Kapitel 15

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POV Izuku

»Komm mit zu mir.« Kacchan fuhr sich nervös durch die Haare. »Wenigstens bis dieser Spuk da unten vorbei ist und die Presse die nächste Sensation gefunden hat, auf die sie sich stürzen kann.«

Izukus Blick fiel auf ihre verschränkten Hände. Ihm gefiel es, diese große warme Hand zu halten. »W-Was genau m-meinst du damit?«

»Zieh bei mir ein!«

Überrascht fuhr sein Kopf hoch.

Kacchans rubinrote Augen sprühten Funken. Sein Adamsapfel zuckte, als er schwer schluckte.

»Wenigstens vorübergehend. Wer weiß, wie lange sich die anderen Bewohner des Hauses noch belästigen lassen wollen oder bis es einer von diesen Parasiten doch bis zu dir schafft? Was dann?«

Izuku schluckte. Ja, diese Fragen stellte er sich spätestens seit gestern auch.

»Ich habe mehr Platz, als ich brauche. Du kannst in einem der Gästezimmer schlafen. Das Grundstück ist eingezäunt und alarmgesichert. Also könntest du auch mal in den Garten gehen, ohne zu befürchten, dass man dich sofort filmt. Es kann nicht gesund sein, wenn du dich weiter hier drinnen verkriechst und gar keine frische Luft mehr bekommst. Außerdem wäre jemand da. Wenn ich nicht gerade arbeiten muss, wäre ich für dich da. Du wärest nicht mehr allein.«

Kacchan klang aufrichtig, das musste Izuku zugeben. Ebenso war das Angebot mehr als verlockend. Nur, warum machte der Alpha es ihm überhaupt?

»W-Warum?«

»Warum was?«

»Warum s-sollte ich das t-tun? Oder b-besser gefragt: W-Was hast du d-davon? Warum m-machst du mir e-ein solches Angebot?« Bevor der Omega seine Entscheidung treffen konnte, brauchte er ein paar Antworten. Katsuki Bakugou war ein guter Mensch und ein fantastischer Held, aber eben auch ein Einzelgänger. Nur wenig schätzte der Alpha mehr als seinen Frieden und die Einhaltung seiner Privatsphäre. Warum bot er ausgerechnet ihm an, in diese einzudringen?

»Was ich davon habe?«, fragte Kacchan ungläubig. »Was soll ich denn davon haben? Ich will dich in Sicherheit wissen, dich beschützen ... Das ist alles.«

»W-Wieso das?«

»Brauche ich dafür wirklich einen Grund?«

Izuku lächelte traurig. »D-Du handelst nie o-ohne Grund. S-Schlechtes Gewissen?«

Kacchan sah aus, als hätte er ihm ohne Vorankündigung gegen's Schienbein getreten. »Ich dachte, das haben wir während unserer Zeit an der UA hinter uns gelassen? Damals sagtest du, du hättest mir vergeben.«

»D-Das habe ich a-auch und es w-war nicht, was ich m-meinte.«

»Was meinst du dann?«, fragte Katsuki resigniert.

»I-Ich will nicht, d-dass du mich nur i-in deiner Nähe d-duldest, weil du mich v-vor zwei J-Jahren nicht retten k-konntest. Du b-bist nicht für m-mich verantwortlich. Weder d-damals noch heute.« Zu gern würde Izuku einfach in Kacchans Arme springen und sich von ihm ein weiteres Mal retten lassen. Nur war seine Angst, auch das letzte Bisschen, was von ihm noch übrig war, dabei zu verlieren, zu groß.

Der Griff um Izukus Hand wurde fester. »Was, wenn ich das gern ändern möchte?«

»W-Was möchtest d-du ändern?« Der Omega ahnte es zwar, glaubte, es in den zarten Pheromonen des Alphas riechen zu können, doch musste er es hören. Izuku brauchte Worte, um es glauben zu können. Solange es nicht ausgesprochen wurde, war es nicht real.

»Ich möchte für dich verantwortlich sein. Nicht aus schlechtem Gewissen, sondern weil du mir etwas bedeutest, mehr bedeutest, als du ahnst. Weil ich die vergangenen Nächte kaum ein Auge zugemacht habe, weil ich mich ständig gefragt habe, wie es dir geht, ob du Angst hast ganz allein und ob du wieder abgedriftet bist und niemand da war, der dich zurück in die Realität geholt hat.« Kacchan fuhr sich durchs Haar und betrachtete ihn mit bittendem Blick.

So hatte Izuku den Alpha noch nie gesehen. Für ihn hatte er gerade seinen Stolz heruntergeschluckt. Ihm stand der Mund offen und nun schloss er ihn langsam wieder, auf der Suche nach den richtigen Worten.

»W-Was ist mit einem M-Mate? F-Falls du jemanden h-hast, könnte er o-oder sie sich durch m-mich gestört fühlen.«

Kacchan grinste schief. »Fragst du gerade indirekt, ob ich eine Freundin habe? Sind wir wieder 16, oder was?«

Izuku errötete. »N-Na ja, immerhin s-sind wir Alpha und O-Omega. Das birgt grundsätzlich e-ein gewisses P-Potenzial. Bei u-uns beiden zwar e-eher nicht, a-aber trotzdem. Ich w-will nicht, dass sich j-jemand von mir bedroht f-fühlt.«

Das Grinsen in Kacchans Gesicht wurde zu einem milden Lächeln. »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich habe noch keinen Partner. Der Richtige war während der vergangenen zwei Jahre nicht da.«

Izuku atmete erleichtert auf, nur um sich dann über die Formulierung zu wundern. Lag es an ihm, oder klang es komisch, so wie Kacchan es gesagt hatte? Nicht da ... Wahrscheinlich meinte er nicht dabei – das ergab viel mehr Sinn.

Der Omega studierte das Gesicht seines Gegenübers. Kacchan wich dem Blick nicht aus und betrachtete Izuku erwartungsvoll.

»D-Du willst wirklich, d-dass ich vorübergehend bei d-dir wohne?«

»Wirklich.«

»N-Nicht nur, weil d-du glaubst, mir was a-auch immer schuldig zu s-sein?«

»Nein.« Kacchans Blick war sanft.

Izuku hatte wirklich nicht damit gerechnet, einmal das Wort sanft in Zusammenhang mit dem aufbrausenden Alpha zu verwenden, aber hier standen sie nun, hielten Händchen und sahen einander dabei tief in die Augen.

Die letzte Frage kostete ihn große Überwindung und Izuku senkte den Blick. »I-Ich werde dir nicht l-lästig werden und du s-schmeißt mich nach e-ein paar Tagen nicht wieder r-raus? Entweder, weil i-ich dich nerve oder d-diese Reporterschar d-da draußen?«

Kacchan legte die Hand unter Izukus Kinn und zwang ihn mit leichtem Druck, ihn anzusehen.

»Niemals.«

Izuku schluckte schwer. Hatte Kacchan eine Ahnung, was er mit ihm anstellte, wenn er sich so verhielt? Der Omega zwang sich, seine Pheromone im Griff zu behalten. Sie würden das Gefühlschaos in ihm sofort offenbaren und ihn verraten.

»Du darfst solange bei mir wohnen, wie du es selbst möchtest. Du könntest nichts tun, was mich dazu bringt, dich vor die Tür zu setzen, außer es ist dein eigener Wunsch, wieder zu gehen.«

Mit einem Seufzen brachte Izuku hervor: »D-Dann okay.«

Kacchan strahlte ihn an, beugte sich vor und drückte einen zarten Kuss auf seine Stirn.

Izuku schnappte nach Luft, sofort stieg ihm die Wärme in die Wangen.

»Pack alles ein, was du brauchst, und sag mir, ob ich dir dabei helfen kann. Danach fahren wir zu mir.« Kacchans Lippen strichen über seine Haut, während er sprach.

Der Omega schüttelte hastig den Kopf und rannte regelrecht in sein Schlafzimmer. Dort angekommen, schlug er die Tür zu und sank kraftlos am Türblatt hinunter, bis er auf dem Boden ankam. Er zog die Knie an und vergrub sein heißes Gesicht in seinen Armen.

War das wirklich eine gute Idee?

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Vielleicht ist hier ja noch jemand schlaflos und freut sich über ein bisschen neues Lesematerial. Falls nicht, dann wohl: Guten Morgen, liebe Lesende! (Oder welche Tageszeit eben gerade passt. xD)

Im Moment ist bei mir sehr viel los, daher wird es weiterhin bei unregelmäßigen Updates bleiben. Trotzdem werde ich versuchen, wenigstens einmal pro Woche ein neues Kapitel zu posten.

Es freut mich wirklich sehr, dass hier schon ein paar mitlesen und Bewertungen da lassen. Vielen Dank dafür! :-)

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt