64. Knall oder Urknall

123 21 0
                                    

Meine Schlafzimmertür flog mit einem überlauten Knall zu und mir war es völlig egal, was davor passierte oder ob die anderen uns hören konnten.

Sal trug mich mit seinem animalisch finsteren Blick zum Bett, blieb davorstehen und schaute entsetzt auf die Matratze, mit dem zerwühlten Bettzeug, welche vor meinem Bett auf dem Boden lag. Dann kletterte wütend er darüber und ließ mich mit Schwung fallen.

Ich quiekte ungehalten auf und lachte ihn unsicher mit verhangenem Blick an, während ich spürte, wie mein Blut an meiner Schulter herablief und sich der frische metallische Geruch mit meinen Pheromonen durchmischte.

Gefährlich aufgebracht stand er vor mir und starrte auf mich zornbebend herunter, während er sich unruhig mit der Hand durch sein Haar fuhr und sich seine Nasenflügel bei dem leckeren Geruch weiteten.

Ich wusste, es war wahrscheinlich keine gute Idee gewesen war, ihn wissen zu lassen, dass Voltus hier seit Tagen vor meinem Bett auf dem Boden schlief.

Daher rutschte ich höher, da ich nicht wusste, wie er reagieren würde und senkte unsicher meinen Blick, weil ich wusste, dass es falsch gewesen war.

Aber warum war ich mit einem Mal unsicher? Fragte ich mich. Es war meine Entscheidung gewesen und es ging ihn nichts an! Ich musste nicht vor ihm zurückstecken. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Ich hatte mich entschieden, das zu tun. Also sollte er es akzeptieren. Voltus war NICHT mein Liebhaber. Würde Salvatore mir zuhören, statt gleich die Wände hochzugehen, wüsste er, warum, ich das tat und würde sich nicht irgendetwas ausdenken, was überhaupt nicht der Fall war.

Gestärkt durch meine Gedanken schaute ich auf, um seinen Unterstellungen entgegenzutreten und zog erschrocken die Luft ein.

Eine einsame Träne lief an seinem rechten Auge herab und seine Hände zitterten, als er auf mich verzweifelt herabschaute.

Salvatore roch mit einem Mal anderes! Irgendetwas stimmte nicht! Seine Gefühle waren völlig anders. Seine übertragenen Gefühle in meinem Gehirn zogen mich auf einmal herab in einen dunklen Strudel an Emotionen.

Da wusste ich es! Die Wut war verblast in seinen Augen. Ich erkannte erschrocken, dass dort Trauer zu sehen war. Verlust, Einsamkeit und Liebe.

Natürlich! Ich war so ein Idiot gewesen. Ich hatte immer nur an seine Aggressionen, an seine Selbstsicherheit und Dominanz gedacht. Nie daran, dass er, trotz seines Daseins, auch ein Mensch war. Ein Mensch mit Gefühlen und diese zeigte er mir auf einmal ganz offen in seinem Blick. Diesen offenen Blick, den der sonst nie hatte. Den er bisher immer gut verbergen konnte, denn er hatte eindeutig Angst.

Dieser riesige Vampir hatte Angst. Angst, mich zu verlieren. Angst, meine Liebe zu verlieren. Ich wurde stärker. Er erkannte das. Er wusste nun, dass ich auch ohne ihn leben konnte als Vampir. Das Andere mich haben wollten. Dass es gegebenenfalls Nebenbuhler gab und er darauf keinen Einfluss hatte. Dass der Opus Dei mich ergreifen und töten könnte. Dass andere Vampire ihren Anspruch auf mich erhoben und dass er mich nicht beschützten konnte, schon gar nicht auf diese Entfernung.

Völlig apathisch stand er vor mir, verfangen in seinen schwarzen Gedanken.

Sein Einfluss auf mich ging verloren. Er zeigte mir das alles mit einem Mal offen in seinen Gedanken und diesem traurigen betroffenen Blick.

Mein Herz wurde weich. Was hatte dieser Mann schon alles Furchtbare erlebt in der langen Zeit, in der er bereits gelebt hatte? Wie viele geliebte Menschen hatte er bereits verloren? Was dachte er nur von mir? Dachte er wirklich, ich würde ihn verlassen? Meinen Vampir?

Ich musste einen Weg finden und ich würde einen Weg finden aus diesem ganzen Schlamassel. Ich würde es schaffen, dass wir zusammen sein konnten, auf immer und ewig. So wie es für Vampire gedacht war.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt