40. Was denke ich denn?

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Don't Call Me Up - Mabel

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Nachdem Harry das Tablett beiseite gestellt hatte, holte er wieder seine Ausrüstung von Medikamenten raus und bestand darauf mich erneut unter die Lupe zu nehmen. Bereitwillig zog ich mein Shirt aus und entblößte das große Pflaster darunter. Nach einem fragen von Harry und einem nicken von mir, löste er vorsichtig den Verband von meiner Haut und legte den großen Bluterguss darunter frei. Scharf zog ich die Luft ein und schaute mir die Verletzung genau an. Die Schrammen von Gestern waren schon ein wenig besser, aber immer noch nicht ganz trocken oder hatten einen Grind gebildet. Meine Haut um diese kleinen Verletzungen drumrum, war die reinste Parade an Farben. Blau, Grün, Lila, Gelb, Rot. Alle Farben waren vertreten und hatten es sich über Nacht einfach auf meiner Haut gemütlich gemacht.

„Ich probiere es schonend auszudrücken: das sieht verdammt scheiße aus." sagte Harry und lachte dabei ein wenig, sah aber alles andere als belustigt aus. Ich verdrehte nur meine Augen und schaute ihn erwartend an.

„Die 3 Tage musst du definitiv liegen bleiben. Es braucht Zeit, um sich zu heilen und gesund zu werden. Außer es mit Salbe zu versorgen und es ruhig zu halten, können wir nicht viel machen." erklärte er und strich über die gesunde Haut neben dem Fleck. Sofort bekam ich eine kleine Gänsehaut und versteifte mich etwas. Seine Hände waren zwar nicht besonders kalt, aber das war auch nicht der Grund für meine Reaktion.

Gedankenverloren strich er kleine Kreise über meine Seite und schaute dabei konzentriert auf meine Verletzung. Er schien nachzudenken, was er jetzt am besten mache sollte. Ihm fiel gar nicht auf was er da tat.

„Willst du erst duschen gehen, oder soll ich dir jetzt schon die Creme auftragen?" wollte er schließlich wissen und ich riss mich zusammen. Ja, ich musste jetzt definitiv duschen gehen...

„I-Ich geh schnell duschen. Danke." haspelte ich und stand dann schnell auf. Seine Hand fiel auf das Bett und war da wirklich besser aufgehoben, als auf meiner gereizten Haut. Zumindest fürs erste. Mein Blick glitt durch das Zimmer, doch ich konnte keines meiner Kleidungsstücke von Gestern ausfindig machen.

„Neue Kleidung habe ich dir bereist ins Bad gelegt." informierte er mich schließlich, nachdem ich mich weiter suchend umgesehen hatte. Er war aufgestanden und stand jetzt genau vor mir. Hinter mir war die Tür zum Bad und damit geschütztes Terrain.

„Alles gut?" hauchte er wirklich nah an mir dran. Ich schluckte und ließ mich weiter von ihm einkesseln. Also war ihm doch aufgefallen, warum ich schon schnell weg wollte? Zumindest sagte mir das der dunkle Blick, den er aufgelegt hatte.

„J-Ja." antwortete ich und von ihm kam nur ein kleines brummen. Sein Blick viel auf meine Lippen und er leckte sich über seine. Dann sah er wieder in meine Augen und das mit so einer Intensität, das meine Beine weich wurden.

„Handtücher liegen neben dem Waschbecken. Viel Spaß!" flüsterte er und entfernte sich dann wieder mit einem schelmischem Grinsen. Ich gab ein schnelles Danke von mir und verschwand dann im Bad. Nachdem ich abgeschlossen hatte, atmete ich tief durch und schaute zu dem Stapel Klamotten, der auf einem kleinen Beistelltisch lang. Es war eine Jogginghose, Boxershorts und ein graues Shirt. Doch abgesehen von den Shorts gehörte mir nicht davon. Auch nicht die flauschigen Socken die daneben lagen.

Ich zog mir dann noch mein letztes Kleidungsstück aus und ließ somit meinem Schritt etwas mehr platz. Ich war halb erregt, also nichts was eine kalte Dusche nicht lösen konnte und dafür war ich auch dankbar. Wenn ich mir jetzt einen hätte runterholen müssen, während Harry in Nebenzimmer war, wäre das sehr unangenehm gewesen. Ich war noch nie dafür bekannt wirklich leise zu sein...

Mit einem erleichterten seufzen stellte ich mich wenig später unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf meine Haut prasseln. Einen kurzen Moment genoss ich das noch, ehe ich mir das teure Shampoo nahm und meine Haare wusch. Ich benutze noch das Duschgel und dann stellte ich das angenehm warme Wasser, schmerzlich auf kalt. Es war wirklich alles andere als angenehm, doch da musste ich jetzt durch. Es dauerte ungefähr 5 Minuten, doch dann konnte ich endlich die Dusche verlassen und mich in eines der weichen Handtücher kuscheln.

Nachdem ich angezogen war und mich sonst auch fertig gemacht hatte trat ich wieder aus dem Bad und fand Harry auf dem Sofa sitzend vor. Sein Handy hatte er bis gerade eben noch alle Aufmerksamkeit geschenkt, doch als ich im Raum stand, lag sein Blick wieder sofort auf mir. Ein Grinsen, was man nicht anders hätte deuten können, lag auf seinem Gesicht und ließ mich leicht erröten.

„Ich hab nicht das getan, was du denkst das ich dort drinnen gemacht habe." erklärte ich sofort und zeigte dabei warnend mit dem Finger auf ihn. Sein Grinsen wurde zu einem unterdrückten Lachen, wobei er sich auf die Lippe bis.

„Was denke ich denn?" fragte er immer noch am Lachen und ich verdrehte nur genervt dir Augen. Manchmal war der auch so nen Kleinkind.

„Das weißt du genau." schoss ich zurück und schaute ihn mit Augen wie schlitze an. Ich legte meine dreckigen Sachen in meinem geöffneten Koffer und zischte dabei etwas auf, als durch das bücken meine Hüfte schmerzte. Sofort war Harry wieder ernst und stand hilfsbereit neben mir. Wie war der denn so schnell hierher gekommen?

„Mir gehts gut." bestand ich drauf und schüttelte seinen Arm an, der mich stützen wollte. Ich lief rüber zum Bett und ließ mich darauf fallen. Ebenfalls ein Fehler.

Ein vielsagender Blick von Harry, ließ mich zum hundertsten Mal die Augen verdrehen.

„Na gut: mir geht es nicht ganz soo gut." gab ich zu und zog mein T-Shirt wieder über den Kopf. Harry verarzte mich erneut, doch diesmal konnte ich mich bei seinen Berührungen zusammenreißen. Naja, das lag vor allem auch daran, das ich mich darauf konzentrieren musste, nicht die ganze Zeit vor schmerz aufzukeuchen.

„Also, bleibst du die nächsten drei Tage erstmal hier, oder soll ich dich in dein Zimmer tragen?"

„Ich bleibe nur hier, wenn es dich nicht stört." antwortete ich kleinlaut. Es war immer noch eine Riesengeste die Harry hier gerade anbot.

„Du störst mich nicht. Du bist auch schon krankgemeldet und die anderen sich angewiesen dich nicht zu stören, da du ‚schlafen' musst. In erster Linie ist das auch gar nicht so falsch, deswegen hopp hopp. Ab wieder ins Bett und hinlegen." befahlt Harry und ich ließ mir das nicht zweimal sagen. Ich zog mich noch wieder an und schmiss mich dann wieder unter die Decke. Harry räumte noch auf und verschwand dann wieder um irgendwas zu erledigen.

Deswegen staunte ich auch nicht schlecht, als er kurze Zeit später mit einem Fernseher wieder kam.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt