47. Mein Ziel

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Ich hatte ein Ziel!

Ich musste unbedingt an die Schaltelemente der Beleuchtung, wenn ich helfen wollte.

Schnell kroch ich weiter.
Mit einem Mal durchfuhr mich ein fieser stechender Schmerz und ließ mich innehalten. Mit schmerzerfülltem Gesicht schaute ich auf meine Hand. Mist, eine große spitze Glasscherbe steckte darin. Kein Wunder, die Flaschen waren teilweise zerschossen und lagen in Form von bunten Glasscherben auf dem Boden herum. Hell tropfte Blut von meiner Handfläche. Ich stöhnte vor Schmerz auf, als ich die spitze Scherbe aus meiner Hand zog. Leider waren meine Schmerzen bei Verletzungen immer noch dieselben. Das hatte sich mit dem Vampirdasein nicht geändert. Noch mehr Blut lief warm an meiner Hand herunter.

Ich war ein Vampir, das würde schnell heilen, also kein Problem, dachte ich grimmig.

Mit einem Mal hörte ich einen Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„James!"

Scheiße, dachte ich. Salvatore konnte mich riechen! Mein Blut war für ihn ganz klar herauszufiltern, unter allen anderen penetranten Gerüchen nach hitzigen brennenden Schweiß, süßlich metallischen Blut und stinkenden Urin, die hier durcheinanderwirbelten.

Ich zog eilig ein Geschirrtuch von der Spüle herunter und umwickelte meine tropfende Hand.

Ich musste weiter! Ich gefährdete ihn, wenn ich nichts unternahm. Er würde nur mich schützen wollen, statt die anderen, das wusste ich. Ich musste schnell etwas unternehmen.

Vorsichtig robbte ich weiter.

Durch die Scherben rutschend erreichte ich eine ganze Leiste mit verschiedenen Schaltern. Ich wusste nicht, welche die Richtigen waren. Aber eigentlich war es egal. Hauptsache, es wurde dunkler im Saal.

Einen nach dem anderen drückte ich sie herunter und es wurde endlich etwas schummriger im Raum. Diese nervenden blinkenden Rundumleuchten gingen endlich aus.

Hinter dem Tresen versteckt, hörte ich irgendwo Salvatore verzweifelt laut meinen Namen brüllen. Eine Gänsehaut überlief mich.

Ich musste weitermachen und mich nicht ablenken lassen. Auch wenn mir sein Ruf durch Mark und Bein ging. Langsam wurde es noch dunkler. 

Ich schaffte es. Nun war nur noch die grünliche Notfallbeleuchtung an. Die konnte man nicht abschalten, soweit ich wusste.

Erneut hörte ich laut Schüsse peitschen. Glas splitterte über mir. 

Schützend hob ich hektisch meine Hände über meinen Kopf. Große Scherben landeten laut klirrend auf mir. Weitere Schüsse schlugen unüberhörbar laut neben mir ein. Es ratterte wild und ein Hagel an Geschossen flog über mich hinweg und ließ alles um mich herum zerbersten.

Das Maschinengewehr! Oh, Gott. Ich hoffte, dass der Tresen mich schützen würde. Auf jeden Fall saß ich in der Falle. Um mich herum wurde es immer lauter. Hier kam ich nicht weg und zog die Beine an mich heran, um mich hinter dem Tresen, wie unsichtbar zu verschanzen, in der Hoffnung, dass mich keiner wahrnahm.

Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. 

Auch ich war ein Vampir und konnte klar in der Nacht alles, trotz Dunkelheit gut erkennen. Alle Gegenstände hoben sich schwarz-weiß vom Hintergrund gut sichtbar ab.

Hektisch schaute ich mich um, in der Hoffnung irgendwo eine Ecke zu finden, in der ich mich verkriechen konnte. Zur Abwehr nahm ich eine abgebrochene Flasche in die Hand, die vor mir einsam zwischen den ganzen Scherben lag. Jack Daniels, lass ich noch.
Ich hatte Angst. Ich musste hier heraus. Es wurde immer bedrohlicher und lauter. Ich hatte keine Waffe und hatte nie schießen gelernt. Ich hatte keine Chance mehr, hier etwas zu unternehmen. Ich stand Salvatore nur im Weg und lenkte ihn mit meinem Geruch ab.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt