Kapitel 10

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POV Izuku

Eine Hand legte sich auf Izukus Rücken und er fuhr hoch, als stünde er unter Strom. »Deku, ganz ruhig. Ich bin es nur. Geht es wieder?«, fragte Katsuki sanft.

Izuku entspannte sich, sobald er in die warmen Augen des Alphas blickte. »B-Bitte fass mich nicht a-an, wenn ich nicht d-damit rechne oder d-dich nicht sehen kann«, brachte er stotternd heraus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, bevor er beschämt den Blick senkte.

Katsuki strich sich mit der Hand durchs Haar und zog kurz daran. »Fuck! Wann merke ich Idiot mir das endlich?«

Izuku erwiderte nichts, versuchte nur, den zu schnellen Atem wieder in den Griff zu bekommen.

Gerade wollte Kacchan noch etwas sagen, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche, warf einen kurzen Blick darauf und steckte es wieder weg, nachdem er den Anruf auf die Mailbox umgeleitet hatte.

»Bringen wir dich erst mal in deine Wohnung. Dann sehen wir weiter, okay?«

Izuku nickte zaghaft, wobei er weiterhin Katsukis Blick auswich. Der Alpha holte die Tasche aus dem Kofferraum und sie gingen nebeneinander zum Aufzug. Beim Fingerabdruckscanner hielt Izuku inne. Ob seine Daten noch in der Anlage gespeichert waren?

Er überwand sich und legte den Zeigefinger auf das kleine Kontrollfeld. Schon leuchtete eine Lampe grün auf und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Drinnen drückte Katsuki auf den Knopf für die zehnte Etage.

Es herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen, das keiner so recht zu brechen wusste. Wieder klingelte Katsukis Handy und auch dieses Mal drückte er den Anrufer genervt weg. Stattdessen tippte er eine kurze Nachricht.

Auch an Izukus Wohnung funktionierte das elektronische Schloss ohne Probleme. Langsam betrat Izuku die Wohnung. Hier war sein Zuhause, was er seit über zwei Jahren nicht mehr betreten hatte.

Der ehemalige Held hatte erwartet, dass es staubig und muffig sein würde, doch war das Gegenteil der Fall. Im Wohnzimmer war ein Fenster angekippt und auf dem flachen Couchtisch stand ein Strauß Sonnenblumen neben einer Karte und einem kleinen Körbchen mit seinen Lieblingssüßigkeiten.

Mit schnellen Schritten ging Izuku zum Tisch. Sobald er jedoch davor stand, traute er sich nicht, nach der Karte zu greifen. Er ahnte schon, von wem sie war ...

Nach kurzem Zögern überwand er die Zweifel und griff mit zitternden Fingern nach dem gestärkten Papier.

Lieber Izuku,
auch wenn andere daran gezweifelt haben, so waren wir uns doch immer sicher, dass du irgendwo noch lebst und weiterkämpfst. Wir sollten recht behalten, was uns unglaublich froh macht. Nimm dir alle Zeit der Welt und wenn du so weit bist, würden wir uns freuen, dich zu besuchen. Du kannst dich jederzeit bei einem von uns melden, solltest du etwas brauchen.

Wir haben dich lieb!
Deine Freunde Ochako, Tsuyu und Tenya

Tränen brannten in Izukus Augen, als er das neue Handy neben den Süßigkeiten entdeckte. Seine Freunde hatten ihn nicht vergessen oder sich gar von ihm abgewandt, obwohl sie wissen mussten, wo man ihn gefunden hatte. Laut Katsuki war ihre Agentur ebenfalls an dem Kooperationseinsatz beteiligt gewesen.

Izuku weinte hemmungslos. Bis eben war ihm gar nicht richtig bewusst gewesen, welche Angst er vor ihrer Ablehnung gehabt hatte.

Plötzlich spürte Izuku die Präsenz eines Alphas neben sich und verspannte sich.

Katsuki warf einen Blick auf die Karte. »Was hast du? Was schreibt das Mondgesicht, dass du so weinen musst? Die kann was erleben, wenn ich sie das nächste Mal sehe.« Das Knurren in seiner Stimme war selbst über Izukus Schluchzer zu hören.

»E-Es ist nichts«, brachte er heraus und reichte die Karte an Kacchan weiter. Der Alpha nahm sie entgegen und überflog die Zeilen. Allmählich entspannten sich seine Gesichtszüge und sein Blick wurde weich. »Ihr Glück, dass sie mir keinen Grund geliefert hat, wütend zu werden.«

Die Blicke der beiden trafen sich und verhakten sich ineinander. Ganz langsam hob Kacchan die Arme. Ein auffordernder Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Ohne lange darüber nachzudenken, warf Izuku sich in die tröstende Umarmung. Kacchan fuhr mit den Händen beruhigend über den Rücken des Omegas. »Alles okay, lass es raus. Ich bleibe hier, solange du mich brauchst.«

Nach ein paar Minuten kraulte der Alpha Izukus Nacken und den Haaransatz. »Du bist in Sicherheit. Ich passe auf dich auf. Niemand wird dir etwas tun.«

Es war ein beruhigendes Gefühl, Kacchan an seiner Seite zu haben, auch wenn er sich weiterhin keinen Reim darauf machen konnte, warum der andere das alles für ihn tat.

Als die Tränen nachließen, kuschelte Izuku sich an die kräftige Schulter des blonden Helden. Mit dem Ohr lag er dabei direkt über Kacchans Herz. Es schlug schnell und kräftig. Der Rhythmus lullte den Omega ein und er schmiegte sich noch fester an die warme Sicherheit, die ihm geboten wurde.

Seine Nasenspitze streifte dabei Katsukis Hals. Er roch unglaublich gut. Izuku wollte am liebsten sein Gesicht an dieser Stelle vergraben und nichts anderes mehr wahrnehmen.

Alpha ...

Bevor Izukus Instinkte komplett übernehmen konnten, klingelte Katsukis Handy erneut. Hastig zog Izuku sich zurück und wand sich aus der Umarmung. Was war das denn gewesen? Er warf einen unsicheren Blick zu seinem Kindheitsfreund. Kacchans Wangen waren gerötet. Er schlug die Augen nieder, sobald er bemerkte, dass Izuku ihn stumm beobachtete, und wich dem Blickkontakt aus.

Das Handy klingelte immer noch. Fluchend zog Katsuki das Gerät aus der Tasche und nahm den Anruf an, ohne vorher auf das Display zu sehen. »Wenn nicht gerade jemand stirbt, kann ich heute nicht! Wie oft muss ich das sagen, bis es in deinem Betonschädel angekommen ist?!«

Katsuki ließ den Anrufer zu Wort kommen und wurde blass. »Was soll das heißen?« Er sah sich suchend um, griff nach der Fernbedienung auf dem Tisch und schaltete den Fernseher ein.

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt