70. Engel oder Teufel?

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"Also wer sind Sie?"

Langsam wurde seine Atmung ruhiger. Hatte ich den Forscher in ihm entdeckt? Wahrscheinlich dachte er über seine nächsten strategischen Ziele nach und prägte sich mein Bild ein. Außerdem gab es hier Überwachungskameras.  Also ich nicht mehr unentdeckt. Mein Leben würde ich wohl mal wieder umstellen müssen. Ich seufzte. Salvatore würde das hier gar nicht gefallen. Meine Flucht war somit hinfällig. Das würde er mir auf jeden Fall auf die sogenannte Stulle schmieren und er hätte einen Grund mehr zu fordern, dass ich zurückkommen sollte zu ihm. Domus hin oder her. Dafür könnte ich ja einen anderen suchen, hörte ich seine Stimme schon in meinem Kopf.

Der Priester starrte mich forschend immer noch erbost an. "Was wissen Sie über den Engel? Waren Sie mit dabei? Haben Sie ihn gesehen? Wo ist er?" Kamen gleich weitere Fragen herausgeschossen.

Ich lachte befreit. Bisher war er nicht auf die Idee gekommen, dass ich ein Vampir sein könnte oder dieser besagte Engel. Der Mann war echt blind und das war gut so. Wahrscheinlich dachte er wirklich, dass er einen Menschen vor sich hatte. "Halt, halt. So viele Fragen auf einmal? Wollten Sie mir nicht welche beantworten?" Ich zeigte auf das Buch, welches er fest im Griff hatte.

Er knabberte erneut auf seiner Lippe.

Ich wartete ab und lächelte ihn offen an. Wir waren auf dem richtigen Weg. Seine Neugier war geweckt.

"Ich mache mit. Antwort gegen Antwort. Frage gegen Frage." Schoss es auf einmal aus ihm heraus.

Überrascht schaute ich ihn an. Das war unerwartet. Damit konnte ich leben. Wahrscheinlich musste ich ein wenig mit meinen Antworten jonglieren. Aber ein Versuch war es wert. "Gut, wer zuerst abbricht und die Frage nicht beantwortet ist raus. Ich bin Neugierig, wie weit wir kommen. Das könnte für beide ein fruchtbares Gespräch werden. Ich brauche nur eine kurze Minute.

Er nickte.

"Harry, wie du siehst ist alles in Ordnung. Falls es nicht ist. Melde ich mich."

Mein Bewacher sah wütend aus. Aber das konnte ich nicht ändern. Ich hatte ihm den Job nicht erteilt. Da musste er sich an seinen Clanchef wenden.

"Gut Herr, wenn Sie keine Hilfe benötigen, würde ich wieder auf meinen Platz zurückgehen und berichten", erwiederte der gefährlich aussehende bullige Vampir mit seiner tief dröhnenden Stimme.

Ich nickte und er entfernte sich genauso weit, dass er unseren Tisch im Blick hatte. Irgendwie gab er mir dieses warme wohlige Gefühl der Sicherheit. Er war schnell. Schneller auf jeden Fall als jeglicher Mensch hier und ich genoss dieses Gefühl der Überlegenheit gegenüber diesem 'Priester'.

Die Gespräche im Café nahmen erneut Fahrt auf.

Lächelnd beugte ich mich unter meinen Tisch und holte meinen Rucksack hervor. Dann schraubte ich meine Thermoskanne auf und goss in meinen, nun schon fast kalten Tee noch einen kräftigen Schluck Blut hinein und beobachtete fasziniert, wie sich die kleinen dunklen Blasen auf dem leicht öligen durchscheinenden Tee sammelten, bevor ich meinen Löffel nahm und alles durchmischte.

Als ich meinen Blick hob, sah ich in das erstarrte Gesicht des Priesters.

"Sind Sie ein Vampir?"

"Ist das Ihre erste Frage?"

Er nickte erneut und schaute ein wenig aufgelöst aus. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet. Hatte er Angst. Ich konnte seine erneut verschlossene Miene nicht wirklich deuten. Aber das sollte mir egal sein, solange er mir Antworten gab. 

"Ich hätte von ihnen etwas Subtileres als Frage erwartet. Leider weis ich es nicht. Mir fehlt irgendetwas. Ich bin nicht so riesig und gefährlich."

"Wie, Sie wissen das nicht?

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt