Kapitel 42

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POV Izuku

Sobald sie vor der Tür standen, auf die die Empfangsdame zuvor gedeutet hatte, bat Tanaka die junge Omega, kurz mit ihm zu kommen. Sie folgte dem Anwalt kommentarlos. Wahrscheinlich war sie durch Izuku zu eingeschüchtert, um zu widersprechen.

Der Blick des Grünhaarigen fiel auf das Namensschild neben der Tür.

Dr. med. Akari Yaguchi

Oberärztin Unfallchirurgie & Leiterin Notaufnahme

Das Wissen, dass eine ihm vertraute Person an diesem Gespräch teilnehmen würde, beruhigte Izuku ein wenig. Trotzdem war er von der Dreistigkeit der jungen Omega immer noch aufgewühlt.

In diesem Moment hatte er neben seinem eigenen Ärger auch Kacchans wechselnde Emotionen wahrgenommen. Sie waren so schnell umgeschlagen, dass Izuku nicht ganz sicher war, welchem der beiden Omegas welches Gefühl galt. Die Stimmung seines Alphas war von neutral zu genervt, über amüsiert zu erregt gewechselt und das in unter zwei Minuten.

Hatte die Frau seinen Partner genervt oder erregt?

Izuku konnte es nicht sicher sagen ... Er wollte glauben, dass es wegen ihm selbst war, weil er Katsuki für sich beansprucht hatte und nicht wegen des eindeutigen Angebots, was er davor erhalten hatte. Dabei wäre es andersherum genauso gut möglich. Die junge Omega war schön und definitiv auf Sex aus. Izuku hingegen war kaputt und mit so vielen Narben übersät, dass es an Verstümmelung grenzte. Beim Gedanken an Sex bekam er eine Panikattacke. Er war keine gute Partie für einen Alpha mit einem gesunden Sexualtrieb.

Rein logisch betrachtet, könnte die Frau eine bessere Partnerin für seinen Alpha sein – auf jeden Fall eine unkompliziertere. Er wollte nicht an Kacchan zweifeln. Der Blonde hatte ihm bewiesen, dass er es ernst mit ihm meinte. Der unleugbare Beweis prangte auf der Innenseite seines rechten Handgelenks. Unbewusst umfasste Izuku die Stelle mit der linken Hand.

Er wollte wirklich nicht zweifeln, doch ein Teil von ihm hielt es immer noch für absolut abwegig, dass die Liebe seines Lebens plötzlich seine jahrelang verborgenen Gefühle erwiderte. Erst recht nachdem Izuku zerbrochen war und außer einem Berg an Traumata nichts mehr zu bieten hatte. Die Stimme, die ihm sagte, er wäre nicht gut genug, ließ sich heute einfach nicht ausblenden.

Kacchan stupste gegen seinen Arm. »Was ist los?«

»Nichts«, wich Izuku aus.

»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Bist du nervös, weil du nicht weißt, was dich hinter dieser Tür erwartet? Nur fühlt sich das für mich nicht nach Nervosität an, eher nach Unsicherheit und Selbstzweifel. Also, was ist los, Izu?«

»War d-dir das gerade unangenehm?«

»Natürlich«, antwortete Katsuki prompt.

»Oh«, stieß Izuku schwach aus. Also doch, Izuku hatte eine Szene gemacht, die sein Partner nicht guthieß. Niedergeschlagen betrachtete er seine Schuhe und kämpfte gegen seine negativen Emotionen. Warum war eine Beziehung so kompliziert?

Katsuki hob sein Kinn an und suchte seinen Blick. »Wieso bist du jetzt noch trauriger als zuvor?«

Der Omega brachte es nicht über sich, das Schweigen zu brechen. Die rubinroten Augen wurden groß. »Warte mal ... ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden! Diese Tussi war mir unangenehm, nicht die Tatsache, dass du mich öffentlich beansprucht hast. Im Gegenteil – das war total heiß.« Bei den letzten Worten war Kacchans Stimme leiser und tiefer geworden. Ein angenehmer Schauer lief über Izukus Rücken, erst recht, weil er von der Seite seines Alphas wieder diesen lodernden Funken Begehren spürte und dieses Mal sicher war, dass ihm dieses Gefühl galt.

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt