77. Wirst du für mich kämpfen?

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Warriors - Imagine Dragons

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Wie ein erschrockenes Reh drehte ich mich hilfesuchende zu Gemma um. Sie saß bereits mit einem traurigen Gesicht auf der Couch und deutete mir, mich ebenfalls zu setzen. Ich wollte mich aber nicht setzen. Und ich wollte auch nicht mit diesem traurigen Blick angeschaut werden, den Leute aufsetzen um zu sagen das sie größtes Mitleid hätten. Warum sollte ich auch hier bleiben? Harry war nicht tot! Nein, er war es nicht. Oder?

„Was-Was soll das hier? Können wir nicht in einem ganz normalen Raum reden?" fragte ich und lachte sarkastisch um nicht ganz so aufgelöst zu klingen. Ich zog die Situation ins lächerliche, um nicht der Ernsthaftigkeit zu begegnen, die hier einen bitteren Beigeschmack von Trauer und Kummer hatte.

„Louis, setz dich doch bitte." bat Gemma und schaute mich wissend an, aber ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder an die Schwester.

„Ich werde mich nicht setzen, nicht bevor Sie mir nicht sagen warum wir in einem fucking Therapieraum sind!" fuhr ich sie an und wurde am Ende etwas lauter. Erschrocken sah sie mich an und ich spürte wir mich jemand nach hinten zog, wobei mir erst bewusst wurde wie nah ich eigentlich an die Frau herangetreten war. Gemma zog mich solange bis ich auf das Sofa plumpste und nahm dann meine Hand in ihre, um mich an Ort und Stelle zu halten und uns gleichzeitig etwas Beistand zu bieten.

„Okay ich denke wir können jetzt anfangen." begann die Schwester und strich sich einmal die Hose glatt. Ich ließ mich wohl oder über in die Kissen sinken und probierte gegen das Brennen meiner Augen zu kämpfen.

„So ein Ausbruch ist nicht selten bei Bekannten der Patienten."

„Ich bin nicht ihr verfickter Therapiefall!" beschwerte ich mich mit verschränkten Armen und Gemma gab mir einen Seitenhieb.

„Also wirklich, sollte es eine weitere Unannehmlichkeit geben, bitte ich Sie darum diesen Raum zu verlassen."

„Er wird sich zusammenreißen." antwortete die Prinzessin und drückte meine Hand etwas fester.

„Nun gut, ich kann ihnen schon einmal eins versichern: der Prinz lebt." begann sie und wir beide atmeten hörbar erleichtert aus. Ich begann leicht zu Lächeln und wir fielen uns in die Arme. Das war eine gute Nachricht. Sogar eine verdammt gute. Und damit hatte ich nicht gerechnet.

„Nur leider ist er in keinem guten Zustand. Bei dem Unfall wurde ein nicht unerhebliche Stelle am Kopf stark verletzt. Dazu kommen die drei gebrochen Rippen auf der rechten Seite und die ausgekugelte Schulter. Auch innere Blutungen, besonders im Kopfbereich wurden festgestellt. Zwar ist Seine Hoheit aus dem Lebensgefährlichen Stadium raus, aber ist er derzeit noch nicht ansprechbar. Wir mussten ihn in ein künstliches Koma versetzen, damit sein Körper die OP und die restlichen Verletzungen verarbeiten kann." erklärte sie und ich war sprachlos. Künstliches Koma? Starke Kopfverletzungen? OP?

„Aber- das Koma wird doch nicht lange dauern oder?" fragte Gemma etwas gefasster als ich.

„Er sollte in spätestens 2 Tagen wieder aufwachen. So eine Operation kann sehr anstrengen für den Körper sein, also können wir wohl nichts weiters für ihn tun, als mit ihm zu reden. 20 Minuten pro Tag könnte schon eine große Hilfe für seine Genesung sein. Wird das Königspaar denn auch kommen?"

„Nein, meine Eltern sind vereist. Ich-Ich habe es ihnen noch nicht gesagt." gestand sie und ich schaute sie überrascht an. Das Gemma dem König nicht Bescheid sagte überraschte mich zwar, aber ich konnte es definitiv nachvollziehen.

„U-Und können wir zu ihm?" hörte ich mich fragen und war stolz auf einen ganzen Satz, den mein Gehirn formulieren konnte. Zu meinen Glück lächelte die Schwester.

„Sofort. Wie gesagt: schon Ihre Anwesenheit wird ihm sicher helfen." lächelte sie. Ich schaute Gemma zuversichtlich an und sie erwiderte meine Freude.

„Davor müsste ich aber noch ein paar ‚geschäftliche' Dinge mit Ihnen klären. Aber dann können sie zu ihm." fuhr die Krankenschwester fort. Ich schaute Gemma sehnsüchtig an und stellte im stillen die Frage. Sie nickte warmherzig und drückte ein letztes mal meine Hand, ehe sie sie losließ und sich der Frau wieder zuwendete.

„Ich denke ich kann das alleine tun. Mr. Tomlinson kann schon zum Prinzen." bestätigte sie noch einmal und ich könnte sie dafür abknutschen. Ich wartete gar nicht erst auf eine Aufforderung zum gehen, sondern rannte gleich aus der Tür und hörte noch wie mir Harrys Zimmernummer hinterhergeschrieen wurde.

Ich rannte durch das gesamte Krankenhaus und verlief mich dabei bestimmt zich Mal. Aber ich fand die richtige Etage und den richtigen Raum. Ich war so im Adrenalinrausch das ich gar nicht erst klopfte (bei einem Komapatienten), sondern einfach in das Zimmer stimmte. Und da lag er.

Auf einem weißen Bett, lag der blasse Prinz, angeschlossen an einen Haufen Monitoren, die versicherten das er noch lebte. Ohne diese Bildschirme würde ich wahrscheinlich wirklich denken, das er tot war. Seine Haut war blass und mit Schürfwunden überseht, die zum Teil um Narben drum herum prangten. Sein Kopf hatte einen weißen Verband als Souvenir von der OP getragen und auch seine Schulter war verarztet. Seine Augen waren zu und so konnte man einen perfekten Blick, auf seine langen Wimpern werfen.

Den Atem anhaltend, ging ich in langsamen Schritten zu seinem Bett und setzte mich neben ihn. Ich schaute auf seine Brust hinab, welche sich untern seinen Atemzügen kräftig hob und senkte. Ein gutes Zeichen, oder? Sein restlicher Körper war zugedeckte und ich wusste nicht, ob ich es mir traute einen Blick unter die dünne Decke zu werfen. Stattdessen nahm ich seine schlaffe Hand in meine und streichelte sie mit meinem Daumen. Ich sollte mit ihm reden oder? Ihm versichern das ich hier war, er zurückkommen sollte, um unsere Zukunft mitzugestalten. Unsere Zukunft mit zu leben und sie zu unserer zu machen.

„Hallo mein Schatz." begann ich und weinte erneut. Aber diesmal war es eine Mischung aus Freude und Trauer.

„Ich bin es, Louis. Du-Du wirst wieder gesund weißt du? Die Ärzte sagen, das du in zwei Tagen wieder aufwachst. Ist das nicht großartig? Dann können wir wieder zusammen sein und den ganzen Mist hier hinter uns lassen. Denn du wirst überleben und kämpfen, oder? Wirst du kämpfen mein Schatz? Wirst du für mich kämpfen? Denn ich werde es. Dein und nur dein... das hast du in deinem Brief geschrieben. Ich-ich habe ihn gelesen. Und das macht es mir noch schwere dich so zu sehen. Harry, ich möchte alles was du auf diesen Zettel geschrieben hast mit dir. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, dich lieben und beschützen. Aber dafür musste du auch leben." begann ich unter Tränen und lauschte dem gleichmäßigen Rauschen seines Atems.

„Dein und nur dein, Harry. Ich bin deins und du bist meins. Für immer, mein Liebling. Weil... weil..." weinte ich und vergrub meine Nasenspitze in Harrys Armbeuge.

„Weil ich dich Liebe. Mehr als alles andere auf dieser Welt und diese würde nicht mehr das selbe ohne dich sein. Also bitte, komm zu mir zurück, denn ich liebe dich." sagte ich und bei meinen letzten Worten begann einer der Monitoren verdächtig schneller zu piepen.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt