Mein Licht erlosch. Meine Gedanken an den Abschied ließ eine traurige Leere in mir zurück. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde Abstand von ihm zu nehmen. Bis vor ein paar Monaten kannten wir uns noch nicht mal, geschweige, dass ich mir hätte vorstellen können etwas mit einem Mann zu haben. Mit hängendem Kopf ging ich ins Haus zurück. Die anderen hielten Abstand zu mir und sprachen flüsternd über das gerade Gesehene.
Ich lächelte. Abstand war gut. Vielleicht hatte ich so eine Chance hier wegzukommen.
Es war leichter als gedacht. Die Vampire passten immer noch auf das Gelände auf, jedoch waren es wesentlich weniger und sie verließen sich darauf, dass sie spüren konnten, wenn jemand in Schwierigkeiten stecken würde. Alles ging entspannter zu, seit der Abreise von Sal. Der immer sehr streng war, mit allem was mich betraf und meiner Sicherheit. Die Anderen sahen das wahrscheinlich nicht so eng, da sie wussten, dass ich mich verteidigen konnte, wenn ich in Gefahr geriet.
Ich durchstreifte nun jeden Tag alleine stundenlang die weitläufige Anlage mit den hohen hellbrauen Weizenfeldern, welche sich sacht im Wind wiegten und den riechenden Pferdestellen.
Am Tag als der Lieferwagen mit den Versorgungsmaterialien kam, band ich meine Trackinguhr der kleinen schwarzen Katze an das Halsband, welche ich zuvor an mich gewöhnt hatte mit Leckereien, die ich aus der Küche hatte mitgehen lassen. Die menschliche Köchin war ziemlich verwundert, dass ich ihre leckeren Kekse mitnahm, wo sie doch wusste, dass Vampire menschliche Nahrung nicht gut vertrugen. Wahrscheinlich dachte sie, ich würde damit die Pferde füttern oder so, da ich mich dort immer herumtrieb.
Die Katze würde überall auf dem Gelände herumlaufen und am Abend ins Haupthaus, da sie dort in der großen gemeinsamen Küche ihre Nahrung bekam.
Erstes Problem gelöst, dachte ich.
Meinen alten Rucksack hatte ich immer bei mir. Der Anblick war für alle normal. Sie wussten, dass ich ein Nerd war. Ich saß oft irgendwo herum und schaute in meinen Computer. Also kein ungewöhnlicher Anblick. So füllte ich meine Thermoskanne mit Blut und packte noch diskret drei Blutbeutel in meinen Rucksack. Mehr konnte ich nicht mitnehmen, sonst würde es wahrscheinlich auffallen. Meine Bekleidung und alle persönlichen Sachen würde ich erneuern müssen, oder doch irgendwann Salvatore bitten sie mir zu übersenden. Falls er den wieder mit mir sprechen würde nach meinem verschwinden.
Ich schnürte meine Schuhe auf der großen Vortreppe am Herrenhaus. Dabei hatte ich einen guten Überblick, wo sich die Mitarbeiter des Anwesens gerade aufhielten.
Ich ging zu dem hübschen Rosengarten, welcher mit einer hohen Hecke umgeben war und setzte mich an den Springbrunnen, um mit wichtigem Blick in meinen Laptop zu schauen. Von hier aus konnte ich gut beobachten, wie der Lieferwagen kam, zum Hintereingang des Herrenhauses fuhr und der Bote die Lieferung auslud und in der Küche verschwand, wo er von der Köchin empfangen wurde, die für mindestens zehn Minuten die Lieferung kontrollieren würde.
Interessanterweise verschloss er den Lkw nicht, wahrscheinlich war er sich sicher, dass auf solch einem Anwesen keiner seine Waren klauen würde.
Jetzt wurde es Zeit für mich zu handeln, wenn ich wirklich wegwollte. Seufzend packte ich aufgeregt meinen Laptop ein und spazierte gemächlich zum Wagen.
Ein Blick rechts, ein Blick links, die Tür ließ sich leicht öffnen.
Oh, es war ein Kühlwagen.
Ich huschte hinein.
Vampire konnten nicht sterben, dachte ich und zog an einem innen hängenden Spanngurt die Tür zu. Frierend versteckte ich mich hinter einem Stapel mit leeren Kisten für Blut.
Es war eisig im Wagen und ich konnte meine Atmung sehen. Aber es ging. Es musste einfach gehen. Ich hatte sonst nicht wirklich Alternativen, ohne alle aufzuscheuchen und Salvatore wieder auf den Plan zu rufen. Ich wusste, er würde mich niemals freiwillig weglassen. Ich saß eigentlich in einem goldenen Käfig, nur mit ein wenig mehr Freigang. Das hatte ihm so richtig gepasst, dass ich auf dem Anwesen bleiben musste.
Der Wagen setzte sich laut rappelnd in Bewegung. Die Kühlung sprang an und feucht kalte Luft überflutete mich eisig. Ich erschauderte. Es war ja nur ein kurzer Weg. Ich wollte gleich an der nächsten Kreuzung wieder aussteigen. Ich wusste, er musste einmal am Tor halten und dann der nächste Halt wäre meiner. Das konnte höchstens zehn Minuten dauern.
Erneut schaute ich Zähneklappernd auf mein Handy.
Dieser blöde Lieferwagen hielt einfach nicht an. Es war jetzt schon eine halbe Stunde im kalten und dunklen und mir tat der Hintern weh, weil mit jeder Kurve ich irgendwo anders landete. Nirgendwo konnte ich mich wirklich festhalten. Ich hatte nicht daran gedacht, dass es die letzte Lieferung sein könnte. In der Nähe des Anwesens war eine Schnellstraße, die Interstate siebenundachtzig. Gemäß meinem GPS waren wir darauf Richtung Süden unterwegs. Ich hoffte, dass er bald abfahren würde. Ich musste hier heraus, wenn ich nicht erfrieren wollte und ich dachte immer Vampire wären härter. Aber mir war furchtbar kalt. Endlich fuhr er von der Schnellstraße ab. Gemäß meinem Handy waren wir in Ridgewood. Einem Industrievorort von New York. Er stoppte, ich wurde beiseite geworfen. Ich öffnete die Tür des Lieferwagens und erschreckte den Fahrer des dahinterstehenden Fahrzeuges, als ich geschwind aus dem Wagen sprang und die Tür zu warf.
Ich lächelte ihm zu und trat ein paar Schritte beiseite. Schon sprang die Ampel um und alle fuhren an. Dem verblüften Fahrer blieb nichts anderes übrig als im Strom mitzufahren, wenn er keinen Unfall erleben wollte. Ich grinste und schaute mich um. Ich stand an einer dieser riesigen Kreuzungen mit vier Spuren in jede Richtung, die auf New York zuführten und ich hatte Glück. Vor mir lag eines dieser riesigen Einkaufszentren, die in den Vororten angesiedelt wurden, weil hier die Grundstücke günstig waren und alle mit Auto unterwegs waren, also diese auch gut erreichen konnten.
So ging ich über die Blumenrabatten, die die Anlage umgaben, über den riesigen Parkplatz in das Einkaufszentrum und verschwand ungesehen von allen Vampiren.
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Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)
VampirosEs gibt Vampire, aber ein Vampirengel? Ein Widerspruch in sich! Wie kann das sein? Wie kann ich das sein? Warum bin ich schon wieder anders? Kann ich nicht sein wie jeder andere? Was will dieser Mann von mir? Dies ist der fast ausweglose Kampf von J...