Kapitel 88

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CW: Psychische Gesundheitsprobleme

POV Katsuki

Er sehnte sich danach, dass Izuku aufwachte und gleichzeitig hatte er Angst davor. Es war ganz allein Katsukis Schuld, dass sein Mate in diesem Krankenbett lag. Nur, weil er seine verdammte Wut und die beschissenen Versagensängste nicht im Griff hatte, war Izuku gezwungen gewesen, in beiseite zu stoßen.

Hätte er sich besser im Griff gehabt, wäre es nie dazu gekommen. Dann wäre sein Mate nicht schwer verletzt. Dann hätte er nicht die Fähigkeit verloren, Kinder zu bekommen.

In Katsukis Augen stiegen Tränen auf. Während und nach seiner Brunst waren diese Gedanken und der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind mit Izuku gewachsen. Er hatte sich darauf gefreut. Sein Omega hatte gestrahlt beim Gedanken daran. Es wäre noch zu früh gewesen, um zu sagen, ob Izuku schwanger geworden war.

Und jetzt?

Jetzt würden sie es nie erfahren.

Der Alpha hatte es vermasselt. Er hatte versagt. Katsuki war es nicht wert, Izukus Mate zu sein. Wie hatte er seinen Omega nur so verletzen können? Die Öffentlichkeit mochte glauben, dass Izuku sich glücklich schätzen konnte, wie Katsuki zu ihm stand und ihn als gleichwertig betrachtete. Tatsächlich war es so, dass der Alpha dankbar dafür war, Izuku würdig sein zu dürfen.

Doch das war er jetzt nicht mehr.

Sein Kontrollverlust hatte seinem Mate einen wichtigen Teil seiner Zukunft geraubt. Wie sollte er Izuku nur unter die Augen treten? Würde sein Omega ihm jemals wieder sein strahlendes Lächeln schenken?

Inzwischen liefen die Tränen unkontrolliert Katsukis Wangen herab. Seine Schultern bebten und er schluchzte.

Ein Klopfen ertönte, aber der blonde Held ignorierte es. Er wollte niemanden sehen, niemanden hören und nichts mehr fühlen. Es tat so schrecklich weh.

Als Pro-Held sollte er sich daran gewöhnt haben, dass das Leben unbeständig war – vor allem sein eigenes – und trotzdem hatte er sich einfach nur erlauben wollen, glücklich zu sein.

Es klopfte noch ein Mal.

War es anmaßend von ihm, Izuku an sich gebunden zu haben, weil er geglaubt hatte, ihn glücklich machen zu können – und das bei ihrer komplizierten Vergangenheit? Er hatte Izuku nicht verdient. Denn selbst jetzt, wenn er nur das Beste für den Omega im Sinn hatte, war sein Temperament und seine fehlende Impulskontrolle Grund für Izukus Leiden.

Die Tür wurde geöffnet und Schritte waren zu hören. Er wischte sich übers Gesicht. Wie von selbst zog sich Katsukis Oberlippe hoch und er stieß ein warnendes Grollen aus. Trotz seines Versagens war er immer noch Izukus Alpha und dieses Mal würde er die Rolle ausfüllen und ihn beschützen, auch wenn im Moment genaugenommen keine Gefahr bestand.

Katsuki erkannte die Pheromone. Eijirou näherte sich ihm und hielt den angemessenen Sicherheitsabstand ein. Der blonde Alpha war dankbar, dass sein Freund sein Territorium respektierte und seinem verletzten Mate nicht zu nahe kam. Die Angst vor einem abermaligen Kontrollverlust seinerseits war groß.

»Hey Bro, wie geht es dir?«

Katsuki schenkte dem anderen Alpha nur einen müden Blick und sah dann wieder zu Izuku. Sein Mate war so fürchterlich blass. Kein Wunder bei dem Blutverlust. Am Morgen war Recovery Girl da gewesen. Sie hatte ihre Quirk kaum einsetzen können, so geschwächt war Izuku.

»Okay, blöde Frage – gebe ich zu. Kann ich irgendetwas für dich tun? Du sitzt hier seit zwei Tagen. Hast du das Zimmer seitdem mal verlassen?«, fragte Eijirou.

Er schüttelte nur den Kopf. Das war die passende Antwort auf beide Fragen. Katsuki konnte hier nicht weg. Was, wenn Izuku genau in dem Moment zu sich kam und er war nicht da? Er musste es sein, der seinem Mate mitteilte, welche Verletzungen er davongetragen hatte. Vielleicht würde Izuku es ihm dann gestatten, ihn zu trösten, auch wenn ein Teil von ihm sicher war, der Grünhaarige würde ihn verfluchen und zum Teufel jagen.

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt