29. Andere

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„James, wir müssen über letzte Nacht reden", stand Salvatore fordernd in meiner Zimmertür.

Verdutzt schaute ich von meinem Rechner auf und starrte ihn überlegend an.

Irgendwie machte er mir Angst und ich wollte wissen, was er meinte. Aber ich wusste, dass ich anders als sie war. Und die letzte Nacht war wirklich schwierig für mich gewesen. Aber ich konnte nichts dafür!

Leise seufzte ich. Wahrscheinlich konnte ich diesem Gespräch nicht aus dem Weg gehen.

So drehte ich mich auf meinem bequemen Gamerstuhl um und wartete ergeben auf das, was er zu sagen hatte.

Er kam hinein und setzte sich auf mein kleines Sofa, welches neben dem Bett stand. „Ich nehme an, dass du dich an andere Vampire gewöhnen musst und diese auch an dich. Denn du kannst dich hier nicht für immer verstecken und musst die Realitäten der Vampirgesellschaft kennenlernen. Also möchte ich, dass du mir im Büro zur Hand gehst und ich würde dich gerne als Sekretär für die erste Zeit einstellen. Ich benötige jemanden, der mit den Abrechnungen des Clubs und mit den Abgaben, die die Mitglieder meines Clans zu zahlen haben, klarkommt. Des Weiteren müsstest du in dem Job verschiedene Veranstaltungen und Reisen für mich organisieren. Ich weiß, dass du dies wirklich gut könntest", sagte er und sah mich fordernd an.

Oh, das war ganz anders als ich gedacht hatte. Ich sollte plötzlich für ihn arbeiten. Warum? Ich hatte doch schon einen Job. Wollte ich das überhaupt?

Unsicher blickte ich in sein schönes Gesicht: „Meinst du wirklich, ich könnte das? Aber ..."

„Ich möchte dich nicht unter Druck setzten, aber ich möchte, dass du es dir das überlegst. Du bist gut am Computer, daher sollte das Ganze für dich kein Problem sein."

„Aber würden mich die anderen Vampire überhaupt akzeptieren?", fragte ich zweifelnd.

„Du stehst unter meinem Schutz. Das werde ich allen klarmachen. Gio hat bisher einen Teil der Aufgaben übernommen. Aber er muss noch andere Sachen für mich erledigen, daher brauche ich dich. Jemand muss sich am Tag um die Lieferungen kümmern, wenn er nicht da ist."

Kurzzeitig erwog ich die Möglichkeit, ob ich dazu in der Lage war. Jedoch wurde meine Hilfe benötigt und ich könnte endlich einen sinnvollen Beitrag für Salvatore leisten und ihn unterstützen.

Innerlich hüpfte ich aufgeregt auf meinem Stuhl auf und nieder, obwohl ich ein wenig Angst davor hatte, wie die anderen auf mich reagieren würden. Schließlich war ich kein Mitglied des Clans. Es war fraglich, ob sie mich trotzdem akzeptieren würden. Und ich wusste nicht, ob ich es mit vielen Personen in einem Raum überhaupt aushalten konnte. Aber wenn ich es nicht versuchen würde, wäre ich wohl wirklich ein Versager.

Vincenzo schaute mich liebevoll an. „Eigentlich behagt es mir nicht, dich diesem Stress auszusetzen und wenn es nach mir gehen würde, würde ich dich in meinem Zimmer an die Kette legen und du dürftest diese Wohnung nie wieder verlassen. Aber du musst Kontakt zu deines Gleichen haben. Keiner kann dauerhaft ohne die Hilfe eines anderen Vampirs überleben. Ich habe gestern deine Reaktion auf andere Vampire gesehen und das war nicht normal. Du hast völlig verängstigt darauf reagiert und sie waren auch völlig von dir überrascht. Beide Seiten haben sich nicht normal aufgeführt und ich will nicht, dass dir etwas passiert, nur weil ein Vampir mit deiner Anwesenheit nicht zurechtkommt. Beide Seiten müssen sich aneinander gewöhnen ... Das ist dir doch klar, oder?"

Ich nickte zustimmend. Eigentlich behagte es mir überhaupt nicht, aber ich konnte mich wahrscheinlich nicht ewig verkriechen, auch wenn es mir wirklich gut bei Vincenzo gefiel. Immerhin war er Führer eines Clans und hatte Verpflichtungen und Kontakte zu anderen. Wobei sein Club immer im Mittelpunkt stand. Wahrscheinlich ging es einfach nicht anders und ich konnte mich nicht auf Dauer in seiner Wohnung verstecken. Das wusste ich bereits. Aber diese Übermacht an Dunkelheit und maßloser Kraft hatte mich verängstigt. Denn ich hatte gespürt, dass sie es auf mich abgesehen hatten. Würde sich diese Sehnsucht ändern, wenn sie mich näher kennengelernt hatten? Da war ich mir nicht sicher. Verlangen zu beherrschen war für Vampire immer ein universelles Thema und wenn schon so alte Vampire auf mich so reagierten, wie würden erst die Jüngeren auf mich anspringen? Ich war mir nicht sicher, ob ich mich nicht einer zusätzlichen Gefahr aussetzen würde und im Club waren auch noch Menschen. Ich war beherrscht, aber ich war mir nicht sicher, ob ich damit locker umgehen konnte. Bisher hatte ich schlechte Erfahrungen gemacht und konnte mich kaum in Gegenwart von Menschen zusammenreißen, grübelte ich vor mich hin.

Wahrscheinlich musste ich es ausprobieren und sollte einfach vorsichtig sein. Und obwohl ich nicht überzeugt war, stimmte ich mit einem Nicken zu. „Gut, ich werde es probieren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mit alldem so einfach umgehen kann. Wahrscheinlich wäre es gut, wenn Gio mich am Anfang begleiten würde."

„Kein Problem. Gio muss dich sowieso in das Clubprogramm einweisen und dir die ganze Büroarbeit erläutern. Also mach dich auf viel Arbeit gefasst", sagte er und lächelte mich zärtlich an. „Du bist ein helles Köpfchen. Und ich denke, du kannst dich schnell an alles gewöhnen, was hier passiert... Übrigens, andere wären gestern Abend schreiend herausgerannt, wenn sie diese übermächtige Dominanz gespürt hätten. Daher wollte ich dich eigentlich nicht dabeihaben, weil ich mir so etwas schon gedacht hatte... Ich war besorgt, als Roy dich mitgebracht hatte. Denn ich fand es schon interessant, wie du auf mich als Einzelperson reagierst hattest. Und darum hatte ich mich bisher nicht getraut, dich dazu zu bringen, mit anderen Vampiren zu interagieren. Es war wirklich etwas Besonderes, dich und die anderen an dem Abend zu beobachten.

Interessant fand ich, wie alte Vampire auf dich ansprangen und ihre Pheromone ausstrahlten und, dass du auf einmal an fingst zu leuchten. Engelsgleicher ging es gar nicht. Und du sahst dabei so wunderschön aus."

„Wie meinst du das?", fragte ich ungläubig und bekam rote Wangen wegen des Kompliments. Dabei konnte ich mir immer noch nicht vorstellen, dass ich irgendwie Licht abstrahlen sollte. Und wie sollte so etwas funktionieren. Ich hatte zwar schon von Himmelserscheinungen und Auren gehört, aber das waren Mythen und alte religiöse Geschichten.

„Du hast es wahrscheinlich nicht bemerkt, aber die Luft um dich herum fing an zu vibrieren, wie bei Wärmeeinfluss, wenn Licht darauf fällt und auf einmal wurde ein kleiner Rand um dich herum wesentlich heller."

Ungläubig zog ich unsicher die Stirn kraus. „Wirklich? Ich konnte spüren, dass meine Sicht nicht mehr ganz klar war und ich wirklich mit einem Mal Angst hatte."

Vincenzo zuckte mit den Achseln. „Ich habe so etwasnoch nie zuvor gesehen. Aber es passte unheimlich gut zu meinem imaginären Bildeines Engels von dir," stellte er fest und grinste keck. „Mein Vampirengel! Daspasst gut zu dir und deiner Erscheinung. Wahrscheinlich weiß die ganzesinnlose, idiotische katholische Kirche nicht mal wie Engel wirklichaussehen... Was wäre, wenn es in Wirklichkeit ein Vampir wäre? Das wäre dochwirklich der Brüller, so wie sie uns bekämpfen!" Sagte er und lachte dröhnendüber seinen eigenen Witz und stand auf. An der Tür drehte er sich noch mal um:„Überleg es dir und übrigens, es wäre schön, wenn du in der Nacht nicht einfachdie Zeit anhalten würdest. Ich konnte dir mit einem Mal nicht mehr über denKopf streicheln. Meine Hand war wie festgefroren. Das dauerte bestimmt fünfMinuten, bis das Leuchten um dich aufhörte und mein Gefühl für die Zeitwiederkam. Ich konnte mich in der Zeit nicht bewegen... Du hast mich wortwörtlichgefesselt mit deiner Liebe. Ich bin mir nicht sicher, was das war, aber das warschon etwas ganz Besonderes", erklärte er und schüttelte ungläubig den Kopf.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt