111. Apparierkurs

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Harry hatte kein Erfolg bei Slughorn. Weder Ron noch Hermine zeigten auch nur einen Hauch von Mitgefühl, als Harry ihnen von dem katastrophalen Gespräch erzählte. Hermine kochte immer noch vor Wut über die Art und Weise, wie Harry Erfolg eingeheimst hatte, ohne die Arbeit richtig zu machen. Ron nahm ihm übel, dass er ihm nicht auch einen Bezoar zugesteckt hatte.

,,Es hätte einfach blöd ausgesehen, wenn wir es beide getan hätten!", sagt Harry gereizt.

,,Schau mal, ich musste doch versuchen, ihn weich zu kriegen, damit ich ihn wegen Voldemort befragen konnte, oder? Ach, jetzt reiß dich doch mal zusammen!", fügt er wütend hinzu, als Ron beim Klang dieses Namens zusammenzuckte. Zornig wegen seines Fehlschlags und wegen Rons und Hermines Verhalten, brütete Harry in den folgenden Tagen darüber, wie er das nächste Mal an Slughorn herantreten konnte. Er beschloss, Slughorn zunächst einmal glauben zu machen, dass er die ganze Sache mit den Horkruxen vergessen habe. Sicher war es das Beste, wenn er ihn in vermeintlicher Sicherheit wiegte, ehe er wieder zum Angriff überging. Da Harry Slughorn nicht noch einmal befragte, behandelte ihn der Zaubertrankmeister allmählich wieder mit dem üblichen Wohlwollen und schien nicht mehr an die Sache zu denken. Harry wartete auf eine Einladung zu einer seiner kleinen Abendgesellschaften und war entschlossen, sie diesmal anzunehmen, selbst wenn er dafür das Quidditch-Training verschieben musste. Offensichtlich gab es keine bessere Idee für Harry. Aber leider kam keine. Harry forschte bei Hermine, Ginny und mirnach: Keine von uns hatte eine Einladung bekommen, und soweit sie wussten, auch niemand sonst. So musste Harry sich wohl oder übel fragen, ob dies nicht bedeutete, dass Slughorn nicht ganz so vergesslich war, wie er schien, sondern einfach entschlossen, Harry keine zusätzlichen Gelegenheiten zu bieten, ihm Fragen zu stellen. Unterdessen hatte die Bibliothek von Hogwarts Hermine zum ersten Mal seit Menschengedenken im Stich gelassen. Hermine war so schockiert, dass sie sogar vergaß, auf Harry wegen seines Bezoar-Tricks sauer zu sein.

,,Ich habe nicht eine einzige Erläuterung gefunden, was Horkruxe bewirken!", berichtet sie ihm.

,,Nicht eine einzige! Ich hab die ganze Verbotene Abteilung durchgeschaut, sogar die schrecklichsten Bücher, wo drinsteht, wie man die grausigsten Tränke braut - nichts! Alles, was ich finden konnte, war das hier, in der Einleitung zu Gar böse Zauberey - hör zu -: 'von dem Horkrux, der ruchlosesten von allen magischen Erfindungen, wollen wir schweigen und auch keinen Fingerzeig geben' … Ich meine, warum erwähnen sie ihn dann überhaupt?", sagte sie ungehalten und knallte das alte Buch zu. Es ließ ein gespenstisches Wehklagen ertönen.

,,Ach, halt die Klappe.", faucht sie und stopfte es wieder in ihre Tasche.

Es wurde Februar, der Schnee schmolz rund um die Schule, und an seine Stelle trat eine kalte, trübe Nässe. Purpurgraue Wolken hingen tief über dem Schloss und unaufhörlich ging ein eisiger Regen nieder, der die Rasenflächen rutschig und schlammig machte. Deshalb sollte die erste Apparierstunde der Sechstklässler, die auf einen Samstagmorgen angesetzt war, damit kein regulärer Unterricht versäumt wurde, auch in der Großen Halle und nicht draußen stattfinden. Als Harry, Hermine und ich die Halle betraten, Ron war mit Lavender heruntergekommen, stellten sie fest, dass die Tische verschwunden waren. Regen peitschte gegen die hohen Fenster, und die verzauberte Decke wirbelte düster über ihnen, als sie sich vor den Professoren McGonagall, Snape, Flitwick und Sprout - den Hauslehrern - versammelten sowie einem kleinen Zauberer, der, wie ichvermutete, der Apparierlehrer vom Ministerium war. Er war merkwürdig farblos, hatte durchsichtige Wimpern, strähniges Haar und machte insgesamt einen so ätherischen Eindruck, als könnte der kleinste Windstoß ihn davonblasen. Ich frage mich, ob das ständige Verschwinden und Wiederauftauchen ihm vielleicht auf irgendeine Weise an die Substanz gegangen waren oder ob seine zierliche Statur ideal war für Leute, die sich zum Verschwinden bringen wollten.

Who's the chosen one? - through the years with the golden trioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt