101. Hogsmead

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Wo war Dumbledore, und was machte er? Während der nächsten Wochen bekam wir den Schulleiter nur zwei Mal zu Gesicht. Er erschien kaum noch zu den Mahlzeiten, und Harry gab Hermine völlig Recht, die glaubte, Dumbledore würde die Schule ganze Tage lang verlassen. Hatte Dumbledore vergessen, dass er Harry eigentlich unterrichten wollte? Er hatte behauptet, dieser Unterricht würde zu etwas hinführen, das mit der Prophezeiung zu tun habe, Harry hatte sich gestärkt und ermutigt gefühlt, und nun fühlte er sich ein wenig im Stich gelassen.

Mit George hatte ich jetzt regelmäßigen Austausch. Auch der Einzelunterricht mit Snape ging vorran. Ich hatte kaum Probleme, die Gefühle zu finden, zuspüren und zu verändern. Ja, Snape schien beinahe überfordert von meinem Talent. Ja, ich fing auch an, die Gefühle meiner Freunde langsam zu lesen, unwissend tatsächlich.
Mit Draco verabredete ich mich weiterhin regelmäßig in der Eulerei. Es wurden keine Fragen mehr über die unverzeihlichen Flüche gestellt. Es fühlte sich wieder wohlig an, wenn wir reden.

Mitte Oktober war es Zeit für ihren ersten Schuljahresausflug nach Hogsmeade. Harry hatte sich angesichts der immer schärferen Sicherheitsmaßnahmen rund um die Schule gefragt, ob diese Ausflüge noch erlaubt sein würden, doch nun freuen wir uns, als wir hörten, dass sie stattfinden würden. Es tat immer gut, für ein paar Stunden aus dem Schloss herauszukommen.

Harry fing an, das Buch von dem Halbblutprinz weiter zuvertiefen und probierte nun auch die Zaubersprüche aus, die der Prinz offensichtlich selber entwickelt hat. Da gab es eine Verwünschung, die Zehennägel alarmierend schnell wachsen ließ. Er hatte sie im Korridor an Crabbe getestet, mit sehr unterhaltsamen Ergebnissen. Einen Fluch, der die Zunge an den Gaumen klebte ,den er zweimal unter allgemeinem Beifall bei dem ahnungslosen Argus Filch eingesetzt hatte. Und den vielleicht nützlichsten von allen, den Muffliato, einen Zauber, der die Ohren von jedem in der Nähe mit einem undefinierbaren Brummen erfüllte, so dass man sich im Unterricht ausgiebig unterhalten konnte, ohne dass jemand etwas mitbekam. Der einzige Mensch, der diese Zauber nicht witzig fand, war Hermine, die permanent eine strenge, missbilligende Miene machte und überhaupt kein Wort mehr reden wollte, wenn Harry den Muffliato gegen irgendjemanden in ihrer Nähe verwendet hatte. Ja selbst an dem Morgen, als es nach Hogsmead ging, erzählten uns Ron und Harry, was sie jetzt wieder ausprobiert haben. Eher Harry an den ahnungslosen Ron. Ron schlief und Harry verzauberte Ron. Er  baumelte plötzlich kopfüber im Bett.

,,… und dann blitzte es noch einmal und ich bin wieder auf dem Bett gelandet!", erklärt uns Ron, grinste und tat sich Würstchen auf. Hermine hatte während der ganzen Geschichte nicht ein einziges Mal gelächelt und wandte sich nun mit einem Ausdruck frostiger Missbilligung an Harry.

,,War dieser Zauber ganz zufällig auch aus diesem Zaubertrankbuch von dir?", fragt sie. Harry sah sie stirnrunzelnd an.

,,Du musst immer alles runtermachen, was?"

,,War er aus dem Buch?"

,,Nun … jaah, schon, na und?"

,,Du hast also beschlossen, eine unbekannte, handgeschriebene Zauberformel auszuprobieren und einfach mal zu sehen, was passiert?"

,,An einem Freund?", füge ich hinzu und Hermine fühlte sich ein wenig verstanden und bekam endlich Unterstützung. Ich hatte nichts gegen das Buch, nur die Zaubersprüche machen mir Angst.

,,Warum ist das wichtig, ob sie handgeschrieben ist?", sagt Harry, den Rest der Frage beantwortete er lieber nicht.

,,Weil sie wahrscheinlich nicht vom Zaubereiministerium genehmigt ist.", sagt Hermine.

,,Und außerdem,", fügt sie hinzu, als Harry und Ron die Augen verdrehten, ,,weil ich allmählich glaube, dass dieser komische Prinz ein bisschen zwielichtig war."

Who's the chosen one? - through the years with the golden trioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt