Kapitel 18

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POV Izuku

Auf Katsukis Terrasse stand eine komplette Sitzgarnitur und Izuku fragte sich insgeheim, ob der Alpha sie jemals benutzt hatte – er war nicht der Typ für Besuch, so weit der Omega wusste. Da Katsuki hierher gezogen war, um dem Trubel der Innenstadt zu entkommen, hatte sich daran wahrscheinlich nichts geändert.

Dahinter lag der Garten, der fast die Ausmaße eines Parks hatte. Bisher hatte Izuku noch keine Gelegenheit gehabt, ihn zu erkunden. Gestern hatte er mit Katsuki zusammen gegessen, etwas ferngesehen und war dann in das Gästezimmer verschwunden, das der Alpha ihm zugewiesen hatte.

Wie gern würde er jetzt durch den Garten spazieren, anstatt auf diesem Sessel in dieser Gesellschaft zu sitzen ...

Pünktlich um 10 Uhr hatte Dr. Nakamura, die vom Krankenhaus vermittelte Therapeutin, geklingelt. Kacchan hatte binnen eines halben Tages nicht nur einen Sicherheitsdienst engagiert, sondern auch noch Izukus Agentur und Therapeutin über den vorübergehenden Wohnortswechsel informiert.

Ganz offensichtlich meinte der Alpha es wirklich ernst, dass Izuku allzu bald nicht in seine Wohnung zurückkehren würde.

»Haben Sie wirklich nichts, worüber Sie mit mir sprechen möchten, Midoriya-san?«

Nein, hatte er nicht.

Izuku war kein Gegner von Psychotherapie – im Gegenteil. Nur war er noch nicht so weit. Er wollte nicht über das sprechen, was ihm zugestoßen war. Den mentalen Zusammenbruch, den das zweifelsfrei mit sich bringen würde, konnte er nicht gebrauchen.

Außerdem war es ihm unangenehm vor Fremden zu sprechen. Mit Kacchan war es okay. Der Alpha wusste, dass Izuku schon vor seiner Entführung manchmal gestottert hatte, sobald er nervös war. Diese Schwäche hatte er zu seiner Zeit als Pro-Held komplett ablegen können, doch jetzt war es schlimmer als jemals zuvor. Ein Fakt, der dem Omega schrecklich unangenehm war.

»Sie können mir erzählen, was Sie auch immer gerade bewegt. Es muss nichts aus den vergangenen zwei Jahren sein. Es kann aus Ihrer Kindheit oder Jugend sein oder etwas, was während der letzten Tage passiert ist«, versuchte es Dr. Nakamura nun.

Izuku ignorierte die Frau bereits seit vier Sitzungen. Langsam bekam er ein schlechtes Gewissen. Er seufzte und riss den Blick von Kacchans bodentiefer Fensterfront los. Stattdessen wanderte er über die Therapeutin bis zum Durchgang, der in den Flur führte.

Wann Kacchan wohl wieder reinkäme?

Gerade war er draußen und besprach mit dem Chef der Sicherheitsleute die letzten Details. So weit Izuku wusste, sollten sie ausschließlich die Grundstücksgrenze im Auge behalten und keine ungeladenen Besucher hereinlassen. Ein Umstand, über den er sehr dankbar war.

Bisher waren noch keine Fotografen hier aufgetaucht. Es konnte sich allerdings nur noch um Stunden handeln. Wie erwartet waren er und Kacchan heute auf diversen Titelseiten von Klatschmagazinen dabei zu sehen, wie der blonde Held ihn durch die Tiefgarage seines Wohnhauses zu seinem Sportwagen führte. Die Berichterstattung in den Boulevardmagazinen und im Internet war noch schlimmer. Inzwischen hatten er und Kacchan schon einen eigenen Hashtag: #BakuDeku.

Da der Alpha bisher der Einzige war, zu dem der Grünhaarige seit seiner Rückkehr nachweislich bereits mehrfach Kontakt hatte, brodelte die Gerüchteküche heftig. Natürlich war das Quatsch, doch hielt es die Mehrzahl der Leute nicht davon ab, sich den wildesten Theorien über sie beide hinzugeben.

»Wenn Sie gar nichts sagen, komme ich mir wie eine Betrügerin vor, Midoriya-san.« Dr. Nakamura ließ nicht locker.

Izuku zog fragend eine Augenbraue hoch.

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt