70. Ents!

79 8 1
                                    

Míriel:

Von Legolas war ich geweckt worden, kaum hatten wir die Grenzen Isengards erreicht. Was uns jedoch erwartet hatte, kaum hatten wie den Steinring durchquert, der Isengard schon seit ich denken konnte umgab und schützte, hatte keiner von uns erwartet. Außer vielleicht Gandalf der, was wohl kaum jemanden überraschte, ein seliges Lächeln auf den Lippen trug, während unsere Pferde durch das Kniehohe braune Wasser wateten, dass ganz Isengard füllte. Sarumans Uruk-hai Brutstellen waren zerstört und überflutet und durch das zerstörte Gebiet liefen keine geringeren Lebewesen als riesige Ents!

Ich konnte gar nicht anders als mit vor Staunen offenstehendem Mund die riesigen, lebenden Bäume zu betrachten, die sich auf dem ganzen Gelände tummelten. In meinem langen Leben hatte ich so viele Geschichten, Legenden und Mythen gehört doch niemals zuvor hatte ich einen Ent wahrhaftig gesehen. Und hier liefen plötzlich mindestens vierzig bei strahlendem Sonnenschein, mitten am Tag über das Schlachtfeld auf dem sie ganz offensichtlich einen Sieg davongetragen hatten, in dem sie den Damm zerstört und Sarumans Boshaftigkeit geflutet und ertränkt hatten.

„Siehst du, was ich sehe?" Wollte ich flüsternd vor Faszination von Legolas wissen. Auch der Elb hinter mir staunte, dass wusste ich. „Ja, tatsächlich schon." Antwortete er scherzend, was mich leicht grinsen ließ, während ich weiterhin die Ents beobachtete.

„Herzlich Willkommen die Herren- ..." Erklang plötzlich die stolze Stimme Pippins und nun fiel mir vor lauter Staunen wohl wirklich bald das Auge aus. Merry unterbrach seinen Freund räuspernd, als sein Blick auf mich fiel: „Und die Dame", sagte er galant, bevor er wieder an Pippin übergab. Leicht grinste ich, während ich die beiden auf einem verbliebenen Stein sitzenden Hobbits musterte. Beide schienen sie wohlauf und bester Laune. Dabei natürlich versorgt mit Pökelfleisch, Brot und dampfenden Pfeifen.

„In Isengard." Beendete Pippin strahlend. Fügte dann jedoch noch hinzu: „Das Pökelfleisch hier ist übrigens sehr vornehm."

„Pökelfleisch?" Entkam es dem hinter Aragorn sitzenden Gimli empört. Entrüstet warf der Zwerg die Arme in die Luft. „Da jagt man durch ganz Mittelerde für euch, beinahe krank vor Sorge und nun findet man euch hier sitzend, Pökelfleisch essend und Pfeife rauchend!" Rief der Zwerg aus. Ein leises Auflachen konnte ich mir nicht mehr verkneifen.

„Aber, aber", sagte Merry beschwichtigend und zog erneut an seiner Pfeife, währenddessen er eine ausholende Handbewegung machte und auf all das überflutete Land um uns herum deutete.

„Wir sitzen hier auf dem Feld des Sieges und schöpfen neue Kraft." Erklärte der Hobbit. Pippin nicke kräftig zur Bestätigung. „Auf Befehl von Baumbart." Fügte er Merrys Worten bei, bevor er an Gandalf gerichtet erklärte: „Er ist jetzt Isengards neuer Verwalter."

„Hm ..." Machte Gandalf zu dieser neuen Info. Anscheinend schien er mit dem Begriff Baumbart etwas anfangen zu können. Wenn ich mich so umsah, lag meiner Vermutung nach der Gedanke das Baumbart ein Ent sein könnte nicht allzu fern von der Wahrheit.

„Das ist gut. Ich muss ihn dringend sprechen." Verkündete der Zauberer ernst. Merry und Pippin nickten verstehend, dann kletterten sie bei Harma und Eomer auf die Pferde. Kaum saßen die beiden Hobbits, trieb Gandalf Schattenfell weiter. Anmutig schritt der prächtige Hengst durch das Wasser und die anderen Pferde schienen ihrem Anführer ganz automatisch zu folgen. Meine Vermutung zu Baumbart bestätigte sich nur wenige Meter weiter, wo wir erneut hielten. Dieses Mal direkt vor dem größten Anwesenden Ent. Baumbart hatte einen langen grau-grünen Bart aus Blättern und Wurzeln, seine Rinde war rau und von Moos bewachsen und er hatte eine dicke Knollnase und die freundlichsten, tiefgründigsten grünen Augen in die ich jemals zuvor einen Blick geworfen hatte.

„Gandalf." Begrüßte er den Zauberer mit tiefer Stimme. Dann erzählte er dem Zauberer von der Einnahme Isengards durch die Ents und bedauernd fügte er seiner Erzählung am Ende bei: „Aber Saruman dieser Feigling hat sich in seinem Turm verkrochen und versteckt! Stein, Erde und Pflanze kann ich befehlen, doch hier fehlt einem Ent die Macht."

„Keine Sorge, mein alter Freund. Ich werde mich persönlich um dieses Problem kümmern." Sagte Gandalf beruhigend. Der Ent nickte langsam und schwerfällig, dann hob er seine breiten Beine und stapfte davon, auf die anderen Ents zu. Nur kurz sahen wir alle ihm nach, dann ritten wir weiter geradeaus auf Sarumans Turm zu.

Meterweit erstreckte sich der Nachtschwarze Orthanc hinauf in den Himmel. Sarumans zuhause war durch und durch Dunkel und bildete damit einen starken Kontrast zu allem um sich herum. Mir kam es, in dem Moment in dem ich an dem Turm hinaufsah, beinahe absurd vor wie friedlich blau der Himmel um den Orthanc herum schien und wie golden die Sonne an diesem Mittag erstrahlte.

„Und jetzt?" Wollte ich leise von Gandalf wissen, als wir wieder zum Stehen kamen. Die Tür vor uns war fest verriegelt, doch das schien den Zauberer zu meiner linken nicht zu beeindrucken. Denn Gandalf legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zu dem Balkon, viele Meter über uns. Neugierig taten wir anderen dasselbe und warteten auf das Auftauchen Sarumans ...


Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt