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Sicht Jule
Mein Kopf dröhnte und mir war wahnsinnig schlecht. Aber Marius war da , mein Anker. Ich lag in seinen Armen und blinzelte gegen das helle Licht. "Na Kleiner"  sagte er leise. Ich versuchte zu lächeln aber es klappte nicht. Ich fühlte mich furchtbar , einfach kraftlos und verzweifelt und das nicht nur wegen den Kopfschmerzen. Mir ging es psychisch nicht gut und genau das will ich nicht wahr haben. Ich schaute Marius an. "Tut mir leid Wolf was passiert ist. Ich kaufe dir eine neue....." er unterbrach mich. "Juli vergiss diese blöde Flasche. Ich mache mir Sorgen um dich Schatz. Ich habe uns heute vom Training abgemeldet. Und ich weiß du wirst mich jetzt hassen aber wir gehen zu Philipp." hörte ich ihn sagen. Ich will das nicht, ich komme damit alleine klar , das wird alles auch Hilfe wieder schoss es durch meinen Kopf. "Was!!" entfuhr es mir und setzte mich auf. Mein Verlobter nahm meine Hände "Hier Jule du hast dich gestern verletzt du hast wie wild auf den Sandsack eingeschlagen" Ich zog meine Hände zurück. "Ich weiß was passiert ist. Das war der Alkohol" nuschelte ich. Marius lachte ironisch. "Ja klar. Aber den hast du getrunken weil es dir verdammt nochmal gar nicht gut geht. Mensch JULIAN ich will nicht dass du so leidest du musst reden BITTE" hörte ich ihn sagen wobei seine Stimme sauer aber auch zeitgleich besorgt klang. Er nahm mich in seine Arme "Bitte Schnüffelchen" bat er mich ganz leise und hauchte mir einen Kuß auf den Kopf. Ich weiß nicht warum es mir so schwer fällt professionelle Hilfe anzunehmen. Wahrscheinlich weil es die Psyche betrifft und in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema ist und man gleich abgestempelt ist. Es sieht ja keiner dass dir etwas fehlt und mit deinen Problemen willst du keinen nerven. Aber langsam war ich echt am Ende. Ich schaute meinen Freund nun an. Er sah traurig und sehr besorgt aus. "Du kommst aber wieder mit!!!" meinte ich und an meiner Tonlage war ihm bewusst dass das keine Bitte von mir war. "Natürlich mein Schatz" versicherte er mir. "Ich lass dich nicht alleine." fügte er hinzu.
Am Nachmittag saßen wir dann tatsächlich bei Philipp. "Hallo ihr zwei" grüßte er und gab uns die Hand. In seinem Sprechzimmer setzten wir uns in die Sessel. Er sah in die Runde. "Entschuldigt dass ich frage aber habt ihr gestern gefeiert  hier riecht es echt nach Alkohol" Ich schüttelte den Kopf "Nein, ich hab eine Flasche Gin getrunken. Marius hat damit gar nichts zu tun" sagte ich trocken. Philipp sah mich an. "Oh ja ähem Donnerwetter" mehr brachte er nicht raus. Dann "Aber es gab einen Auslöser dafür Jule. Ich weiß du redest  nicht gerne darüber was dich belastet nur jetzt wird es echt kritisch. Alkohol Jule hilft auch nicht" hörte ich ihn sagen. Marius sah mich an. "Er hat mit bloßen Händen auf den Sandsack eingeschlagen, schau dir seine Hände an" Super jetzt fiel mir mein Verlobter auch noch in den Rücken und verriet mich. "Ich habe die Hände schon gesehen" meinte Philipp. Immer noch schweigend saß ich da. Meine Hände waren ganz nass und zitterten. Ich wollte weg. Wieder in mein Schneckenhaus. Es geht doch auch schon wieder besser. "Ich - Ich weiß nicht was ich sagen soll....." stotterte ich. Wo sollte ich auch anfangen. Heute ging es mir echt besser. "Ich meine heute geht es wieder vielleicht war das nur gestern so" sagte ich. Marius holte Luft und sah mich beinahe schon wütend an. Das machte mir noch mehr Angst ich kämpfte jetzt mit den Tränen. Alles zog sich in mir zusammen, jetzt hasste mich er mich auch fuhr es mir durch den Kopf. Da war sie wieder meine Blase in der ich saß , diesmal war sie aber eher als Schutz. Also wohl eher eine Mauer um mich rum als eine Blase. Wieso konnte ich sie nicht zerstören oder nur erstmal einen Teil davon. "Ok Julian ich kann das nicht mehr" hörte ich Marius sagen und er stand auf. Er wollte gehen , NEIN. Nicht mein Wolf, mein Anker. Ich sprang auf "Nein verlass mich nicht, ich brauche dich. Ich schaffe das alles nicht alleine. Ich habe so eine Angst , bitte. Ich liebe dich" ich konnte mich kaum beruhigen. Erschrocken nahm mich Marius in den Arm vorbei schien seine Wut. Meine Beine gaben nach und wir setzten uns einfach auf den Fussboden. "Ruhig Schatz. Ich trenne mich doch nicht von dir." sagte Marius. Ich konnte mich immer noch nicht beruhigen. "So viele Beziehungen gehen kaputt wenn der eine Partner psychische Probleme hat und dann kommen bei mir , uns , noch so viele andere dazu" ich schluckte und holte mühsam Luft. Es war als würde man mir langsam die Luft nehmen. "Ruhig Jule ganz ruhig atmen. Ganz ruhig" hörte ich nun die Stimme von Philipp aber sie klang weit weg. Mir war schwindelig und ich bekam immer weniger Luft. Mein Herz raste und mir war fürchtlich heiß. Irgendwie hörte ich wie Philipp was von Panikattacke redete. Es schien mir auf einmal alles ganz fremd zu sein obwohl ich schon öfters hier war. Zwar hatte Marius da seine Gespräche , die ihm halfen , aber ich kannte eigenlich alles. "Ganz ruhig Schnüffelchen ich bin da hörst du. Ich bin da ganz ruhig. Tief einatmen und aus. Schhhhhh" hörte ich Marius' Stimme. Sie war vertraut. Ich atmete ein und ich nahm sein Geruch wahr. Er tat mir gut. Ich spürte das vertraute Kraulen in meinen Haaren. Langsam löste sich der Druck in der Brust und mein Herz schlug nicht mehr ganz so schnell. Dennoch liefen immer noch unaufhaltsam Tränen meine Wangen runter. "Schatz , mein Engel ich bin da und werde es immer bleiben hörst du. Alles wird gut wir schaffen das. Ich lass dich nicht alleine" ich spürte einen Kuss auf meinem Kopf. Langsam löste sich meine Anspannung  meine ganzen Muskeln taten bald schon weh. "Siehst du Jule wir sind da und es wird alles gut" nahm ich nun auch Philipps Stimme wieder vertrauter wahr. Ich holte Luft und atmete tief durch. Immer noch lag ich in den Armen von Marius er hatte mich zwischen durch mal los gelassen weil alles viel zu eng wurde aber jetzt tat es mir gut. Er war da. Ich sah in die Runde und wischte über meine Augen. "Geht es wieder?" fragte Philipp sanft. Ich nickte etwas abwesend und drückte mich enger an Marius. "Du hattest eine Panikattacke Julian" meinte er. "Hey mein Liebling geht es wirklich besser" fragte Marius besorgt und strich mir zärtlich über den Rücken. Ich nickte "Ja es geht wieder" murmelte ich. Langsam stand ich auf und mein Wolf stützte mich. Wir setzten uns , wobei ich auf Marius Schoß blieb. "Sollen wir für heute aufhören" hörte ich Philipp fragen. Ich seufzte "Nein. Ich würde gerne versuchen ein wenig zu erzählen nur können wir eine Pause machen ich kann gerade nicht mehr" antwortete ich. Ich spürte wie Marius Umarmung ein wenig fester wurde. Er gab mir einen Kuss in den Nacken. Ein ganz leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Philipp nickte "Sicher , ich habe hier einen Ruheraum da könnt ihr etwas entspannen und reden wenn ihr wollt" schlug er vor. Ich nickte "Gerne vielen Dank" meinte ich dankbar und nahm das Angebot an. Ich sah zu meinem Freund er nickte. Noch etwas wackelig auf den Beinen und gestützt von ihm folgten wir Philipp in den Ruheraum. Langsam entspannte ich mich fast völlig und atmete durch.

Brolf? - Besiegt Liebe alle Schwierigkeiten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt