5. Mutter

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Diese Schlampe war der Meinung gewesen sich einen niedlichen intelligenten Hund zulegen zu wollen, denn sie dann herumkommandieren wollte.

Ich verfluche sie immer noch.

Sie war eine dieser wirklich schönen Frauen, welche ich in meinem kurzen Leben kennengelernt hatte. Und natürlich hatte sie mich verführt.

Josephine, sah aus wie dreiundzwanzig. Jedenfalls hatte sie behauptet, so alt zu sein. Natürlich hatte sie schönes blondes, gewelltes Haar und die ideale Figur – schließlich war sie ja ein Vampir. Was ich zum Zeitpunkt des Kennenlernens natürlich noch nicht gewusst hatte.

Ich hatte diese wunderschön aussehende Person im Chaos Computer Camp kennengelernt. Dem jährlichen Treffen der Nerds. Das sind diese Verrückten, die so waren wie ich, also Computer und Internet liebten und zumeist ausgebildete Hacker waren.

Als ich sie das erste Mal traf, trug Josephine sittsam eine kleine runde Nickelbrille auf ihrer süßen Stupsnase zu den leicht aufgeworfenen Lippen, die einem Mann suggerierten, küss mich und knabbere an mir. Sie kam mit einem angeblichen Freund und trug einen weiten Pullover, der ihr über die Schulter gerutscht war und eine hautenge schwarze Lederhose. Dazu schwere schwarze Boots. Also eine Mischung aus, ich bin unschuldig, aber könnte auch anders.

Jedenfalls betrat sie den großen Saal und es wurde schlagartig ruhig. Einige Nerds hörten auf zu tippen und stießen sich gegenseitig an. Sie ging durch die Reihen, mit ihrem schwarzen PC-Rucksack auf dem Rücken und suchte einen freien Platz. Einmal rauf und runter ging sie, sich ihrer Ausstrahlung vollkommen bewusst, die Reihen ab und lächelte die Männer, es waren ja fast nur Männer anwesend, geheimnisvoll an. Alle schmolzen sofort dahin. Solch eine Frau auf einer Nerd-Messe und dann noch selbst ein Nerd, das war einfach unglaublich.

Als sie die zweite Runde begann, schnappte sie sich einen der Klappstühle, die überall herumstanden und sagte zu dem neben mir sitzenden jungen Mann von hinten, leise, mit sanfter Stimme und freundlich lächelnd unter ihrer Brille hervor. „Könntest du ein wenig beiseite rücken? Vor dir ist noch eine Steckdose frei und meine Toshi braucht mal wieder einen, der etwas in sie hineinsteckt."

Dem jungen Mann fiel die Maus aus der Hand vor Schreck und er rutschte hektisch knallrot beiseite.

Ich schaute über die Schulter nach hinten und grinste über beide Ohren über die Ansprache. Dann rutschte ich auch ein wenig und sie schob den Stuhl zwischen uns, setzte sich und packte ihren Toshiba Pro Laptop samt Ladekabel aus, um ihn in die Steckdose zu stecken. Anschließend lehnte sie sich genüsslich entspannt zurück und wartete.

Ich wandte mich wieder grinsend meinem eigenen Rechner zu und diskutierte über meinen PC mit meinem gegenübersitzenden Nerd-Kollegen weiter über das Phänomen der Möglichkeit, dass gegebenfalls einige Bauteile in Computern aus radioaktiven Resten von ehemaligen Kriegsmaterialien bestehen könnten und ob wir nicht lieber beim Kauf einen Geigerzähler mitnehmen sollten.

Ich kann mich zwar nicht mehr genau daran erinnern, wie es dazu kam – jedenfalls saß ich mit ihr, später am Abend in einem Dinners Restaurant und wir diskutierten über Gott, Computer und die Welt. Es war interessant, sie wusste unheimlich viel. Sie war kein typischer Computer-Nerd. Sie hatte, laut ihrer Aussage, einen Freund auf die Messe begleitet und wollte wirklich nur ihren Computer laden, da sie noch ihre Doktorarbeit in Philosophie weiterschreiben wollte. Eigentlich hatte sie auf den Freund gewartet, mit dem sie anschließend Essen gehen wollte.

Das war alles erlogen und erstunken! Aber das merkte ich erst einige Tage später! Sie suchte ein Opfer! Ein Bauernopfer! Einen jungen Mann, der ihr wie ein Hund folgen sollte, und alles machen sollte, was sie wollte, damit sie nicht alleine war. So hatte sie es sich gedacht. Sie war schon dreißig Jahre ein Vampir. Es war für sie schrecklich. Sie konnte natürlich keine Kinder mehr bekommen. Männliche Vampire wollten mit weiblichen nichts zu tun haben. Sie waren einsame Wölfe. Jeder weitere Vampir war eine natürliche Konkurrenz. Also schliefen sie ab und zu mit ihr, aber keiner wollte mit ihr zusammenleben.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt