28. Lockruf

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Roy bemerkte meine Reaktion und stellte sich näher beschützend an mich heran und legte einen Arm fest um meine Hüften.

Vor Überreizung zitterte ich. Ich fühlte mich trotz seines Schutzes, bei dieser Übermacht überhaupt nicht beschützt. Und eine Flucht war somit ausgeschlossen. Denn gegen seine uralte, lang trainierte Kraft kam ich nicht an. Aber ich konnte spüren, wie die Luft um mich stärker vibrierte.

„Na, na, Jungs! Jetzt bleibt mal ganz locker. Ihr dürft ihn etwas fragen, aber ihr müsst nicht alle gleichzeitig versuchen, ihn anzulocken, um ihn zu vernaschen!", lachte der Arzt. „Er ist zwar extrem attraktiv, aber nicht für euch gedacht", versuchte der Arzt grinsend die Truppe zu beschwichtigen und schaute sie warnend an.

Einer nach dem anderen grinste verschmitzt. Ein Rotschopf lachte in sich hinein. Und ein dunkelhäutiger Mann mit aufgeworfenen Lippen und breiten Wangenknochen wedelte feixend mit der Hand vor der Nase und wandte sich wieder seinem Getränk zu.

Die Luft wurde wieder frischer und der penetrant unangenehme Geruch zog sich zurück. Erleichtert konnte ich wieder aufatmen. Ich bekam den Eindruck, dass sich die Atmosphäre entspannte und diese mysteriöse Situation sich auflöste. Das Gefühl, als Opferlamm herhalten zu müssen verschwand aus meinem Unterbewusstsein. Mein Blick wurde wieder klarer und das brennende Gefühl in meinen Fingern ließ nach, obwohl mir diese geballte Macht immer noch unheimlich war. Aber ich sah jetzt normale Menschen vor mir und keine Wölfe mehr, die mich verschlingen wollten. Alles in allem war es wahrscheinlich auch nur ein Gefühl von mir gewesen, dachte ich erleichtert. Sie waren genauso Vampire wie ich, also war ich für sie keine Nahrungsgrundlage und somit war ich nicht in Gefahr vor ihnen. Denn ich konnte ihnen kein Blut zur Verfügung stellen. Also wäre es völlig unnütz für sie gewesen, mich in ihre Fänge locken zu wollen. Ich war nur ein kleiner Nerd, ohne interessant zu sein. Viel zu jung und zu unscheinbar.

Roy hielt mich immer noch sicher und strich mir beruhigend über den Arm.

Jetzt hatte ich das Gefühl, was ich brauchte und lehnte mich an ihn. Während er seinen Kopf auf meinen Scheitel legte.

Ein dunkelhaariger Mann in den Fünfzigern mit glühenden Augen und südamerikanischem Aussehen in einem eleganten dunkelblauen Smoking mit einer schwarzen Fliege hüstelte und fragte höflich: „Dürfen wir dir Fragen stellen?"

Ich nickte verschüchtert, war jedoch nicht auf die Fragen eingestellt, die mit einem Mal auf mich ein prasselten:

„Wie lange bist du schon ein Vampir?" ... „Warst du schon immer so zart?" ... „Sind die blonden Locken natürlich?" ... „Wie alt bist du?" .... „Wohnst du hier?" .... „Hast du ein Partner oder Partnerin?"

„Stopp, Stopp, ihr könnt doch nicht alle gleichzeitig fragen!", schimpfte Roy und fuchtelte aufgeregt mit den Händen. „Eine Frage nach der anderen bitte und schön langsam! Virgo, du zuerst."

Der Angesprochene umwerfend

Er nickte und lächelte mich warm, tief in die Augen blickend an. „Wir wollten nicht unhöflich sein. Daher stelle ich mich erstmal vor, mein Name ist Virgo de Bynecourt. Ich bin fünfhunderteinundvierzig Jahre alt und Clanchef in Washington D.C. Ich finde dein Geruch und deine Aura außergewöhnlich. Das gefällt mir sehr gut. Ich bin ledig. Also falls du Interesse hättest, würde ich mich anbieten. Natürlich ohne dir nahe treten zu wollen. Daher meine Frage. Hast du schon einen Partner?"

Salvatore zischte vor Unmut laut auf.

Alle drehten sich erstaunt zu ihm um.

Grollend brummte er: „Ich glaube, ihre habt James jetzt genug beeindruckt mit eurer Fragerei. Alles, was ihr Wissen müsst, ist, dass er hier wohnt und ich auf ihn nun achte. Falls irgendwelche Fragen sind, kann ich sie gerne beantworten. Gio, bitte bring James einen Drink und James setz sich dich bitte zu mir.", sagte er missmutig und klopfte neben sich auf das Sofa.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt