37. Buona giornata

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Ich verzog mich wieder in meinem Zimmer. Erst nach meinem Schichtende verließ ich dieses wieder und zog mir einen Jacke über. Ich hatte die ganze Zeit über das Angebot nachgedacht und natürlich auch mal die Firma gegoogelt die mir Mr Russo angepriesen hatte. Ich stellte fest das es eines der führenden Unternehmen der Werbebranche war und zudem Milliardenschwere Partner hatte. Sie hatten einen Hauptsitz in Los Angeles und einen in London, noch dazu ein dutzend Standorte in jeglichen Ländern. Eines war klar: Russo machte keine halben Sachen und hatte es innerhalb weniger Jahre geschafft, in die High Society der Geschäftsbranche aufzusteigen.

Ich hatte beschlossen fürs erste das nachdenken einzustellen und durch die schmalen und bunten Gassen Mailands zu schlendern. Den Kopf frei kriegen. Mich einfach von meiner Umgebung bezaubern lassen. Das sollte ich jetzt tun.

Bereits mit Schuhen an den Füßen verließ ich den Raum und steuerte die Tür an. Natürlich hatte ich mich vorher abgemeldet, damit auch jeder wusste wo ich war und dann nahm ich den Dienstboten Ausgang. Sofort schien mir die untergehende Sonne genau ins Gesicht und ich blieb für einen kurzen Moment stehen, um die wärme aufzusaugen. In London hatte es seit gefühlten Monaten nur noch geregnet und auch wenn es gerade mal 18 Grad waren, tat mir die frische Luft so gut. Man konnte sogar den blauen Himmel sehen.

Ich lief als aller erstes ziellos durch die Stadt. Auf den ersten Blick wirkte es nicht unbedingt, anders als eine englische Großstadt: es war laut, viele Menschen waren unterwegs und die Rushhour machte es den Passanten schwer, sich über die Straße zu wagen. Doch wenn man all das hinter sich gelassen hatte und in die Altstadt kam, verpuffte der Lärm und der Stress. Nur ein paar Menschen liefen hier entlang und bewunderten so wie ich die Architektur oder waren auf dem Weg Nachhause. An jeder Ecke fand man ein anderes kleines Café oder Restaurant, was so individuell war, das man überall etwas anderes bestellen konnte und trotzdem nicht alles probiert hatte.

Mein weg führte mich weiter zum Dom, doch dieser war selbst zu dieser Zeit noch sehr überrannt und ich hatte nicht das Bedürfnis jetzt so vielen Menschen zu begegnen. Also spazierte ich weiter zu einem kleinen Park, der ganz in der nähe war. Auch hier war es noch sehr belebt, aber nicht auf eine touristische oder gestresste Weise. Die Leute die sich hier befanden picknickten, gingen joggen oder spazierten einfach.

Ich passierte einen Weg der nicht ganz so voll war und hatte vor mich dort auf eine Bank zu setzen und die Abendluft zu genießen. Die Laternen hier spendeten nur sehr wenig Licht und so sah ich auch leider nicht, das jemand auf einem Skateboard genau in mich rein fuhr.

Ich schrie leise auf und viel zu Boden, doch als ich mich wider aufgerappelt hatte war keine Spur von irgendjemanden. Die Straße war leer. Anscheinend hatte es die Person nicht für nötig gehalten, mich nach meinem wohlbefinden zu fragen oder sich zu entschuldigen.

„Fuck!" stöhnte ich und hielt mir meine schmerzende Hüfte. Ich war ungünstig gefallen und hatte dabei genau diese in Mitleidenschaft gezogen. Ich zog mein T-Shirt etwas hoch und meine Jeans etwas runter und legte somit einen großem roten Fleck und eine Schwellung frei. Zischend fuhr ich einmal darüber und zuckte schmerzerfüllt zusammen. Erneut fluchte ich und setzte mich auf eine Bank. Ich konnte noch laufen und es würde wohl auch nicht krankenhausreif sein, aber würde es definitiv einen blauen fleck und eine Prellung geben.

Ich stand wieder vorsichtig auf, ohne die Hand von meiner Seite zu nehmen und machte mich dann auf den Weg, zu einem Supermarkt. Ich brauchte Schmerzsalbe und etwas gegen die Schmerzen und da keine Apotheke hier in der nähe war musste es jetzt auch ein Coop tun.

Langsam lief ich durch die Straßen und ließ mich von meinem Handy zum Laden führen. Er lag jedoch genau in der entgegengesetzten Richtung zu Harrys Wohnung, also musste ich mir dann noch ein Taxi rufen. Mit der Hüfte lief ich definitiv nicht länger als ich musste.

Angekommen an dem Laden, suchte ich verzweifelt nach etwas brauchbarem und konnte mir dann mithilfe meines Übersetzers auch schnell etwas raussuchen. Ich ging mit meinen Einkauf zur Kasse und stellte mich in die kleine Schlange. Mittlerweile waren die schmerzen wirklich unerträglich geworden und das Stehen wurde immer anstrengender. Ich musste mich demnächst definitiv hinsetzen, oder am besten noch hinlegen.

Als ich schließlich dran war, lächelte ich mit zusammengebissenen Zähnen dem Kassierer höflich an und als er mir den Preis verkündete zog sich alles in mir zusammen. Fuck. Fuck fuck fuck. Ich hatte kein europäisches Geld mit und auch keine Kreditkarte. Verdammt, das hätte ich wissen müssen. Und was sollte ich jetzt bitte tun? Ich konnte schlecht sie Sachen einfach klauen, aber wenn ich sie nicht mitnehmen konnte, würde ich wohl noch umkippen bevor ich wieder in meinem Bett lang.

Gerade wollte ich sagen das ich die Dinge doch nicht nehme, als eine große Person, mit allzu bekanntem Aftershave mich davon abhielt.

„Io pago per questo." sagte Harry und ich erschreckte mich so heftig das mine Hand zuckte und somit eine erneute Welle an Schmerz durch meinen Körper schoss. Ich atmete scharf ein und der Prinz beäugte mich verwundert. Aber er war nicht so verwirrt wie ich über den Umstand war das er anscheinend fließend Italienisch konnte. Als er sah das ich keine Anstalten machte ihm Platz zu machen, beugte er sich etwas näher an mich.

„Ich habe gesagt das ich bezahle." erklärte er und ich nickte nur noch. Ich konnte mich jetzt nicht damit befassen, das Harry mir eigentlich keine Almosen geben sollte und ich schon selbst für mich sorgen konnte. Viel zu schwindelig war mir von seiner Präsenz und den Schmerzen. Lediglich ein kleines Danke schaffte ich zu erwidern.

„Grazie. Buona giornata." verabschiedete er sich, nahm meine Sache und zog mich leicht mit sich. Als wir draußen waren und ich mich gegen eine Laterne lehnen konnte, schaute er sich die Verpackungen genau an und stellte erst jetzt fest, das es gegen Schmerzen war.

„Was ist passiert?" fragte er besorgte und kam mir sofort entgegen. Er stütze mich vorsichtig, sodas ich die Laterne nicht mehr brauchte. Ich lehnte mich müde gegen ihn.

„Ich war spazieren und dann hat mich noch nen Depp auf einem Skateboard umgefahren. Er ist einfach weiter und ich bin auf meine Hüfte gefallen." erklärte ich die Geschichte und probierte mühsam meine Augen offen zu halten. Ich fühlte mich so beschützt und sicher, das es schon einlullend war.

„Ach fuck. Tut dir sonst noch was weh?" wollte er wissen und scannte meinen Körper ab, doch ich schüttelte den Kopf.

„Mir gehts gut. Aber ich muss mich hinlegen. Ich will nicht das es schlimmer wird und ich morgen nicht arbeiten kann."

„Oh glaub mir, du arbeitest morgen nicht." antwortete er nur und holte dann umständlich sein Handy aus der Hosentasche ohne mich loszulassen. Er tippte irgendwas und steckte es dann wieder weg.

„Ich bringe dich jetzt wieder zurück. Dort verarzte ich dich erstmal und dann kannst du schlafen, ja?" schlug er vor und ich nickte zustimmend. Kaum eine Minute später stand ein schwarzer Tesla vor uns und ein Mann im Anzug stieg aus. Er öffnete die Hintertür und stellte sich dann mit verschränkten Händen daneben. Harry nickte ihm einmal zu und verfrachte mich dann vorsichtig in das Auto. Er stieg auf der anderen Seite ein und schnallte sich an. Als ich das selbe tun wollte schaute er mich mahnend an und tat es dann selbst.

Wir fuhren kaum 5 Minuten und schwiegen dabei, doch konnte ich deutlich den Blick von Harry auf mir spüren. Er schaute mich wie etwas zerbrechliches an, wie als wäre ich kurz vorm sterben und er müsste jeder meiner Bewegungen genau analysieren.

Als wir da waren, bestand Harry wieder darauf mich abzuschnallen und mir die Tür zu öffnen. Ich stieg vorsichtig aus und wurde wieder sofort in seine schützenden arme gezogen. Er stützte mich bis zu seiner Zimmertür, die er dann kurz öffnete und mich reinbrachte. Hinter ihm jemand mit sämtlichen Arzneimitteln, die ich definitiv nicht gekauft hatte.

Na das konnte ja was werden.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt