54. Gesucht, gefunden!

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Es dauerte gerade mal zwei Tage, dann hatte Salvatore mich schon gefunden. Ich wusste nicht, wie er es gemacht hatte, aber er hatte seine Beziehungen.

Ich durchsuchte gerade die Kisten nach brauchbaren Sachen. Denn schließlich hatte ich nun keinerlei Kleidung oder andere Dinge, die man im Alltag so brauchte. Auch Vampire wollten sich schließlich mal die Beißerchen putzen oder duschen. Wahrscheinlich war das nicht wirklich nötig, aber seinen alten Alltag beibehalten hielt Vampire von Depressionen ab, hatte ich irgendwo in meinem Forum gelesen. Und frische Wäsche roch einfach gut und sollte wohl sein.

In den Kartons hatte ich Gott sei Dank einiges gefunden. Töpfe, Pfannen, Putzmittel. Sogar einige haltbare Lebensmittel. Obwohl Vampire an sich selten etwas anderes aßen, hatten viel Lebensmittel im Haushalt. Manche kochten sogar und mischten dann Blut mit unter. Je älter, desto eher war das machbar. Was alle Vampire da hatten waren Unmengen von Alkohol. Die berauschende Wirkung war nur sehr kurz. Der Körper wehrte sich sofort und brachte alles wieder in den Normalzustand zurück. Aber wenigstens hielt starkes Zeug wohl mehr als eine Stunde an.

Also stellte ich Whiskey, Gin und Brandy in den Schrank in die Küche.

Alles andere musste ich mir alles erst irgendwie organisieren oder neu bestellen. Ich sollte wahrscheinlich eine Liste machen. Ich seufzte. Welch ein Aufwand. Dabei besaß ich alles, was ich brauchte. Ich brauchte nur Sal danach fragen und ihm meine Adresse geben. Aber da war wieder das eigentliche Problem. Salvatore!

Es klingelte schrill an meiner Tür.

Verdutzt schaute ich durch den Türspion. Es wusste doch keiner, dass ich hier wohnte. Eigentlich sollte die Wohnung anonym sein und die Nachbarn interessierte es wenig, was hier los war.

Gio stand vor der Tür, mit einer kleinen Schachtel in der Hand.

Ich öffnete überrascht und ein wenig sauer.

Wozu hatte ich mich eigentlich abgesetzt? Sal hatte seine Pfoten wirklich überall und ich dachte, so ein Forum würde nötig sein, um die Vampire in die neue Zeit zu bringen. Aber wahrscheinlich war das nicht wirklich notwendig, wenn Informationen so schnell fließen.

Ich wollte nicht von ihm unter Druck gesetzt werden. Es war alles schon schwierig genug für mich.

„Hey James. Mach nicht so ein wütendes Gesicht. Du machst mir wirklich Ärger. Eigentlich sollte ich sauer sein. Ich muss schließlich Salvatore schon in einem griesgrämigen Zustand ertragen. Was gehen mich eigentlich Eure Beziehung an? Meinst du, es macht Spaß immer die Befehle von anderen auszuführen?", fragte er griesgrämig und drückte mir den Karton sofort in die Hand. „Kann ich eintreten? Ich habe immerhin eine lange langweilige Fahrt hinter mir und bin auch ein wenig angepisst."

Wortlos, trat beiseite und ließ ihn hinein, obwohl ich ihn gerne eine Million Fragen gestellt hätte. Die Erste war natürlich, wie sie mich so schnell gefunden hatten.

Breit lächelnd trat er ein: „Na, klappt doch mit dir."

Ich schloss die Tür und stand wie ein Idiot mit dem Karton in der Hand da.

Neugierig ging durch die Wohnung und schaute in alle Zimmer. „Nett hast du es hier. Er setzte sich breitbeinig ins Wohnzimmer an den Esstisch, zog seine zwei Waffen aus den Holstern, legte sie auf den Tisch und schaute mich erwartungsvoll an.

„Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?", fragte ich ihn ganz ruhig, ohne auf das Machtspiel weiter einzugehen. Ich wusste, er konnte mich jederzeit einfach zu Salvatore zurückschleppen und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Es bedurfte nur eines Fingerschnippens von Sal. Ich hasste die Idee, mich ihm unterwerfen zu müssen, wenn er es wollte.

Er nickte.

Ich mischte in aller Seelenruhe in der Küche einen Whiskey mit Blut und Eis und brachte es ihm. Dann setzte ich mich ihm erwartungsvoll gegenüber.

Er nahm einen Schluck, nickte und fragte ein wenig genervt: „Wie soll es nun weitergehen? Denkst du Salvatore hält die Füße still? Ich habe noch nie erlebt, dass er dermaßen unausgeglichen war. Du kannst dir nicht vorstellen, was er alles in Gang gesetzt hat, um herauszufinden wo du steckst."

Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine Antwort auf seine Fragen. Ich hatte nicht mal Antworten für mich selbst. Ich wusste nicht, wo das alles hinführen würde. Es fühlte sich einfach richtig an und ich musste dabeibleiben. Ich hoffte nicht, dass Salvatore mich zwingen würde zurückzukehren. Ich musste ich selbst sein und nicht irgendein Anhang von irgendetwas oder irgendwen.

Ablehnend zeigte ich auf die kleine Kiste.

„Soweit ich weiß, ist da deine Uhr drin. Die hattest du an der armen Katze befestigst, die wir dadurch durch die ganze Anlage gejagt hatten. Es war witzig anzusehen, wie Vampire eine Katze hinterherjagen.", sagte er und griente dabei.

Ich nickte schuldbewusst und schaute ein wenig zerknirscht. Sie konnte am wenigsten für mein Problem.

Er nahm erneut einen Schluck. „Was soll ich Salvatore sagen?"

Ich wusste es nicht. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit. Aber es war schwierig genug für mich, überhaupt zu kommunizieren. „Könntest du meine Sachen herbringen lassen? Es wäre gut, wenn ich nicht von Ferne auf meine Server zugreifen müsste."

Er beugte sich leicht vor und lächelte mich eisig trocken an: „Du hast also nicht vor, in nächster Zeit zurückzukehren?! Glaube nicht, dass ich der Überbringer dieser Nachricht sein werde. Was glaubst du, was ich aushalten müsste, wenn ich dies täte. Schönen Dank auch. Das kannst du mal schön selbst klären. Ich bin nur hier, um diese Kiste zu liefern. Du hast Salvatores Telefonnummer. Sprich mit ihm."

Scheiß Idee, dachte ich und nickte erneut dienstbeflissen.

Gio schüttelte ungläubig den Kopf: „Boston hat nicht mal einen Clan, der dich schützen könnte und der Opus Dei ist hier stark. Was willst du hier? Wir könnten dich auch in New York in einer Wohnung unterbringen. Du musst nicht in der Zentrale oder in Salvatores Wohnung wohnen."

„Ich weiß, aber ich würde Salvatore von seinen Aufgaben ablenken. Du weißt selbst, dass er alles andere hinten angestellt hat, seitdem ich bei Euch war. So kann es in Zukunft nicht sein."

Er nickte zustimmend: „Aber glaube ja nicht, dass es im Moment besser ist. Dazu hat er auch noch ausgesprochen schlechte Laune." Er stand auf. „Also kann ich dich nicht überzeugen?"

Ich schüttelte traurig den Kopf.

Er merkte, dass er nicht weiterkam, stand auf und steckte seine Waffen wieder in die Holster zurück. „Trag wenigstens die Uhr und ruf ihn einmal am Tag an. Er wartet darauf und starrt die ganze Zeit auf seine Uhr oder sein Handy."

Trotz allem erleichtert verabschiedete ich ihn und setzte mich vor das Päckchen. Niedergeschlagen öffnete es und fand darin eine kleine vergoldete Schatulle. Als ich diese öffnete, lag meine Uhr darin und eine kleine Karte auf der in schön geschwungener Schrift stand:

                                            Ich liebe dich, Sal

Traurig saß ich mit hängendem Kopf davor, die Tränen liefen mir und ich konnte diesem schwarzen Gefühl der Einsamkeit nicht erwehren und ich wusste, diese starken Emotionen würde auch Vinzenco erreichen und es würde ihn nicht glücklicher machen. Ich konnte nur hoffen, dass wir das hier beide schaffen würden.

Und schon traf mich wie eine berstende Wand seine negativen deprimierten Emotionen und ich fragte mich, wie das nur weitergehen sollte.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt