34. Helfen mir alte Schriften?

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Einige andere Abholer traten eilig, fast ängstlich aus unserer Reichweite, als sie Gios knurrenden, aggressiven Ton hörten. „Wie kann man solch eine große und wichtige Bibliothek im Zentrum einer Stadt errichten und dann diesen fürchterlichen Kirchendom nebenan hinsetzen?", fragte er wütend laut. „James hast du das gesehen? Diese verfluchte Kirche ist direkt doch tatsächlich an die Bibliothek angebaut worden. Wusstest du das? Ich hatte mich bisher immer von Boston ferngehalten. Kein Wunder, so aktiv wie die hier sind. Seit ja vorsichtig. Hier treiben sich bestimmt auch Anhänger dieser vermaledeiten Kirche herum", knurrte er aufgebracht und schaute sich wütend grimmig um, jederzeit bereit mich zu verteidigen.

Kurz schaute ich mich um und musste leider bemerken, dass wir bereits Aufmerksamkeit erregt hatten. Einige Anwesenden tuschelten bereits und andere krallten sich fest an ihre Bücher und starrten uns an.

Ich seufzte kurz. Das war ja klar.

Beruhigend legte ich daher eine Hand auf seinen Unterarm und er konzentrierte sich wieder auf mich, statt die Wartenden finster anzustarren.

Gio war wahrscheinlich wohl schon seit Jahrhunderten kein Lesetyp, wahrscheinlich von Anfang an nie gewesen, dachte ich.

Überrascht hob er eine Augenbraue, als er auf mich herunterschaute. Aber wenigstens schaute er nicht mehr angriffslustig auf seine Umgebung. Er war riesig im Verhältnis zu den Menschen und fiel sofort auf, obwohl er im Anzug eigentlich nicht anders aussah, als die meisten Abholer. Aber sein grimmiger Gesichtsausdruck war einmalig und mit seiner Größe überragte hier alle. Insgesamt machte sein grobes Aussehen es nicht besser. Denn er gehörte einfach nicht hierher und die anderen Anwesenden bemerkten es sofort und hielten automatisch Abstand zu uns.

Der Bostoner Vampir war überrascht, einen Bodyguard anzutreffen. Gio überreichte ihm brummend seine Visitenkarte. Es war somit klar, dass er direkter Untergebener eines Clanchefs war.

Die beiden tauschten kurz ihre Telefonnummern aus, um erreichbar zu sein und Gio verzog sich wieder, ohne nochmal darauf hinzuweisen, dass ich ihn jederzeit rufen könnte, wenn diese verdammte Kirche auftauchen würde.

Ich nickte ihm zu und war froh, als er wieder gegangen war. Irgendwie erschien er mir wie eine tickende Zeitbombe, wenn er weiter im Raum geblieben wäre. Seine dominante Aura war einfach nur anstrengend.

Wir bekamen durch die Ausleihkarte des Bostoner Vampirs die Bücher für den heutigen Tag ohne Probleme.

Die Bücherei schloss erst gegen zwanzig Uhr. Somit hatte ich alle Zeit, die ich brauchte.

Wir schleppten die schweren alten Wälzer ins Café und Spencer bestellte für uns beide zum Schein einen Kaffee und kleines Gebäck.

In einer verdeckten Ecke des Cafés nahm ich mein Basecap ab, um auf mein Problem hinzuweisen.

Er wurde aschfahl. „Was bist du? Wirklich ein Vampir? Oder etwas anderes?"

„Ich wurde erst vor kurzem verwandelt und war eigentlich ein ganz normaler Mensch. Aber mein Haar ist etwas heller geworden. Lockig war es schon immer, nur habe ich es sonst halt kurz getragen, da fiel es nicht so auf. Nur wächst es jetzt super gesund in kürzester Zeit immer wieder schnell nach, sodass es aussieht, als würde ich lockiges weißblondes Engelshaar haben. Es ist auch super weich. Meine Haut ist durch das Vampirdasein und den Blutmangel zudem wesentlich heller geworden und auch mein Gesicht ist heller geworden. Ich pudere es jetzt immer etwas dunkler. Meine Figur ist klein und schmal geblieben und wie sehe ich nun aus?", fragte ich und lächelte ihn breit an.

Kritisch musterte er mich, aber er konnte nur zu einem Ergebnis kommen. „Wie ein Engel!?"

Ich nickte und setzte mein Basecap wieder auf. „Jep ... So wie es aussieht, bin ich ein Vampirengel oder was auch immer. Ich habe Reißzähne und Blutdurst. Bei normalen Lebensmitteln wird mir schlecht. Ich brauche Blut, und zwar viel davon. Dreimal täglich muss es sein. Dafür bin ich wesentlich beherrschter als andere Vampire in jungen Jahren. Ich hatte von Anfang an keinen Vampirvater und konnte Menschengeruch aushalten ... Jedenfalls bin ich aus meinem Wohnblock nicht schreiend herausgerannt oder habe Menschen unkontrolliert zerfleischt ..." Kurz zuckte ich mit den Schultern. „Aber was ich bin, müssen wir erforschen. Deshalb hatte ich gehofft, in den alten Kirchenbüchern eine Antwort zu finden."

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt