Kapitel 5

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POV Izuku

Sein Körper fühlte sich weit weit weg an. Oft wurde Izukus Geist leer, wenn es zu viel wurde, um es zu ertragen. Anders wäre es ihm in den vergangenen Jahren nicht gelungen, wenigstens halbwegs bei Verstand zu bleiben.

Andererseits war Izuku sich gar nicht so sicher, ob ihm das tatsächlich gelungen war. Er wusste ja nicht einmal mehr genau, wie lange er schon ein Gefangener war.

Allmählich spürte der Omega wieder seinen Körper. Was war passiert? Ihm tat alles weh und er fühlte sich unendlich müde.

Dann kamen die Bilder zurück. Die Hitze war gekommen. Izuku hatte diese drei Tage im Monat noch nie leiden können, doch seit Overhaul ihn mitgenommen hatte, war diese Zeit zu Izukus persönlicher Hölle auf Erden geworden. Dieses Mal waren zwei Alphas bei ihm gewesen. Irgendwann am dritten Tag hatte er das Bewusstsein verloren.

Wie lange war das her und was war das für ein rhythmisches Piepen? Izukus Geist wurde klarer und er bemerkte zwei Dinge gleichzeitig. Sein Zugang zu One For All war nicht blockiert und jemand hatte seine Hand gepackt.

Alpha ...

Die Pheromone in der Luft waren schwach, aber eindeutig.

Dass Izuku Zugang zu seinem Quirk hatte, musste bedeuten, dass er gerade in der Arena war. Nur dann hatte man ihm die Armbänder abgenommen. Gleichzeitig hieß es, dass er in Lebensgefahr schwebte, wenn er sich nicht schnell verteidigte. Kämpfte er gerade? Hatte sein Gegner ihn ausgeknockt und war nun dabei, ihm den Gnadenstoß zu verpassen?

Er musste etwas tun!

Wenn er sich nicht losriss, wäre er tot!

Instinktiv riss er den freien Arm hoch, konzentrierte die Luft und ließ so eine Druckwelle entstehen. Es folgte ein Knall, das Geräusch eines Aufpralls, gefolgt von einem erstickten Keuchen. Das zuvor regelmäßige Piepen wurde zu einem durchgängigen Ton, der in den Ohren schmerzte.

»Argh~« Izuku umklammerte seinen Arm. Schmerz tobte durch das geschundene Körperteil. Schon während seiner Zeit an der UA hatte er Probleme bekommen, wenn er sein Quirk mit den Armen verwendet hatte und die Ärzte hatten ihm davon abgeraten, es weiterhin zu tun, weswegen er den Shoot Style entwickelt hatte. Seit der Zeit in der unterirdischen Arena war es noch schlimmer geworden.

»Fuck! Was war das denn?!«, keifte der getroffene Alpha.

Izuku zuckte zusammen. Er musste sich konzentrieren und den Gegenangriff, der gleich kommen würde, abwehren. Wenn nur sein Arm nicht so schrecklich wehtäte ...

»Bist du endlich wach?«

Die Stimme klang gar nicht angriffslustig. Außerdem kam sie Izuku vertraut vor. Er blinzelte und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

»Deku, ich bin's. Du bist wieder frei. Wir sind im Krankenhaus.« Der Alpha rappelte sich auf und hob beschwichtigend die Hände.

Das konnte nicht sein ...

Izuku atmete hektisch. Die Pheromone des Alphas verstärkten sich. Er kannte nicht nur diese Stimme, sondern auch den Geruch.

»K-Kacchan?« Es war kaum zu hören, nur eine gehauchte Hoffnung.

»Genau, es ist alles gut. Dir tut niemand mehr weh.«

»I-Ich kann d-dich nicht richtig sehen.« Die Angst, dass alles nur ein schöner Traum war, war überwältigend.

»Warte kurz.« Stoff raschelte und das Licht einer Nachttischlampe erhellte das Zimmer.

Und da stand er. Der blonde Held hatte eine einnehmende Präsenz, die während der letzten Jahre noch gewachsen war. Ebenso wirkte er massiger. Seine Gesichtszüge hatten alles Kindliche verloren und waren nun kantig und maskulin. Er sah noch besser aus als früher. Izuku hatte nicht geglaubt, seinen einstigen Kindheitsfreund noch einmal wiederzusehen.

Tränen stiegen in ihm auf und strömten unkontrolliert aus seinen Augen. Izuku presste sich die Hand auf den Mund, um nicht laut zu schluchzen, und schloss die Augen.

Plötzlich spürte er eine Hand auf dem Kopf und versteifte sich instinktiv. »Schh ... Alles ist gut«, sagte Katsuki sanft.

Der Alpha strich Izuku träge durchs Haar. Die Geste hatte fast schon etwas Zärtliches. Weshalb der Omega umso heftiger weinen musste.

Die Tür öffnete sich und die Strahler in der Decke gingen an. »Was ist denn hier los?«, fragte eine Frauenstimme. »Da haben Sie beide ja eine schöne Bescherung angerichtet.«

Izuku zuckte zusammen. Würde er jetzt bestraft werden, weil er etwas kaputt gemacht hatte?

»Schön, dass Sie wieder bei Bewusstsein sind, Midoriya-san«, setzte die Frau fort. »Allerdings scheint Sie die Nähe eines Alphas verständlicherweise aufzuwühlen. Das habe ich Ihnen auch schon mehrmals erklärt, Bakugou-san. Ich verstehe, dass Sie sich um Ihren Freund sorgen, doch wenn Ihre bloße Anwesenheit zu so was führt«, sie deutete auf die Delle in der massiven Betonwand, von deren Mittelpunkt sich Risse im Mauerwerk ausbreiteten, »dann kann ich das nicht gutheißen und muss Sie dringend bitten, zu gehen.«

Katsuki stieß ein leises Knurren aus, seine Hand versteifte sich auf Izukus Kopf. »Ich habe über zwei verfickte Jahre nach ihm gesucht. Meinst du wirklich, ich lasse ihn jetzt allein, nur weil er mich mal gegen eine Wand schleudert?«

Der Omega zuckte bei den gegrollten Worten zusammen. Katsuki merkte es sofort, lockerte den Griff und beruhigte sich. »Scheiße, ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid.« Seine Stimme war wieder sanft und Izuku entspannte ich ein wenig. Er hob den Kopf und suchte die rubinroten Augen, die er so sehr vermisst hatte.

»D-Du«, er räusperte sich und versuchte es noch mal: »Du hast nach m-mir gesucht?«

Hijacked Hero - Verschleppter Held (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt