und das mit Leib und Seele. Er hatte nicht die Zeit sich um ein einzelnes schwaches Reh zu kümmern. Ein Löwe würde das schwache Tier reißen und nicht mitschleppen. Mir war klar, dass ich ein Hindernis für ihn war. Er musste sich noch um Andere kümmern. Ich war nur ein Problem. Er wusste es noch nicht, aber der Blick von Gio sagte mir alles. Normalerweise würde Sal nicht hier sein, sondern am Ort der Ereignisse. Er hatte Aufgaben. Salvatore war nur wegen mir hier. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich mir wieder etwas antun könnte. Ich war immer noch ein Jungvampir und musste umsorgt werden nach Ansicht der alten Vampire.
Ich lachte. Ich war wahrscheinlich beherrschter, als alle zusammen. Ich hatte keine Probleme mehr damit mit Menschen, die auf diesem riesigen Anwesen lebten und arbeiteten, zusammen zu kommen. Idealerweise hatte ich ein Getränk mit Blut bei mir, aber es ging auch ohne. Ich konnte deren Geruch sehr gut ausblenden.
Es gab Wichtigeres als Nahrung. Ich musste mir überlegen, wie ich von diesem Grundstück wegkam.
Ich lieh mir Wanderstiefel aus, nahm meine Thermoskanne und begann das Grundstück zu erkunden. Mir begegneten immer wieder Vampire als Wachschutz für mich und Salvatore. Sie hatten mich die ganze Zeit im Blick. Salvatore würde mich keinen Schritt alleine machen lassen. Die Opus Dei hatten sich bereits einzelne Vampire ohne Schutz geschnappt und diese auf ihre eigene nette brutale Weise gefoltert und umgebracht. Salvatore trug die ganze Zeit sein Handy mit sich herum und sobald ich das Haus verließ, konnte er sehen wo ich war mit dem Ortungssystem, welches auf seinem Handy installiert war.
Ich Vollidiot hatte ihm dazu auch noch die Möglichkeit gegeben.
Ich prüfte meine Finanzen. Mein Forum brachte genügend Geld ein, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Ich konnte meine Miete und mein Blut selbst tragen. Aber wo sollte ich leben? Ich wollte eigenständig sein. Nicht abhängig von irgendjemanden. Mir war klar, dass ich mich nicht verstecken konnte. Salvatore würde sonst alles in Gang setzten, um mich zu finden. Ich wollte nur ein wenig Abstand zwischen uns haben. Es sollte zu seinem Schutz sein und für seine Konzentration. Ich nahm über das Forum Kontakt zu dem netten Vampir aus Boston auf. Er hatte ja berichtet, dass die Stadt ein ruhiges Pflaster sei und jeder machen könnte, was er wolle. Er erkundigte sich für mich nach einer Wohnung und meldete sich kurzfristig bei mir. Ein anderer Vampir wollte seine Wohnung für zwanzig Jahr vermieten. Voll möbliert, das war ideal für mich.
Ich beobachtete den Haushalt. Jeden Mittwoch wurde Blut in einem kleinem Lkw geliefert. Es war ein Versuch wert und wahrscheinlich meine einzige Chance das Anwesen unbeobachtet zu verlassen.
Salvatore verabschiedete sich am gleichen Abend von mir und strich mir nochmal liebevoll über den Kopf. Wir standen bereits an den Autos die ihn nach New York begleiten sollten.
Ich umarmte ihn fest aber traurig: „Wir sehen uns. Keine Sorge. Kümmere dich erst mal um alles Wichtige. Dein Clan wartet auf dich. Du wirst gebraucht. Ich liebe dich." Meine Emotionen für ihn ließen einen hellen Lichtschein kreisend, um uns erstrahlen. Die anderen Vampire, die zu seinem Schutz und meinem um uns standen, weiteten staunend die Augen. Ich wollte sie nicht beeindrucken. Aber Salvatore sollte mich gut sehen können und so erst mal in Erinnerung behalten, bis wir uns wieder trafen.
Er drückte mich fest und winkte mir aus dem Auto nochmal zu.
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Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)
VampirosEs gibt Vampire, aber ein Vampirengel? Ein Widerspruch in sich! Wie kann das sein? Wie kann ich das sein? Warum bin ich schon wieder anders? Kann ich nicht sein wie jeder andere? Was will dieser Mann von mir? Dies ist der fast ausweglose Kampf von J...