88. dunkle Winkelgasse

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,,Nun, da sind wir.", sagte der Fahrer, der bisher kein Wort gesprochen hatte. Er bremste in der Charing Cross Road und hielt vor dem Tropfenden Kessel an
,,Ich soll auf Sie warten. Wissen Sie ungefähr, wie lange Sie brauchen?"

,,Zwei Stunden, schätze ich.", überlegt Molly, ,,Ah, schön, er ist da!"

Ich spähe, wie Molly und auch die anderen, aus dem Fenster. Ich merke, wie mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Vor dem Pub warteten keine Auroren, sondern die riesige Gestalt von Rubeus Hagrid, dem schwarzbärtigen Wildhüter von Hogwarts, in einer langen Biberpelzjacke. Als Hagrid uns sieht Gesicht, strahlte er, ohne die verdutzten Blicke der vorübergehenden Muggel zu bemerken.

,,Harry!", dröhnt er, und kaum war Harry aus dem Wagen gestiegen, schloss Hagrid ihn auch schon in eine knochenbrecherische Umarmung, ,,Seidenschnabel - Federflügel, meine ich -, du solltest ihn sehn, Harry, er is' so glücklich, dass er wieder an der frischen Luft ist -"

,,Bin froh, dass es ihm gut geht.", sagt Harry und massierte sich grinsend die Rippen, ,,Wir wussten nicht, dass du die so genannte 'Verstärkung' bist!"

,,Ich weiß, genau wie in alten Zeiten, nich wahr? Das Ministerium wollt dir 'nen Haufen Auroren schicken, verstehst du, aber Dumbledore meinte, ich würd reichen.", sagt Hagrid stolz, warf sich in die Brust und steckte seine Daumen in die Taschen, ,,Na dann mal los - nach euch, Molly, Arthur -"

,,Ist ...eh Federflügel jetzt wieder bei dir Hagrid?", frage ich, als, wir in den Pub hineinlaufen.

,,Ja, hab ich so entschieden. Federflügel gehört eigentlich mir und ich sagte, bei Hagrid ist er besser aufgehoben.", erklärt mir Harry. Der Tropfende Kessel war zum ersten Mal, soweit ich mich erinnern konnte, vollkommen leer. Nur Tom, der verhutzelte und zahnlose Wirt, war von der alten Truppe übrig geblieben. Er blickte hoffnungsvoll auf, als sie eintraten, doch ehe er etwas sagen konnte, verkündete Hagrid wichtigtuerisch: ,,Wir gehn heut nur durch, Tom, verstehst du sicher. In Sachen Hogwarts, weißt du."

Tom nickte betrübt und fing wieder an Gläser zu wischen. Mir tat Tom leid. Er hat es bestimmt momentan nicht leicht. Ich schmiss ihm im Vorbeigehen 1 Galleone in sein Trinkgeldkrug.
Harry, Hermine, Hagrid, die Weasleys und ich gingen durch den Schankraum hinaus auf den kühlen kleinen Hinterhof, wo die Mülleimer standen. Hagrid hob seinen rosa Schirm und schlug gegen einen bestimmten Stein in der Wand, die sich sofort zu einem Durchgang auf eine gewundene, gepflasterte Straße öffnete. Sie traten durch den Eingang und blieben dann stehen, um sich umzusehen.
Die Winkelgasse hatte sich noch mehr verändert. Es wirkte alles dunkler, aber mir war vor paar Wochen nicht aufgefallen, wieviele große Plakaten des Zaubereiministeriums, die über die Scheiben geklebt waren, hingen. Die meisten dieser dunkelvioletten Plakate waren eine vergrößerte Version der Merkblätter mit den Sicherheitsratschlägen, die das Ministerium den Sommer über verschickt hatte, doch andere zeigten bewegte Schwarzweißfotos von Todessern, die bekanntermaßen auf freiem Fuß waren. Bellatrix Lestrange grinste höhnisch von der Vorderfront der nächsten Apotheke herunter. Mir durchfuhr ein stechender Schmerz in der Brust. Ich zuckte leicht zusammen und fass mir an die Brust. Ginny bemerkte es und zog mich weiter. Einige Fenster waren mit Brettern zugenagelt, darunter die von Florean Fortescues Eissalon, wo ich erst vor paar Wochen saß. Armer Florean. Auf der anderen Seite waren eine Reihe schäbig wirkender Stände entlang der Straße aus dem Boden geschossen. Am nächsten Stand, der vor Flourish & Blotts unter einer gestreiften, fleckigen Markise aufgebaut worden war, war vorn ein Pappschild befestigt:

Amulette: Wirksam gegen Werwölfe, Dementoren und Inferi


E

in elend aussehender kleiner Zauberer rasselte mit Armen voller silberner Amulettkettchen, wenn Passanten vorüberkamen: ,,Eins für Ihre kleinen Mädchen, Madam?", ruft er Molly zu, als sie vorbeigingen, und schielte grinsend nach Ginny, Hermine und mir. ,,Damit ihr hübscher Hals geschützt ist?"

Who's the chosen one? - through the years with the golden trioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt