6. Für die sind wir das nichts-sagende Volk

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Elastic Heart - Sia

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Ich hasste es. Ich hasste den Gedanken daran, das er so schnell das bekam, was ich ihm nicht geben wollte. Wäre das hier alles nur irgendein Tag, in irgendeiner Bar und ich würde nicht mal mehr seinen Namen kennen, geschweige denn sein Angestellter sein, würde ich wohl kaum eine Sekunde zögern ihn mit zu mir Nachhause zu nehmen. Aber so war das leider nicht. Es war nicht irgendein Tag - sondern der 24. September -, es war nicht irgendeine Bar und ich kannte seinen Namen, so wie das ganze Land.

Ich war sonst keine Mensch der grübelte. Ich habe Dinge erlebt, Geheimnisse manchmal nie erfahren, das unbekannte war nicht unbedingt mein problem, aber aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund, tat ich nicht anderes, als ich wieder in meiner Wohnung war. Mit einer schwarzen Jogginghose, einen viel zu großen Hoodie und einer Schüssel Müsli, saß ich auf meinen Sofa und grübelte. Lange.

Irgendwann riefen meine Eltern an und ich erzählte ihnen über die ersten Tage (nicht alles). Sie erzählten mir wie es bei den Zwillingen gerade in der Schule lief und das Lottie gerade sehr mit ihrem Abschlussprüfungen zu kämpfen hatte. Fizzy war wie immer gut drauf, aber war gerade am kochen und konnte deshalb nur kurz reden.

Ich ging schon gegen 22:00 ins Bett, da ich morgen noch eine runde laufen wollte bevor ich zur Arbeit fuhr. Joggen ließ mich meinen Kopf schon immer frei bekommen. Als ich in der Schule Fußball gespielt habe, war es eine Pflicht jeden zweiten morgen Frühs laufen zu gehen und irgendwann war es dann einfach routine für mich.

***

Wieder begann der Tag nicht sehr angenehm. Mein Wecker klingelte zu früh (6:00), es regnete in strömen und all meine Sportsachen waren schmutzig, also rannte ich in einer zu kleinen Jogginghose und einem wirklich übel riechendem Pullover. Der Geruch hielt aber eh nicht besonders lange, da mindestens nach 5 Minuten alles so doll durchnässt war, das alle Bakterien die flucht ergriffen.

Ich rannte insgesamt 30 Minuten und für Heute reichte das auch. Ich duschte noch schnell und stieg dann in die U-Bahn. 7:56 kam ich - so pünktlich wie ich eben war - am Palast an und zog schnell meine Uniform an. Zayn kam knappe drei Minuten später und wechselte ebenfalls seine Klamotten.

„Hast du eigentlich schon mal mit ihr geredet? Prinzessin Gemma meine ich." fragte ich nach einer kurzen pause stille.

„Ja ein paar mal. Sie ist wirklich sehr freundlich zu mir uns auch zu den anderen. Meistens war es aber immer nur ein Danke, oder ein Was haben sie heute noch so vor?." antwortete er und ging voraus in die Küche um den Tee abzuholen.

„Wieso fragst du?"

„Keine Ahnung. Ich denke ich wollte einfache einen Vergleich." sagte ich gedankenversunken.

„Ist er so ein Arsch?" fragte Zayn sarkastisch, aber als er meinen Blick sah meinte er die Frage doch eher ernst.

„Nein, ich weiß auch nicht. Er ist bloß... nicht sehr gesprächig." sagte ich und fügte in Gedanken hinzu das er mich lieber heiß machte.

„Das ist normal. Für die sind wir das nichts-sagende Volk." lachte er und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

Wir gingen wieder zusammen in den Gang, wo sich die Zimmer der Royals befanden und öffneten die Türen. Erneut war ich etwas eingeschüchtert von dem ganzen Feng Shui des Raumes. Anders als letztes mal, verdeckten die schwarzen Gardinen die Fenster und tauchten den Raum in eine schwere Dunkelheit.

Es standen keine Bodyguards vor mir also stellte ich den Tee einfach auf den kleinen Tisch. Ich wollte gehen. Wirklich. Vor allem da ich das kleine schnarchen, eines mit Sicherheit Mitgliedes der Königlichen Familie hören konnte, aber ich war neugierig. Vielleicht ein bisschen zu neugierig.

Ich konnte nicht viel sehen aber die Umrisse einiger Möbel und Bilder waren zu erkennen. Ich schlich mich zu dem, für mich wie ein Sofa aussehenden großen Stoffklops und strich mit meiner Hand über den weichen Stoff. Ein Sessel stand direkt daneben und ich fragte mich wie gemütliche diese Dinger wohl waren. Mit Sicherheit kosteten sie einen Haufen Geld, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen mich nach einen langen Tag einfach auf diese Möbelstücke plumpsen zu lassen. Ich hätte Angst das ich irgendwas kaputt mache.

„Eigentlich finde ich es passender wenn wir erst unser erstes Date haben, bevor du noch da bist wenn ich aufwache." sagte eine verschlafene und tiefe Stimme und ich zuckte zusammen. Eine Lampe ging an und entblößte einen verschlafen Prinzen. Seine Locken mussten Zauberkräfte haben, denn wenn ich morgens aufwache, sehe ich aus wie ein Vogelnest und nicht wie... ein Märchenprinz eben.

„Ich wollte sie nicht wecken." entschuldigte ich mich und ging zurück zur Tür.

„Ich war längst wach." antwortete er und ich schaute etwas verwirrt auf meine Uhr. Er war 8:16 schon ohne Wecker wach?

„Ich... werde jetzt gehen."

„Okay, Schatz wenn's hilft." antwortete er nur und ich verließ mit weit aufgerissenen Augen das Schlafzimmer.

***

„Mein Gott hör doch auf ihn nur anzustarren. Red mal mit ihm. Das wird langsam echt gruselig." sagte ich etwas genervt zu Zayn, der schon wieder dem blondem Iren hinterher starrte.

„Ja das mach ich und am besten starte ich das Gespräch noch mit Hi, ich bin ein angestellter deines besten Freundes und habe mich vielleicht ein kleines bisschen unsterblich in dich verknallt. Wollen wir Nummern tauschen, oder es gleich auf der Toilette treiben?. Dann hab ich ihn bestimmt sofort überzeugt." zickte er sarkastisch und starrte weiter.

„Ich sag ja nur." entschuldigte ich mich ergebend und schaute ebenso auf den Golfplatz, wobei mein Blick an etwas anderem als an dem Herzog hängen blieb. Immer wieder huschten meine Augen zu dem Lockenkopf und dessen wirklich sehr gut betonten Hintern. Musste ich so sein? Ich war schon lang nicht mehr so schrecklich auf das äußere konzentriert.

„Wer findest du hat einen besseren Aufschlag?"

„Wenn ich wüsste was das ist, könnte ich es dir bestimmt auch sagen." antwortete ich gespannt auf den Platz fixiert. Ich probierte mich wirklich auf den weißen Golfball zu konzentrieren, aber... jaaa. Ich denke nicht das das viel Erklärung braucht.

„Ich finde das der Herzog einen besseren hat."

„Und da bist du auch gaaaanz  unvoreingenommen." erwiderte ich gedehnt.

„Ach halt doch die klappe. Du bist genauso scharf auf den Prinzen."

„Ich... Was???" wollte ich ungläubig wissen und schaute ihn mit großen Augen und leicht roten Wangen an.

„Halt mal den Ball flach. Denkst du mir ist nicht aufgefallen wie du ihm hinterher geierst? So eingenommen von dem Herzog bin ich dann nun auch wieder nicht. Aber ich verübele es dir nicht. Der Prinz ist auch ziemlich hot."

Sprachlos schaute ich dem schwarzhaarigen an. War ich so offensichtlich? Nicht mal ich hab bemerkt das man es bemerken konnte.

„Das... ist... nicht war." probierte ich es mit verschränkten Armen, aber Zayn lachte nur.

„Ja, klar."

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt