39. Engelsgleich

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Die Fahrstuhltür öffnete sich leise und ich sah auf viele sperrige Rücken und dunkle Hinterköpfe, welche mir die Sicht auf den abgedunkelten vollen Saal versperrten. Alle schauten interessiert in Richtung der beleuchteten, glänzenden Tanzfläche, auf der Salvatore gerade seine Begrüßungsrede hielt.

„ ...Es ist mir eine Freude, auch die Abordnung der Clans der Westküste und Kanadas heute begrüßen zu dürfen...", verkündete Salvatore laut und verstummte mit einem Mal, hob seinen alles durchdringenden Blick und schaute interessiert nach oben in meine Richtung.

Er konnte mich auf keinen Fall sehen, da mich die anderen Personen verdeckten. Aber ich konnte seine Präsens überwältigend anziehend spüren. Genauso wie ich ihn fühlte, musste er mich sofort unvermittelt über die weite Entfernung wahrgenommen haben, trotz der vielen Menschen und Vampire um uns herum.

Abrupt nahm ich mit voller Wucht viele verschiedene unangenehme Ausdünstungen wahr.

Zwiebeln. Knoblauch. Verschiedene Speisen. Blumige und schwere Parfums. Die süßen anziehenden Pheromone der anderen Vampire. Der beißende Schweiß und metallische Blutgeruch der anwesenden Menschen. Diese unterschiedlichen aggressiven Botenstoffe überwältigten ohne jeden Übergang meine überforderten Sinne grausam.

Meine Atmung wurde schneller. Und mein Herz schlug auf einmal im Tempo eines heranrasenden D-Zugs.

Ich... ich... spürte wie vom Blitz getroffen die Anwesenheit aller Personen in diesem Saal. Es war unbegreiflich. Das konnte nicht sein. Meine kleinen Haare auf meiner Haut stellten sich widerstrebend auf.

Schitt. Nicht jetzt, dachte ich und versuchte flacher, zu atmen. Dabei schaute ich zu Boden und versuchte, meinen Puls zu verlangsamen.

Ich muss diese ganzen Menschen ignorieren, und mich beruhigen. Nur nicht jetzt in dieses Leuchten verfallen, dachte ich verzweifelt.

Auf einmal wurde es dunkel im Raum.

Ein Raunen ging durch die Menge der Anwesenden.

Ein Lichtschein flammte auf und um mich wurde es hell. Auf einmal stand ich in einem warmen weißen Licht getaucht, in dem der Staub des Saals sanft umher tanzte.

Aber es war nicht der Lichtflut eines Scheinwerfers. Es war mein eigener Schimmer, welcher mich leicht umspielte und meine Haut kristallen aufleuchten ließ, wie ein reiner weißer Diamant.

Aufgelöst schaute ich auf meine Haut und bewegte meine Hand im Lichtschein hin und her. Während die Atmosphäre um mich aufgeregt vibrierte und mit einem Mal unruhig leuchtete.

Überrascht drehten die Personen vor mir sich um und machten mir staunend Platz, sodass sich der Raum vor mir bis zur Treppe weitete.

Überfordert hielt ich die Luft an, während mein Schimmern mich umgab und die Luft weiterhin zum Vibrieren brachte.

Es war keine gute Idee gewesen, hier herunterzukommen, dachte ich völlig aufgelöst. Diese vielen Menschen machten mich kirre. Und ihr Geruch erst.

Ich konnte kaum atmen und mir brach der Schweiß aus. Ich musste hier unbedingt weg.

Mit einem Mal überlagerte Salvatores tiefe warme Stimme in meinem Kopf meine wirren Gedanken.

Völlig perplex hob ich den Kopf.

Das konnte nicht sein. Sal, bist du das?

Ja, mein Schatz. Telepathie, alte Vampire können das. Ich liebe dich ... hab keine Angst. Ich werde dich beschützen .... Entspann dich einfach und komm die Treppe herunter. Keiner wird dir etwas tun. Du bist bei mir vollkommen sicher. Außerdem bist du wunderschön!

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt