Kapitel 14

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POV Katsuki

Durch den zähen Stadtverkehr brauchte Katsuki länger, als ihm lieb war. Hoffentlich war Deku überhaupt noch in seiner Wohnung und hatte vor den Paparazzi nicht längst Reißaus genommen.

Am Wohnblock angekommen, scheuchte das laute Motorengeräusch des Sportwagens die Menschentraube auf. Schon wurden die ersten Kameras in Katsukis Richtung geschwenkt und aufgeregt in seine Richtung gedeutet.

Der Alpha ließ sich davon nicht beirren und fuhr in die Tiefgarage. Auch hier lungerten drei Fernsehteams herum und schlichen um den Aufzug, der zu den Apartments führte. Na klasse!

Katsuki parkte seinen Wagen und überlegte, was er nun tun sollte. Wie käme er zu Deku? Er hatte keinen Schlüssel und seine Daten waren auch nicht in den elektronischen Schlössern eingerichtet. Sollte er das Mondgesicht anrufen?

Nee, das dauerte zu lange und Katsuki war sich nicht sicher, ob es Deku gefallen würde, wenn sie ihn zu zweit überfielen. Außerdem hatte der Alpha keinen Bock darauf, dass das Mondgesicht Deku seine Idee ausreden wollen könnte.

Er stieg aus und wurde direkt von einem der Kamerateams erwartet. »Dynamight, welch Ehre Ihnen persönlich gegenüber stehen zu dürfen. Wollen Sie Deku besuchen? Sind Sie deswegen hier?«

Katsuki zwang sich zur Ruhe. Es war eine schlechte Idee, diese Nervensägen in die Luft zu jagen, ganz bestimmt ...

»Stehen Sie beide miteinander in Kontakt? Wie geht es ihm?«

»Kein Kommentar. Lasst mich durch.« Er ging in Richtung Fahrstuhl und besah sich das Bedienfeld genauer. Auch hier gab es Klingeln für die einzelnen Apartments. Katsuki drückte auf den Knopf, der zu Deku gehörte. Es tat sich nichts. Er hielt den Knopf länger gedrückt. Immer noch kein Knacken der Gegensprechanlage.

Hinter ihm hatten die Reporter neugierig beobachtet, was er tat und filmten live mit. Katsuki zückte sein Handy und tippte:

Ich stehe vor deiner Tür. Lass mich rein.

Natürlich blieb auch jetzt eine Antwort aus. Bevor Katsuki sich einen neuen Plan überlegen konnte, wurden seine Gedanken von einem anderen Reporter unterbrochen: »Stimmt es, dass die verletzte Person, die Sie bei der Clubrazzia geborgen haben, Deku war? Wieso war er verletzt? Was ist in diesem Club passiert und wie ist er überhaupt dorthin gekommen?«

Katsuki knurrte. »Ich sagte: Kein fucking Kommentar!«

Er schob die Männer beiseite und bahnte sich einen Weg nach draußen. Vorm Gebäude wurde es noch schlimmer. Sobald Katsuki aus der Tiefgarage ins Sonnenlicht trat, wurde er von diesen aufdringlichen Bastarden umringt. Alle quatschten gleichzeitig auf ihn ein und stellten ihre blöden Fragen so schnell, dass der Alpha sie gar nicht hätte verarbeiten können, selbst wenn er es gewollt hätte.

Das war doch echt nicht zum Aushalten!

»Geht mir aus dem Weg!«, donnerte Katsuki mit seiner Alphastimme. Dabei stieß er eine Welle aggressiver Pheromone aus. Er hatte die Schnauze gestrichen voll!

Die Presse-Wichser zogen die Köpfe ein und wichen zurück. Endlich konnte der Alpha wieder halbwegs frei atmen. Er lief um das Gebäude herum und suchte nach der richtigen Stelle. Mit ein paar Metern Sicherheitsabstand folgte ihm die nach Informationen geifernde Menge.

Da! Das musste Izukus Balkon sein.

Katsuki richtete seine Handflächen nach unten und aktivierte ohne Vorwarnung seinen Quirk. Er schoss in die Luft und ließ sich von den Explosionen bis in den 10. Stock katapultieren. Dort balancierte er sich aus und landete geschmeidig auf dem Balkon.

Vorsichtig spähte er durch die Tür. An der gegenüberliegenden Wand hing ein All Might Poster neben einer Vitrine mit Sammelfiguren. Ja, das war eindeutig das Wohnzimmer vom Nerd. Ohne weiteres Zögern klopfte er gegen die Scheibe und wartete. Von unten hörte er das aufgeregte Gebrabbel der Reporter und wusste, dass gerade zwanzig Fernsehkameras auf ihn gerichtet waren.

Von Izuku noch immer keine Spur.

Dieses Mal klopfte Katsuki etwas lauter. Vielleicht schlief er ja gerade. Am Türrahmen des Wohnzimmers entdeckte der Alpha einen vertrauten grünen Lockenkopf und atmete erleichtert auf.

Ein Glück! Izuku war noch hier. Er war weder abgehauen noch hatten die Paparazzi die Wohnung bislang gestürmt. Seine Hand entspannte sich und er presste sie bittend gegen die Glasscheibe.

Izuku eilte ihm entgegen und entriegelte die Balkontür. »K-Kacchan, was machst du h-«

Katsuki ließ ihm keine Zeit, die Frage zu beenden. Der Alpha stürmte ins Wohnzimmer und zog ihn in eine feste Umarmung. Er hatte den kleinen Omega wahnsinnig vermisst. Insgeheim fragte er sich, wie er die vergangenen drei Tage ohne ihn überhaupt ausgehalten hatte.

»Ich hab mir Sorgen gemacht«, flüsterte Katsuki an seinem Ohr und atmete tief ein, genoss den zarten Vanilleduft, der süchtig machte.

Izuku antwortete ihm nicht, stattdessen presste der Omega sich fester an ihn. Der süße Duft hüllte ihn ein und beruhigte die strapazierten Nerven des Alphas. Augenblicklich wurde er ruhiger und entspannte sich. »Warum hast du mir nicht zurückgeschrieben? Ich dachte schon, es wäre wieder etwas passiert, dass du mir nicht antworten kannst.«

Der Omega spannte sich an. »E-Es tut mir l-leid.« Ein Zittern durchfuhr den zarten Körper.

»Schhh, beruhig dich. Es war kein Vorwurf. Ich hätte nur gern mal eine Antwort von dir bekommen, hätte gut gegen das Kopfkino geholfen.« Zärtlich fuhr Katsuki über seinen Rücken und Izuku entspannte sich langsam wieder.

»K-Kopfkino?«

»Ich hatte Angst, du könntest verschwunden sein. Entweder weggelaufen oder wieder entführt. Als ich dann diese wilde Meute vor deiner Haustür gesehen habe, hielt ich die Ungewissheit nicht mehr aus und bin hergekommen.«

Izuku lachte zittrig. »S-Siehst du? Ich k-könnte gar nicht a-abhauen oder entführt w-werden, ohne dass e-es auf Band festgehalten w-wird.«

»Was, wenn ich dich entführen will?«, fragte Katsuki ernst.

Der Omega löste sich aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. Skepsis im Blick. Izukus Smaragdaugen musterten ihn genau, analysierten ihn, wie sie es schon ihr ganzes Leben lang getan hatten. »W-Was meinst du d-damit, Kacchan?«

Katsuki streckte die Hand nach Izukus aus und verflocht ihre Finger miteinander. Von nun an wollte der Alpha in ihm den gewählten Partner beschützen und am liebsten nie wieder gehen lassen. Und hier war es zur Zeit ganz bestimmt nicht sicher. »Komm mit zu mir.«

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt