80. Hau ab, Kleiner

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Happy Pills - Weathers

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Mit zwei Kaffee in der Hand, ging ich zurück zum Krankenzimmer. Es war bereits nach 20:00 Uhr und Gemma und ich hatten auch nicht vor, in den nächsten zwei Stunden zu gehen, oder so etwas wie zu essen. Die meiste Zeit saßen wir bei Harry am Bett, redeten mit ihm, unterhielten uns, oder sprachen mit Ärzten*innen. Auch ich wurde noch einmal durchgecheckt und versicherte, das es mir besser ging und das ja vor allem psychische Gründe gehabt hatte. Ein Arzthelfer sah mich dabei eher unsicher an, aber er wusste weshalb ich in dieser Notaufnahme war, weshalb er sich eher zurückhielt mit dem Widersprechen. Zum Glück waren hier alle der Schweigepflicht unterliegen.

Auf dem Weg begegnete ich Niall. Er wollte ebenfalls Harry besuchen und hatte vorher extra gefragt ob Zayn da wäre, damit er ihm nicht begegnen müsste. Dabei wirkte er aber eher so, als würde er Zayn den Freiraum geben wollen, obwohl er selbst sich danach verzerrte. Sein sonst zu glückliches Gemüt war wie eingefroren, das Lächeln was seine Lippen nun zierte war ein gefälschtes für all die Kameras und Schaulustigen. Und selbst dieses wirkte traurig und niedergeschlagen.

„Niall, wie lief es?" fragte ich ihn lächelnd und nippte an meinem wirklich heißen Kaffe. Der Ire schaute mich müde an, während er sich durch die braunen Haare fuhr.

„Gut... denke ich. Es wird bestimmt alles gut." entgegnete er unentschlossen.

„Ist etwas passiert?" fragte ich besorgt und zog ihn etwas beiseite als ein Krankenbett durch den Flur geschoben wurde. Ich sah das rot um seine Augen und das leichte glänzen seiner Pupillen, was mich sehr an den Anblick meines Spiegelbilds der letzten Tage erinnerte.

„Nein, es ist nur... ich glaube es ist meine Schuld gewesen." schluchzte er und verwirrt streichelte ich seinen Oberarm.

„Wieso glaubst du das? Du bist doch nicht den kollidierenden LKW gefahren, oder?"

„Hä-... Hätte ich Harry nicht gebeten dich abzuholen, wäre das nie passiert. Er wäre behütete in seinem Bett aufgewacht und-und...-"

„Und wäre jetzt unglücklich mit Camille verlobt." beendet ich seinen Satz. Der tränenüberströmte Ire schaute mich unverständlich an.

„Ist er doch eh. Nur weiß er es nicht und hat einen Haufen gebrochene Knochen." argumentierte er.

„Ja er ist verlobt, aber hat er das nicht selbst entschieden. Außerdem hat er jetzt den Entschluss zu kämpfen. Wäre er nie in die Bar gegangen, hätte nie mit mir geredet, hätte er aufgegeben und sich gewaltfrei mit dieser Schnäpfe verlobt. Jetzt aber, und das liegt auch an dir, weil du ihn gerufen hast, möchte er seine Zukunft so gestalten wie er möchte und das ist 10 mal soviel, wie davor." munterte ich ihn auf und war selbst überrascht von meinen motivierenden Worten. Ich hatte ebenfalls das Gefühl das es meine Schuld war das Harry verletzt wurde, denn wäre ich gleich gegangen so wie ich es vorhatte, hätte er nie... nie... Nein! Das war dumm. Es war dumm, zu denken das ich oder Niall je etwas an diesem Schicksal hätten ändern, oder beeinflussen können. Der Schuldige ist der Unfallverursacher, der wie ein feiger Hund Fahrerflucht beging.

„Du hast Recht." stimmte Niall gefasster zu. Er wischte sich die Tränen weg und schniefte einmal.

„Er wäre unglücklich geworden. Und jetzt hat er dich und wird sein ganzen Leben lang in Glück baden." lächelte er und mir floss vielleicht auch eine Träne rüber die Wange.

„Danke, Louis."

Wir umarmten uns noch zum Abschied und dann ging jeder seines Weges. Wir umgingen mit Absicht das Thema Zayn, da keiner von uns in einer offenen Wunde rumstochern wollte und außerdem sah ich mich als einer der besten Freunde, nicht als idealen Ansprechpartner.

Ich lief gerade dem Flur zu Harry entlang, als eine große Gruppe von Security an mir vorbei rannte. Es handelte sich mindestens um 10 Personen, die alle im militärisch perfektem Gleichschritt durch den Gang stolzierten und dabei alle Blicke der Leute auf sich zogen.

Ich folgte ihnen schnell, wenn auch unbeabsichtigt, da diese Leute zufällig den selben Weg, wie ich hatten. Das sie zum Prinzen wollten, hätte ich mir fast denken können, nur wunderte es mich, da schon 5 Leute vor und in seinem Zimmer patrouillierten.

Kurz vor Harrys Zimmer verteilten sie sich im Flur und stellten sich mit dem Rücken zur Wand. Ein paar jedoch öffneten nach einem Klopfen die Tür und strömten hinein. Nur kurz erhaschte ich einen Blick in das Innere, aber so wie es aussah, brannte da drin gerade die Hütte. War das förderlich für Harrys Genesung? So viele gestresste Menschen?

Unsicher ging ich ebenfalls vor die Tür und wollte diese öffnende, doch auch jetzt wieder, wurde mir von starken Armen der Weg versperrt.

„Der Zugang ist Ihnen ausdrücklich verboten." schwärzte mich der Typ an und drückte mich ein Stück zurück.

„Ist das ein verdammter Scherz? Prinzessin Gemma-"

„Prinzessin Gemma, hat keine Entscheidungsmacht, was diese Genehmigung angeht." unterbrach er mich grummelnd und ich wurde sauer. Wer bitte hatte denn die Autorität, wenn nicht die Prinzessin höchstpersönlich?

„Der König, untersagt ihnen den Kronprinzen zu besuchen." fügte er hinzu und ich spürte wie etwas in mir wirklich durchbrannte. Natürlich. Was hätte ich auch denken sollen? Natürlich, musste genau dieser Arsch mir Harry wegnehmen, nachdem er seinen Sohn unfreiwillig verlobt hatte. Wenn jemand keinen Zugang zu ihm haben sollte, dann sein m#achtgeiler Vater.

„Ich möchte sofort mit ihm sprechen." forderte ich und der Security Typ lachte nur spöttisch.

„Klar, du willst mit dem König höchstpersönlich sprechen. Hau ab, Kleiner." höhnte er und schubste mich ein Stück zurück. Dabei schwappte ein Schluck Kaffee über meine Hand, welche sofort meine Haut verbrannte. Zischend ließ ich den Becher fallen und schaute den Mann wütend an. Auf dem Fußboden befand sich nun eine braune Pfütze, welche von den anderen Bodyguards nur missbilligend angeschaut wurde. Wutentbrannt fixierte in dem Mann neben der Tür und überlegt kurz ob ich meinen Kaffe über ihn schütten sollte, aber da das sicherlich an Körperverletzung grenzen würde, entscheid ich mich für das altmodische rumbrüllen.

„Ich werde nicht gehen, solange ich nicht wieder die Erlaubnis habe, Harry zu sehen." schrie ich und nun zog ich auch den letzten Blick der anderen auf mich. Der Mann wurde langsam ungeduldig und schaute mich wütend an. Aber ich schaute mindestens 3 mal wutentbrannter und aggressiver.

„Ich sage es Ihnen noch ein letztes mal: verschwinden Sie von hier!" warnte er, doch natürlich würde ich dem nicht nachkommen. Mein Blick glitt durch den Flur, wo alle angriffsbereit auf mich starrten und dabei die Hand nah an einem mit neutralisierenden Waffen ausgestatteten Gürtel hielten.

„Ist das da ein Sturmgewehr?" fragte ich und schaute weiter in die Richtung, in der wirklich vieles war, aber das definitiv kein Sturmgewehr. Zu meinem Glück folgten alle meinem Blick und das war meine Chance in der ich auf die Tür zu sprintete. Blitzschnell hatte ich die Klinke runtergedrückt und wollte reinstürzen, als ich grob zurückgezerrt wurde. Durch den Türspalt sah ich die verstörten Gesichter. Der König und die Königin wegen meines Auftritts, aber Gemma schien etwas anderes zu beschäftigen, denn sie starrte unbehaglich auf den Boden vor sich und schien gar nicht mitbekommen zu haben, das ich reinplatzen wollte.

„Nein!" kreischte ich, als ich festgehalten wurde. Ich wand mich und probierte mich dem Griff zu entziehen, aber er wurde immer fester. Ich strampelte, schlug um mich, doch nichts half. Ich wurde von dem Raum weiter weggezogen, bis dieser kaum noch in meinem Blickfeld war. Die ganze Zeit schrie ich und hoffte so wenigstens das Gewissen des Königs zu wecken.

„Lasst mich zu ihm.! HARRY." kreischte ich.

„Ihr seid schreckliche Menschen. Merkt euch das. Keiner von euch ist es Wert Harry zu kennen, geschweige denn über seine Zukunft zu entscheiden. Ihr werdet es bereuen. Alles hieran und das ist nur eure Schuld. Wir feiern das Bild eines Königs, den es nicht gibt. Da ist nur dieser homophobe Arsch, der seinen Sohn quält." schrie ich mir die Seele aus dem Leid, bis mir grob der Mund zugehalten wurde. Ich wusste das es alle gehört haben und auch das das definitiv nicht ungestraft bleiben würde, aber das war es wert. Er war es Wert.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt