8. Anpassung

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Also passte ich notgedrungen mein Leben meinem Zustand an.

Denn ich blieb einfach zu Hause. Jedenfalls so weit ich es vermeiden konnte, meine Wohnung zu verlassen. Wobei ich bisher sowieso noch nie große Menschengruppen leiden konnte und auch früher, war ich nicht bei Konzerten oder auf sonst irgendwelchen Großveranstaltungen. Nun aber, wurde ich zum selbsterklärten Einsiedler. So wie viele alle anderen Vampire, die ich nach und nach über das Internet kennenlernte. Diese sogenannten einsamen Wölfe, die sich nur trafen, wenn sie sich brauchten.

Da ich ja am Anfang keinen von ihnen kannte und auch nicht wusste, ob es Gruppen oder irgendeine Community gab, den ich meine vielen Fragen stellen konnte, hatte ich einfach einen Chatraum im Internet eingerichtet, um zu schauen, ob es noch andere wie mich in der Welt da draußen gab.

Vampire waren oft alt. Viele junge Vampire wie mich gab es nicht. Kaum jemand brauchte Konkurrenz im Kampf um die mageren Ressource Blut und man sollte sich genau überlegen, ob man jemand zu diesem Leben für immer verdammte. In diese Abhängigkeit von Blut und der ewigen Sucht danach. Das verdeckte Leben brachte viele verschiedene Schwierigkeiten mit sich und wir hatten viele Feinde. So wurden nicht viele neue Vampire geschaffen und viele von den Jungen überlebten nicht lange, da sie die Veränderung nicht ertragen konnten. Getrennt von der Familie und oft unbeherrscht nach der Sucht von Blut. Übrig blieben nur die Intelligenten. Diejenigen, die sich anpassen konnten an die Veränderungen in der Welt und alle Weiterentwicklungen mitmachten. Diejenigen, die vorausschauen und sich dementsprechend anpassen konnten. Diejenigen, die immer wieder mitlernten und diese konnten meist auch mit dem Internet umgehen.

So hatte ich nach einiger Zeit die Verrückten aussortiert, die behaupteten Vampire zu sein. Den keiner außerhalb dieser so speziellen Gruppe wusste, was das Blut so besonders machte. Denn der Geruch von Blut war einzigartig für uns Vampire.

Er war unvergleichlich zu allem, was ich bisher an Nahrung zu mir genommen hatte. Es war einfach ein ultimatives Gefühl für Vampire sich dem erdigen, metallischen und einmaligen Geschmack zu ergeben. So, dass jeder von uns, sich mit seinem Leben diesem einmaligen Gefühl unterordnete und versuchte dieser all umfassenden Verführung nicht dauerhaft zu unterliegen.

Nach der Aussortierung der Menschen, die nur behaupteten ein Vampir zu sein, stellte ich innerhalb kürzester Zeit fest, dass es verschiedene Vampirgruppen auf der ganzen Welt gab, welche lose miteinander vernetzt waren. Sie freuten sich eine Plattform gefunden zu haben, auf der sie unerkannt kommunizieren konnten und ich moderierte sie nun hocherfreut endlich Ansprechpartner für meine Fragen gefunden zu haben.

Akribisch versunken in meine Arbeit richtete ich für alle Mitglieder Avatare ein und bot den verschiedenen örtlichen Gruppen nochmal einen extra Chatbereich an. So konnten sie darüber ihre Treffen arrangieren, ohne jeden anrufen zu müssen. In der Folge entstand innerhalb kürzester Zeit eine umfassende Kommunikationsplattform für alle Vampire, auf die man nur Zugriff hatte, wenn ich denjenigen zuließ.

Für mich bot diese Plattform ein enormes Wissen und Vielfalt an Informationen und ich konnte innerhalb kürzester Zeit enorm viel von ihnen lernen. Denn ich konnte jedes geschriebene Wort mitlesen, wenn im Forum ein neues Thema aufgemacht wurde.

Natürlich kannten sich viele untereinander. Sie waren alt und interessanterweise erkannten sie sich auf der Straße bereits am Geruch, lernte ich. Das Riechorgan von Vampiren war sehr gut ausgeprägt, was manchmal auch zu nervigen Situation führen konnte. So nervte mich in letzter Zeit immer wieder der muffige Geruch der Menschen. Besonders diejenigen, die ihren übelriechenden Eigengeruch nicht überdeckten und wenn sie es taten, mit ekligen künstlichen Aromastoffen. Das war es echt beißend in meiner Nase.

So waren für mich die Gesprächsinhalte der alten Vampire besonders interessant, da ich dadurch viel über deren Lebensart herausfinden konnte.

Mich kannte dabei keiner. Jeden Tag saß ich gegen Abend mit ein wenig Blut vor dem Bildschirm und war ein fleißiger stiller Mitleser und neutraler Moderator.

Ich bin der Vampirengel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt