Überraschenderweise ließ mich Vincenzo in Ruhe.
Am Anfang hatte ich wirklich Angst, dass er wie eine Katze um mich herumschleichen und bei mir einen schwachen Moment abwarten würde, um sich mir zu nähern. Ich war schließlich in seinem Machtbereich und er war mir körperlich überlegen. Aber er war ein Gentleman. Wir hatten zwar diesen magischen Moment zusammen gehabt, aber das hieß für mich noch lange nicht, dass ich weiter gehen wollte. Ich mochte seine Küsse und er gab mir dieses unglaubliche Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Aber war das ein Grund für mich, mit ihm Sex zu haben? Da war ich mir immer noch nicht sicher. Er roch zwar wahnsinnig gut und ich mochte ihn wirklich. Aber ich war nicht schwul!
So verzog ich mich nach dem ersten Treffen lieber wieder in mein Zimmer und blieb zumeist dort. Das erschien mir am sichersten. Abstand war die beste Option in diesem Fall. Zumal ich nicht wusste, wie ich mit dieser ganzen Situation umgehen sollte. Da war es besser, ihm einfach erstmal aus dem Weg zu gehen.
Und das klappte auch meist sehr gut.
Die wenigen Stunden, die er schlief, waren am Tage, ansonsten war er in seinen Büroräumen eine Etage tiefer oder im Club, der immer seine Aufmerksamkeit forderte. Die restliche Zeit verbrachte er damit, Angelegenheiten des Clans zu klären. Oft hörte ich ihn in vielen Sprachen telefonieren. Insgesamt war ich mir nicht sicher wie viele er konnte, aber fünf verschiedene konnte ich auf jeden Fall heraushören.
Manchmal lauschte ich im Flur. Er wusste es, denn wie der Vampirarzt es mir erklärt hatte, nahm mich Vincenzo jederzeit wahr. Aber er sagte nichts dazu und hätte, wenn er es anders hätte, haben wollen, auch in sein Büro gehen können. Indirekt vermutete ich, dass ich mich einfach an ihn gewöhnen sollte.
Ich wusste es erst nicht, aber in diesem fünf zehnstöckigem Hochhaus waren in der Etage unter seiner Wohnung die Zentrale seines Clans. Dort trafen sich alle, die mit ihm geschäftlich oder gesellschaftlich verkehrten.
Am Anfang verschloss ich meine Tür, wenn ich schlafen ging. Mein Blut wurde mir von einer freundlichen Krankenschwester jeden Tag frisch geliefert und einmal die Woche gegen Abend kam eine Reinigungskraft, die die Wohnung für uns beide in Ordnung brachte.
Mein Leben bekam einen geregelten Rhythmus. Es kamen immer die gleichen Personen in die Wohnung und auch Vincenzo hatte einen geregelten Tagesablauf und feste Gewohnheiten. Ich selbst beruhigte mich langsam und meine Alpträume wurden weniger. Warum wusste ich auch nicht? Wahrscheinlich, weil Salvatore keine weiteren Annäherungsversuche startete. Ich denke, er wusste, dass er alle Zeit der Welt hatte. Wir waren beide Vampire und das konnte alles, für eine lange Zeit bedeuten.
Mir war nur immer noch nicht klar, warum ich sein Ziel war. Was hatte ich unscheinbare Leuchte in seinem Leben für einen Sinn? Aber das sollte mir erstmal egal sein, ich musste selbst erst mal mit mir selber klarkommen.
Manchmal spürte ich seine fordernden Augen brennend auf meinem Rücken, wenn ich vorbeiging. Aber außer einem freundlichen Gruß kam von ihm nichts weiter. Ich war unendlich dankbar dafür. Denn ich musste mich auch erst an diese ungewöhnliche Situation gewöhnen. Schließlich hatte ich immer alleine gelebt und war einfach nur froh eine sichere Unterkunft zu haben und nicht mehr einsam depressiv in meiner, mit Sinneseindrücken überladenen, winzigen Einzimmerwohnung zu hocken.
Meine Selbstmordgedanken verblassten und ich warf mich wieder mit Interesse an meinen Computer, der genauso aus seinem Leben einfach herausgerissen wurde ohne Rücksicht auf Verluste, wie ich. Innerlich musste ich lächeln. Mein Server hatte das gleiche Problem wie ich. Auch er wurde einfach aus dem Alltag gerissen und an einen fremden Ort gebracht. Aber ich bekam ihn wieder in Gang und alles konnte wie gewohnt weitergehen. Insgesamt hatte ich genügend Arbeit, um mich darin zu versenken. Mein Computer war mir wichtig und war alles, was ich zum Leben eigentlich brauchte. Ein stressfreies Leben ohne diese Höhen und Tiefen, die mich immer wieder verwirrten und mir einfach zu viel abverlangten. So mochte ich es.
DU LIEST GERADE
Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)
VampirEs gibt Vampire, aber ein Vampirengel? Ein Widerspruch in sich! Wie kann das sein? Wie kann ich das sein? Warum bin ich schon wieder anders? Kann ich nicht sein wie jeder andere? Was will dieser Mann von mir? Dies ist der fast ausweglose Kampf von J...