Das hatte hoffentlich gesessen, dachte ich.
"Sie können Ihren Mund jetzt wieder schließen. Die Brillenschlange kommt gerade", grinste ich schmunzelnd nach meiner Eröffnung, die ihn ziemlich blass werden ließ und er nun aussah, als würde ein böser weißer Geist im finsteren Kleid vor mir stehen. Seine Finger hatte er wütend in der Tischplatte verkrallt. Inzwischen wurde sein Gesicht auch noch rot. Eine Dampflok? Tut, tut, dachte ich erheitert.
Schon hörte ich das Klappern des Geschirrs, als die Kleine lächelnd an unseren Tisch trat.
Der Mann vor mir schloss schnell seinen Mund und sein Gesicht verschloss sich zu einer kalten abweisenden Maske. Während sich eine Hand von der Tischkante löste und er sie in seiner Soutane verkrallte.
Im Kampf stumm versunken schauten wir uns beide an, während Johanna den dampfenden Tee vor ihm abstellte.
Irgendwie konnte ich ein Lächeln einfach nicht unterdrücken. Endlich war diese beschissene Arroganz weg. Endlich hatte ich einen lebendigen Menschen vor mir. Einen mit Emotionen. Einen, den ich auch lesen konnte. Mal sehen, wo wir beide landen würden, dachte ich schmunzelnd. Scheiterhaufen oder Altar. Irgendwo dazwischen wäre es mir am liebsten. Sein Bett sollte ich wohl auslassen, das gab wortwörtlich nur böses Blut und ich musste an Salvatore denken und wie finster er sein konnte. Es würde ihm wortwörtlich das Herz brechen oder besser er würde ihm das Herz herausreißen.
"Wenn Sie etwas benötigen, Herr Bischof, können Sie mich gerne rufen", schleimte die Kleine Brillenschlange, während ich einen leicht genervten Blick aufsetzte.
Der stechende, aufgebrachte Blick löste sich von mir. Er setzte seine künstliche, freundliche Masche auf und dankte ihr mit einem gefälligen Nicken. Anschließend wandte er sich erneut mit einem eisigen Blick an mich, während das unscheinbare Mädchen glücklich lächelnd verschwand.
Irgendwie hatte ich mit einem Mal das Gefühl, dass alles und alle in diesem Raum frostige Eiszapfen bekamen und die Temperatur kurz unter den Gefrierpunkt sank. Konnten Blicke auch töten? Fragte ich mich. Was hatte ich erwartet?
"Interessant", presste er aufgebracht zwischen den Zähnen hervor. "Von einem einfachen Gespräch zwischen einem Schüler und einem Lehrer, gehen Sie sofort zu einem Erpresser über, wenn Sie nicht bekommen, was Sie wollen. Glauben Sie wirklich, dass jemand Ihnen glauben würde, wenn Sie so etwas hier herausposaunen würden? Immerhin bin ich ein ehrbarer Bischof und viele stehen hinter mir und Sie sind ...?"
Maßlos wütend schaute er jetzt auf mich und erhob sich leicht aus seinem Stuhl, sich weit über den Tisch vorbeugend. "Sie sind ein Nichts in dieser Stadt. Ich könnte Sie mit einem kurzen Schlag zertreten." Seine Augen sahen aus, als würden sie ein hitziges Feuer und vernichtende Blitze auf mich herabschießen und sein Mund war fast schräg vor Wut, so hatte er die Lippen zusammengepresst.
Interessant, wie schnell er sich aus der Reserve locken ließ, dachte ich.
Milde lächelte ich ihn gefühlvoll an. "Warum regen Sie sich so auf? Bisher habe ich doch nur Vermutungen angestellt. Ist davon wirklich etwas wahr? Oder ist es nur Geschwafel meinerseits, welchem keiner Glauben schenken würde. Warum springen Sie gleich auf? War ich wirklich so bestechend direkt mit meinen Vermutungen? ... Eigentlich war ich nur in eine Bibliothek gekommen und wollte Einsicht in ein Buch nehmen. Nun habe ich einen blutenden notgeilen auf Jungen stehenden Priester vor mir, der seine eigene Schar nicht im Griff hatte. Das alles haben Sie mir gerade offen gezeigt und Sie sind zu mir gekommen. Nicht ich zu ihnen. Können wir also wieder mal zum Ausgangspunkt zurückkommen? Ich, ein einfacher Student, hatte ein paar Fragen, bei denen Sie mir helfen könnten. Ich will nichts von Ihnen persönlich. Wo ist also das Problem? Sie können mit Ihren Schafen machen, was Sie wollen. Das geht mich nichts an. Ich wollte nur mal das Buch ausleihen." Offen lächelte ich ihn an und hoffte, dass ich hier mal etwas zurechtgerückt hatte. Schließlich musste irgendwann mal Schluss sein mit diesem Theater. So spannend ist ein notgeiler, morbider Bischof jedoch auch nicht.
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Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)
VampirosEs gibt Vampire, aber ein Vampirengel? Ein Widerspruch in sich! Wie kann das sein? Wie kann ich das sein? Warum bin ich schon wieder anders? Kann ich nicht sein wie jeder andere? Was will dieser Mann von mir? Dies ist der fast ausweglose Kampf von J...