72. Das Fest von Rohan

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Míriel pov.

Es war die Art der Menschen, dass wusste ich. Und dennoch behagte es mir nicht, wieder angekommen in Edoras in einem enganliegenden roten Kleid von Lady Eowyn, neben Legolas im Thronsaal zu stehen und der Siegesrede König Theodens zuzuhören. Die Rohirrim feierten ein Fest zum Sieg und zur Ehre ihrer Gefallenen. Doch diese Art der Trauerfeier war keine, mit der ich mich anfreunden konnte, während ich mir den maßlosen Bierverbrauch ansah, der schon jetzt, am Anfang der Feier herrschte. König Theodens Rede endete und es wurde geklatscht, verhalten klatschten auch Legolas und ich. Der Elb an meiner Seite trug zur Feier des Anlasses ein hellblaues Hemd, verziert mit silbernen Stickereien, ebenso wie auch ich hatte er seine Waffen für den Abend abgelegt und seine Lippen zierte das respektvolle Lächeln eines Prinzen. Kein echtes, aber eines das die Leute sehen wollten. Legolas hatte als Prinz diese makellose Maske der Perfektion von klein auf antrainiert bekommen, dass wusste ich. Also war es kaum verwunderlich wie beeindruckend er sie beherrschte. Mir jedoch fiel es mehr als nur schwer meine Unzufriedenheit über diese Feier zu überspielen. Ein Fest für Tote feiern erschien mir vollkommen sinnlos und der hohe Alkoholkonsum an diesem Abend war es ebenfalls.

„Wir bleiben noch eine Weile der Höflichkeitswegen, dann gehen wir wieder." Raunte Legolas mir flüsternd zu, der meinen Gesichtsausdruck bemerkt und natürlich auch richtig gedeutet hatte. Meine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, während ich zu dem Elbenprinzen aufblickte. Einverstanden und deutlich zufriedener nickte ich ihm zu, was auch Legolas für einen Moment ein ehrliches Lächeln auf die beeindruckenden Lächeln zauberte, doch gerade als der Elb sich nach vorn beugte um mir einen Arm um die Taille zu schlingen, erklang Gimlis tiefe Stimme neben uns.

„Hey Spitzohr! Du musst mit mir kommen!" Rief der rothaarige Zwerg meinem Liebsten grinsend zu. Legolas runzelte für einen Moment verwirrt die Stirn, doch dann nickte er und statt einen Arm um meine Taille zu legen, ergriff er meine Hand und zog mich mit sich Gimli nach durch die Maßen der Bier konsumierenden Menschen.

Wir blieben schließlich vor einem mit gefüllten Bierkrügen vollstehenden Tisch stehen. Eomer, der Neffe des Königs stand an diesem und befüllte beinahe pausenlos weitere Krüge aus einem der riesigen Bierfässer neben sich. Als er uns drei erblickte lachte er. Gimli grinste ebenfalls von einem bis zum anderen Ohr, dann räusperte er sich und deutete mit einer leichten Handbewegung auf Eomer. Der Neffe des Königs reichte Legolas und Gimli einen der schäumenden Bierkrüge.

„Kein absetzten, kein verschütten." Erklärte er knapp. Legolas neben mir hob eine Augenbraue. „Dann ist es also ein Trinkspiel?" Fragte er skeptisch. Gimli lachte laut. „Genau!", rief der Zwerg und nahm den ersten Schluck aus seinem Bierkrug, „Wer zuerst umfällt verliert!", entschied er.

Grinsend verschränkte ich die Arme vor der Brust. In derselben Zeit roch Legolas skeptisch an seinem Bier, wahrscheinlich hatte er noch nie eines getrunken. Doch dann setzte der Elb eine überraschte Miene auf, schien zu bemerken das es nicht so schlimm zu sein schien und trank ebenfalls. Amüsiert betrachtete ich die beiden so unterschiedlichen Gefährten, anscheinend würde hier und jetzt dieser Abend doch noch ganz lustig werden.

„Darf ich euch ebenfalls eines anbieten, Lady Míriel?" Fragte Eomer mich höflich und war schon im Inbegriff mir einen der überschäumenden Kruge zu reichen, schnell schüttelte ich den Kopf. „Ich trinke kein Bier." Erklärte ich es ihm knapp, leicht schmunzelnd zuckte er daraufhin die Schultern und trank es selbst.

Es verging eine Weile, in der ich Gimli und Legolas nur schweigend und zutiefst amüsiert zusah. Das grölende Lachen und die zu lauten Stimmen der anderen feiernden Menschen blendete ich vollkommen aus, in diesem Moment. Beide, Elbenprinz und Zwerg, hatten inzwischen eine beachtliche Zahl an Bierkrügen geleert, doch noch schien keiner von beiden auch nur annähernd zu viel zu haben. Eomer füllte währenddessen fleißig die leeren Krüge leer und verteilte nur wenige davon auch an die Männer Rohans, denn die meisten tranken mit Abstand Legolas und Gimli.

Mir wurde ein Arm um die Schulter gelegt, nun erst löste ich doch einmal meinen Blick von den beiden trinkenden. Meine Augen erblickten Aragorn. Der dunkelhaarige Waldläufer hatte mir grinsend einen Arm um die Schultern gelegt.

„Sie spielen ein Trinkspiel?" Fragte er amüsiert nach. Grinsend nickte ich. „Und wenn du ihm verrätst das Elben unendlich trinken können, bevor sie überhaupt ein Kribbeln durch den schwachen Menschenalkohol spüren ..." Ich verengte mahnend mein gelbes Auge. „Sorge ich dafür, dass du es bereust, denn das ist die einzig unterhaltsame Attraktion die es diesen Abend für mich gibt." Verriet ich meinem langjährigen Freund. Ergeben grinsend hob Aragorn die Arme. „Ich ziehe schweigend weiter." Versprach er, prompt grinste ich wieder.

„Aber du solltest dir auf jeden Fall noch Merry und Pippin ansehen, die unterhalten den halben Saal alleine." Meinte er amüsiert doch noch ehe ich antworten konnte, war der Waldläufer zwischen den Maßen der Menschen verschwunden und ich sah ihn an diesem Abend eine ganze Weile nicht mehr.

Legolas und Gimli leerten weiterhin Krug um Krug.

Doch irgendwann hob Legolas verwirrt die Hand und betrachtete mit kritischem Blick seine blassen Fingerspitzen.

„Ich spüre etwas." Sagte der Elb leise und mit belegter Stimme, als könne er es selbst kaum glauben. Ungläubig blickten Eomer, Gimli und ich den goldblonden Elbenprinzen an. „Ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen." Verkündete dieser ungläubig.

Eomer und ich brachen in schallendes Gelächter aus über die Worte des Elben, Gimli jedoch verkündete nuschelnd: „Isch hab ja gesascht der verträgt nix!"

Der Zwerg hatte seinen Satz kaum beendet, da verdrehten sich seine Augen nach hinten und er kippte bewusstlos von der Bank. Legolas grinste stolz.

„Spiel vorbei."

Wolfsmädchen || LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt