47. Tut dir wirklich nichts weh?

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If He Wanted To He Would - Kylie Morgan

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Ich schlief die gesamte Bootsfahrt über. Harry hatte mich wirklich verdammt müde gemacht und so kam es nunmal, das ich die 3 Stunden durchschlief. Harry war nicht mehr im Raum. Er hatte sich gleich danach angezogen und war verschwunden, was ich aber nur schleierhaft mitbekommen hatte, da ich praktisch in den Schlaf gevögelt wurde. Harry war wirklich grob gewesen, aber trotzdem auf eine bestimmte Art und Weise leidenschaftlich. Ich wusste das er sich abreagieren musste und ich wusste das ich egal was passiert wäre, nichts aus ihm rausbekommen hätte, was unser Gespräch betrifft. Aber ich wollte nicht jedes mal aufs Kreuz gelegt werden wenn ich eine unangenehme Frage stellte.

Ich wachte davon auf das jemand die Tür zu dem Schlafzimmer öffnete. Meine Augenlieder fühlten sich immer noch so schwer wie Blei an, so wie auch der Rest meines Körpers. Also ließ ich fürs erste einfach die Augen zu und hoffte das mich derjenige nicht weckte, der nun neben dem Bett stand. Die Betonung lag auf hoffte...

„Lou..." hörte ich Harry flüstern. Ich öffnete meinen Augen ein Stück und schaute in das lächelnde Gesicht von Harry. Dann legte er sich neben mich und schlang einem Arm um meine Taille, während ich etwas an ihn ran rutschte und meine Augen ganz öffnete. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.

„Wir sind in einer halben Stunde da. Ich wollte dich nur wecken, falls du noch duschen gehen willst." flüsterte er und strich dabei leicht über meine Seite. Es freute mich zu sehen, das er anscheinend wieder er selbst war und noch mehr, das er sogar lächelte.

„Duschen ist eine gute Idee." stimmte ich zu. Ich schenkte Harry noch ein Lächeln, ehe ich aufstand um zum Bad zu gehen. Dabei vergas ich das ich nackt war und die Decke nicht mehr meinen Körper bedeckte. Ein Spiegel der genau vor mir stand, entblößte nun meinen Körper und ich erschrak. Harrys Lächeln erstarb und wurde stattdessen sorgend. Sofort sprang er vom Bett und kam zu mir rüber. Wie paralysiert schaute ich auf mein Spiegelbild und spürte wie mir langsam Tränen in die Augen stiegen.

„D-Das war ich, nicht war?" fragte Harry mit zittriger stimme und ließ seine Fingerspitzen über die blauen Flecke streichen. Ich musste ihm gar nicht antworten, denn es war ihm selbst bewusst. Meine Haut war überseht mit Blutergüsse, die sich von meinem Hals bis zu meinen Oberschenkeln gebildet hatten. Meinen Hals hatte es am schlimmsten erwischt. Ein rot-blauer Streifen reichte fast ein mal herum, was passiert war als Harry seine Hände dort hatte.

„Louis... es tut mir so leid." flüsterte er und ich konnte die angesammelten Tränen in seinen Augen sehen. Vorsichtig küsste er die Hämatome und ließ seine Tränen über meine Schulter laufen. Ich wusste das er das nicht beabsichtigt hatte und ich wusste das er ein schlechtes Gewissen hatte. Aber ich konnte diese Nähe gerade nicht ertragen. Nicht nach diesem Anblick. Ich fühlte mich so unwohl in meiner Haut.

Ich machte ein paar Schritte weg von ihm und strich mit zitternden Händen über die wunden Stellen. Mein Blick lag auf Harry, dessen Tränen ungehindert auf den Boden tropften und sein Hemd versauten.

„Lou- bitte." flehte er und wollte erneut seine Hand nach mir ausstrecken, doch diesmal war ich derjenige der zurückwich.

„I-Ich muss jetzt duschen gehen. Geh doch schon mal runter." sagte ich mit bebender Stimme und tastete dabei nach der Tür hinter mir, die in das Bad führte. Harry ließ traurig den Kopf hängen, doch fasste sich wieder und strich sich über die Augen. Er fuhr sich einmal durch die Haare und beseitigte dann die letzten Rückstände seiner Tränen.

„Ähm... ja. Ich-ich werde dich alleine lassen." antwortete er, aber schaute dabei nicht mich an. Dann drehte er sich auf den Absatz und verschwand. Ich atmete zittrig aus und ließ die Tränen dann ungehindert laufen. Ich schloss mich in dem Riesenbad ein und verdeckte den Spiegel sofort mit einem großen Handtuch. Dann ließ ich die Dusche die Spuren der letzten Stunden wegwaschen und kuschelte mich danach in eines der Handtücher. Ich weiß, das ich nicht auf Harry sauer sein sollte. Ich weiß, das es keinen Grund gibt Angst vor ihm zu haben. Aber ich kann nicht weiter machen, mit ihm nicht weiter machen, wenn er mir nicht verrät was für schreckliche Gedanken ihm so zum ausrasten bringen.

Ich entfernte das Tuch wieder von dem Spiegel und blickte erneut auf meine blauen Flecken. Jetzt wo das warme Wasser meine Haut wieder etwas mehr Farbe verliehen hatte, sahen sie gar nicht mehr so schlimm aus und wehtuen taten sie fast eh nicht. Ich strich über meinen Hals und beobachtete dabei jede meiner Bewegungen. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Natürlich war ich erschreckt, aber das war er auch und gerade hatte ich ihn in den Glauben gelassen, das er mich verletzt hatte. Und unter allem Umständen musste ich auch mit ihm reden, das es so nicht weitergehen konnte, aber fürs erste musste ich ihm zeigen, das es mir gut ging.

Ich verließ angezogen das Bad und steuerte das Wohnzimmer an, um Harry in diesem Schiff irgendwie zu finden. Doch zu meinem Glück dauerte das nicht lange, da er einfach im Wohnzimmer auf einen der Sofas geblieben war. Sein Kopf hatte er in seinen Händen vergraben und sein Atem ging nur sehr ungleichmäßig. Er hatte mich noch nicht bemerkt als ich mich neben ihn stellte. Ich ging in die Hocke und legte dann sanft meine Hand auf seine Schulter. Er reagierte zwar aber schaute noch immer nicht auf.

„Harry, schaust du mich bitte mal an?" bat ich und kniete mich genau vor ihn. Er tat jedoch nichts, also legte ich meine Hände an seine Wangen und hob seinen Kopf an. Nun konnte er nicht anders als mich anzuschauen und ich sah in seine leicht rotunterlaufenen Augen. Sie glänzten durch das Weinen noch stärker.

„Mir geht es gut, hörst du? Ich habe keine Schmerzen, versprochen. Ich war nur etwas geschockt, aber das ist jetzt vorbei und ich möchte das du dich auch entspannst. Alles ist gut, wirklich. Ich weiß das du mir nicht wehtun wolltest und das hast du auch nicht. Okay?" fragte ich vorsichtig und hoffte es würde ihn etwas beruhigen.

„Tut dir wirklich nichts weh?"

„Nein, Harry. Mir geht es gut und innerhalb der nächsten paar Tage, wird davon auch nichts mehr zu sehen sein." beschwichtigte ich ihn und er nickte leicht, ehe er wider zusammenbrach.

„Louis, es tut mir so leid. Ich-Ich wollte das nie im leben. Ich war einfach sauer und hätte das nicht an dir auslassen sollen. Ich muss mich mehr zusammenreißen, das weiß ich. Und ich verstehe wenn... wenn du jetzt nicht mehr... du weißt schon. Ich würde es nachvollziehen, wenn du gehen willst. Ich werde dich nicht aufhalten." schluchzte er und schaute mich traurig an. Ich schüttelte stark den Kopf und streichelte mit meinem Daumen eine rollende Träne von seine Wange.

„Ich werde nicht gehen, aber Harry?"

„Ja?"

„Wenn ich bleiben soll, verlange ich das du mit mir redest. Ich weiß du redest nicht gerne über dich oder deine Vergangenheit oder was auch immer, aber ich kann so nicht weitermachen. Du hast mich heute verletzte. Und das nicht im physischen Sinne. Ich wollte mir dir reden und du hast mich vor den Kopf gestoßen. Ich möchte das du in Zukunft einfach mit mir sprichst und mir sagst wenn es schwer für dich ist, mir eine Antwort zu geben. Dann vermeiden wir, das das nochmal passiert." sagte ich und zeigte dabei auf meinen Hals. Harry nickte und setzte sich dann gerade auf.

„Ich verspreche es dir." stimmte er zu und ich glaube, das ich ihm noch nie etwas so sehr geglaubt hatte. Ich lächelte und ließ mich dann auf seinen Schoß fallen um ihn zu küssen. Dieser Kuss war viel sanfter und wir legten all unsere Emotionen darein.

Mir war bewusst, Harry war nicht perfekt. Aber wer war das schon? Und wenn es jemanden gibt, um den man kämpfen sollte, dann war es definitiv dieser Prinz.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt