68. Das waren seine Worte (Gemma)

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Sticks & Stones - Malik Harris

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Gemma POV:

Mein Bruder war ein Dickkopf. War mir das neu? Nein. Aber war mir das Ausmaß dieser Eigenschaft ein Rätsel und Überraschung? Mit Sicherheit. Er hatte schon viele Dumme Dinge in seinem Leben getan. Hat eines der Bilder aus dem 14. Jahrhundert mit Wachsmalstiften vollgekritzelt, da war er gerade mal sechs. Er hat zu seinem Achtzehnten Geburtstag die Krone unseres Vaters gestohlen und an den ersten Passanten auf der Straße verschenkt, den er gesehen hatte, natürlich war er vollkommen besoffen.

Aber so dämlich und impulsiv das auch war, toppte nichts seine heutige Aktion.

„Ja, genau. Das würde dann nochmal £4.500 obendrauf machen ... super, ich freu mich schon ... ich wünsche ihnen auch einen guten Tag." verabschiedete ich mich von Mrs. Twain. Sie war die Leiterin des örtlichen Kinderheims und wir telefonierten regelmäßig, um über die Spenden zu reden, die von der Wohltätigkeitsorganisation monatlich eingezahlt wurden. Sie war eine wirklich nette Frau, aber hatte öfters den Drang, mit mir über Gott und die Welt zu philosophieren und das zog sich dann manchmal wie Kaugummi.

„Wollen sie nun einen Spaziergang machen?" fragte mich Mitch, einer meiner Leibwächter. Ich ließ mich erschöpft in meinen Sessel sinken und atmete aus.

„Denken sie das dort weitere liebenswürdige Menschen warten, um mir ein Ohr abzukauen?" fragte ich und brachte ihn somit zum schmunzeln. Mitch war mir von all meinen Bediensteten der sympathischste und so kam es, das ich ihn fast immer um mich hatte. Wir hatten den selben Humor, die gleichen Moralvorstellungen und er würde sein Leben für mich opfern.

„Falls dies der Fall sein sollte, eure Hoheit, werde ich Sie natürlich vor der Bedrohung schützen."

„Was für ein schicklicher Ritter Sie aber auch sind." scherzte ich und stand nun motivierter auf. Ich zog mir schnell Wettertaugliche Klamotten an und ließ mir dann von Mitch die Tür öffnen. Ich war gerade dabei meine Handschuhe zurecht zu ziehen, als aus der gegenüberliegenden Tür (Zimmer von Harry) Louis herausstürmte. Ich erkannte nicht viel, er war schnell, aber die roten Augen und das glitzern der Tränen auf seinen Wangen, ließ sich nicht übersehen. Er schien mich gar nicht bemerkt zu haben, da er einfach weiter rannte und dabei unaufhörlich schluchzte. Kurz war ich am überlegen, ob ich ihm hinter her laufen sollte, aber dann viel mein Blick auf die Tür aus der er gekommen war. Augenblicklich verdunkelte sich mein Blick und ich ging zielstrebig die letzten paar Schritte.

Ohne zu klopfen stürmte ich in den Raum und warf meinen Bruder einen bösen Blick zu. Er stand in der Mitte des Raums, wirkte zwar niedergeschlagen, aber noch lange nicht so schlimm wie Louis und öffnete seine Krawatte. Etwas aggressives lag in seinen hastigen Begegnungen.

„Ich will jetzt nicht reden Gem." stellte er fest und kehrte mir den Rücken.

„Schade, dann komme ich wohl in einer halben Stunden nochmal wieder." erwiderte ich bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. Er drehte sich wieder um, wirkte dabei gestresst als auch genervt.

„Das ist jetzt wirklich kein guter Zeitpunkt."

„Liegt das vielleicht an den Mann, der gerade tränenverströmt aus deinem Schlafzimmer gerannt kam?" provozierte ich ihn und er warf einen Blick über meine Schulter. Hinter mir stand Mitch und mit einer Handbewegung wies ich ihn an zu verschwinden. Erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sah Harry mich wieder an. In seinem Blick lag Zorn, Stress und die Rückstände seiner Reise mit Dad.

„Das geht dich nichts an, Gemma!" sagte er barsch und benutzte dabei absichtlich nicht meinen Spitznamen, um seiner Aussage mehr Ernsthaftigkeit zu verleihen.

You could never love me the way you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt