POV Katsuki
»Was willst du, Idiot?«, fragte Katsuki, als er langsam auf Eijiro zuging. Bisher hatten sie beide immer nur einen kurzen Blick in die Zimmer geworfen. Ja, heute war er der Held Nummer 1, trotzdem war Erste Hilfe nicht sein Ding. Er konnte Zivilisten retten und evakuieren, doch die Nachversorgung überließ er lieber anderen.
Die Sanitäter waren noch nicht bis hierhin vorgedrungen, ohne vorherige Kontrolle durch die Helden war es für sie zu gefährlich.
Durch die illegalen Kämpfe, die hier im Untergrund ausgetragen worden waren, konnte sich einer der Teilnehmer immer noch in den Hinterzimmern verstecken und großen Schaden anrichten. Die meisten dieser Kämpfer waren psychopathische Mörder.
»Mann, jetzt komm endlich!«, drängte Eijiro.
»Ja, ja, ist ja schon gut. Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr du mir auf den Sack geh-« Katsuki verschluckte sich an den Worten und erstarrte.
In dem Zimmer lag ein bewusstloser Omega von ihnen abgewandt auf einem schmalen Bett. Blaue Flecken und Bisswunden verunstalteten seinen blassen Rücken. Es klebte Blut an der Innenseite seines Oberschenkels, das schon einen kleinen Fleck auf der Matratze hinterlassen hatte.
Im Vergleich zu den vorherigen Räumen war das nichts Neues, wenn man bedachte, dass die Helden sich gerade in dem Teil des Clubs befanden, der fast ausschließlich als illegales Omega-Bordell genutzt worden war.
Die einst glänzenden Haare des Omegas waren stumpf und fürchterlich zerzaust. Trotzdem hätte Katsuki dieses Grün überall wiedererkannt.
»Deku ...«
Er machte einen unbeholfenen Schritt ins Zimmer und blieb abrupt wieder stehen. Im Flur war es ihm durch den Schock nicht sofort aufgefallen, doch war die Luft hier drin pheromongeschwängert.
Katsuki roch mindestens zwei verschiedene Alphas heraus. Ebenso die sauren Stresspheromone eines Omegas in Todesangst und ganz schwach darunter den süßen Nachhall eines Omegas in Hitze.
Die Galle kam ihm hoch und Katsuki schluckte angestrengt. Er durfte jetzt nicht kotzen. Seine geballten Fäuste zitterten.
Eijiro schob sich an ihm vorbei und streckte die Hand nach Izuku aus. »Wir müssen ihn hier raus bringen.«
Bevor der andere Held den Omega erreichen konnte, packte Katsuki dessen Schulter.
»Wehe, du wagst es, ihn anzufassen! Dann bringe ich dich um!«
Eijiro erstarrte augenblicklich und warf einen unsicheren Blick in Katsukis Richtung. Sobald er die Mordlust im Blick seines Kameraden sah, hob er abwehrend die Hände. »Beruhige dich. Ich werde ihn nicht anfassen, aber er braucht vermutlich dringend medizinische Hilfe. Das sollten wir nicht länger hinauszögern.«
Das brachte Katsuki zurück in die Realität, fast hätte er sich in der Rage verloren.
Er schluckte schwer. »Ich kümmere mich darum. Sieh du in den anderen Zimmern nach.«
»Mache ich«, antwortete Eijiro und verließ den Raum.
Zögernd trat Katsuki ans Bett heran. Obwohl er gerade ein ordentliches Alphagebrüll von sich gegeben hatte, war Izuku nicht mal zusammengezuckt.
Er selbst hatte während der vergangenen zwei Jahre noch weitere Muskelmasse zugelegt. Der grünhaarige Omega hingegen sah noch zarter aus als früher. Izuku war abgemagert. Die einst wohldefinierten Muskeln spannten sich sehnig unter der unnatürlich blassen Haut. Neben den Wunden waren die Sommersprossen auf den Wangen, die einzige Farbe im Gegensatz zum Weiß der Haut.
Wann Izuku wohl das letzte Mal die Sonne gesehen hatte? Der Club war unterirdisch und es sah nicht so aus, als hätte der Omega die Möglichkeit gehabt, ihn zu verlassen.
Blutergüsse und Bisswunden in sämtlichen Stadien der Heilung verunzierten den schmalen Körper. Ein bedrohliches Knurren stieg in Katsukis Kehle auf. Die Bastarde, die Izuku all das angetan hatten, konnten froh sein, dass sie nicht mehr hier waren. Der Alpha hätte sie mit Freuden in die Luft gejagt.
Trotzdem war Deku wunderschön.
Mein.
Wo kam das denn gerade her?
Seit seinem Verschwinden hatte es nicht einen Tag gegeben, an dem Katsuki nicht an seinen ehemaligen Kontrahenten um Platz 1 der Profihelden gedacht und sich Vorwürfe gemacht hatte. Wäre er damals doch nur schneller gewesen. Er hätte den Omega vor diesem Schicksal bewahren können, wenn er damals besser gewesen wäre.
Es wurde Zeit, die Bestandsaufnahme von Izukus geschundenem Körper zu beenden. Mit den rubinroten Augen nahm Katsuki den Anblick in sich auf, merkte sich jede Wunde und schwor den Verursachern bittere Rache. Am Hals und den Handgelenken trug Izuku verschieden große Reifen. Dem breiten Halsring allein war es zu verdanken, dass man Izuku in all der Zeit des offensichtlichen Missbrauchs keine Paarbindung hatte aufzwingen können.
Doch wozu waren die Reifen an den Handgelenken gut? Es waren keine Handschellen, da sie weder miteinander noch irgendwo sonst befestigt waren. Behutsam hob Katsuki die rechte Hand des Omegas hoch und besah sich den Reifen genauer. Auf einem kleinen Display war eine Anzeige, mit der der Pro Held nichts anfangen konnte, daneben befand sich der Akkustand.
Katsuki wollte nichts riskieren und entschied sich, die verdammten Dinger vorerst an Ort und Stelle zu lassen. Sollte sie besser jemand entfernen, der sich mit Technik auskannte.
Sacht strich der Alpha durch Izukus grüne Locken. »Ich hab dich. Niemand wird dir mehr wehtun.«
Es wurde Zeit, den Omega in einen der Krankenwagen zu verfrachten, damit er endlich die nötige medizinische Hilfe bekam. Katsuki griff nach der fleckigen Decke und ließ sie sofort wieder los. Er hatte in etwas Klebriges gefasst. Angewidert starrte der Held seine Handfläche an, hob sie zum Gesicht und schnupperte vorsichtig.
Noch während sein Verstand die Information verarbeitete, hatte sein Instinkt bereits verstanden. Ein aggressives Knurren entrang sich seiner Kehle. Er hatte in das fast noch frische Sperma eines anderen Alphas gefasst. Katsuki sah rot, reine Mordlust stieg in ihm auf. Kurz bevor er die Beherrschung verlor, holte ein leises Wimmern ihn ins Hier und Jetzt zurück.
Izukus spröde Lippen waren ängstlich verzogen, seine Augen zuckten unter den geschlossenen Lidern hin und her.
Der Alpha beruhigte sich augenblicklich. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun, als ein paar Bastarde umbringen zu gehen.
Von der Decke angewidert, entschied Katsuki sich, den Omega nackt auf seine Arme zu nehmen und sich Hilfe zu suchen. Der andere Mann wog fast nichts. Es bereitete dem Helden nicht die geringste Anstrengung ihn zu tragen. Izuku verzog das Gesicht. Bestimmt hatte er Schmerzen. Trotzdem kam er nicht zu Bewusstsein.
»Ich bringe dich jetzt hier raus«, gurrte der Alpha zärtlich und stieß ein paar beruhigende Pheromone aus. Schon wurde der Omega ruhiger.
Katsuki wollte nur noch weg von diesem Ort. Seine Arbeit war getan. Er wurde hier nicht mehr gebraucht. Auf dem Flur angekommen, war von Eijiro nichts mehr zu sehen. War auch besser so! Andere Alphas wollte Katsuki jetzt nicht in Dekus Nähe haben.
Die Sanitäter und das Evakuierungsteam hingegen waren näher gekommen und nur noch vier Zimmer entfernt. Mit weit ausholenden Schritten eilte der Held zu ihnen.
Eine Sanitäterin bemerkte Katsuki und kam ihm entgegen. Ihre Augen wurden groß. »Ist das etwa ...?«
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Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)
FanfictionSeit ihrer Oberschulzeit stehen Katsuki und Izuku in einem anhaltenden Wettkampf zueinander. Beide wollen die Rangliste der Pro Helden anführen. Als sie den Schurken Overhaul in die Enge treiben, scheint sich die Frage nach der Nummer 1 endlich zu...