Amina ~
Seine Worte lassen mich frösteln. Irgendwo in mir braut sich etwas zusammen. Angst. Die Frage klingelt in meinen Ohren: "Morgen Abend wollen ein paar Teamkollegen zum Essen vorbeikommen. Ist das okay für dich?" Ohne, dass ich es will, schüttelt es mich.
"Das sieht ja mal nach waschechter Begeisterung aus.", Julian versucht locker zu grinsen, aber dahinter verbirgt sich wohl Ernüchterung. Und das tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte es einfach abstellen. Diese Unsicherheit, diese Nervosität, diese Angst, wenn es um Gruppen von Menschen geht. Mit einzelnen komme ich gut klar. Da fühle ich mich irgendwie sicherer. Sobald es mehr als zwei sind, komme ich extrem aus meiner Komfortzone.
Gruppen schüchtern mich ein. Besonders Männergruppen. Das Gefühl alle könnten über mich urteilen, die Dynamik innerhalb einer Gruppe zu lesen, sich anzupassen. In letzterem bin ich eigentlich Profi. Wie ein Chamäleon passe ich mich an die Umgebung an und wechsle meine Farbe. Wie gesagt ich bin sehr gut darin. So gut, dass ich nicht Mal mehr weiß, welche Farbe eigentlich die meine ist.
Obwohl ich gut darin bin, ist es unheimlich anstrengend. Man muss alles genau beobachten und die richtigen Schlüsse ziehen. Bei nur einem Menschen ist das ganze weniger komplex und es gibt eben nur eine Person, die über mich urteilt.
Ich will das nicht. Diese Angst, die eigentlich keine sein sollte. Stress ist es, aber Angst? Sollte es nicht sein. Ich möchte lockerer werden. Es geht ja um nix. Ich muss nichts beweisen. Es ist egal, was Julians Teamkollegen über mich denken. Oder? Was, wenn es einen Einfluss auf Julian hat?
Bevor ich weiter abdrifte, beschließe ich das einzige zu tun, was ein bisschen den Druck nehmen kann. Reden. "Tut mir echt leid, dass ich gerade so...gehemmt bin. Es ist einfach nur... schwierig. Neue Menschen, besonders in Gruppen machen mir irgendwie Angst. Ich hab Angst, nicht gemocht zu werden. Schätze ich. So bescheuert wie das ist. Ich meine, es sollte mir doch egal sein... Egal...ich komm schon klar. Lad sie ruhig ein." Ich versuche zu lächeln. Julian schaut mich an und nickt. Seinen Blick kann ich nicht gut deuten. Er ist offen, aber auch nachdenklich.
"Will nicht jeder gemocht werden? Wir sind nun Mal soziale Wesen. Ich glaube nicht, dass das bescheuert ist. Es ist eher...normal. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass dich einer der Jungs nicht mögen könnte. Du bist wahrscheinlich der sympathischste Mensch, dem ich je begegnet bin. Jannis mag dich auch. Die Jungs sind ja nicht großartig anders. Nur bekloppter vielleicht.", er lächelt mich an.
"Es ist nur...so, wie ich mit dir bin, bin ich sonst nicht. Schon gar nicht in Gruppen. Da bin ich halt ziemlich zurückhaltend..."
"Du bist ja auch nicht immer gleich, wenn wir zusammen sind. Mal bist du völlig verrückt, wie im Einhornland, Mal bist du nachdenklich, mal bist du emotional. Und es gab bisher nicht eine Seite, die ich nicht mochte. Von daher, mach dir nicht so viele Gedanken. Du bist sympathisch. Punkt. Okay?"Ich nicke. Seine Worte sind Balsam für meine Seele. Auch wenn er mir diese Ängste wohl niemals nehmen kann. Nur ich kann versuchen, mit ihnen zu leben und sie kleiner werden zu lassen. Julian gibt mir das Gefühl, mich zu sehen, mich mit all meinen Macken zu mögen. Er gibt mir das Gefühl, okay zu sein. Das ist unglaublich viel wert.
"Sag mir bloß, wie viele. Damit ich mich darauf einstellen kann.", bitte ich ihn.
"Sieben?", Julian verzieht sein Gesicht, als hätte er auf etwas Saures gebissen. Ich muss lachen. Dann schiebt er, "maximal acht", hinterher und schaut mich unsicher an.
"Ich schätze ich werde es überleben.", sage ich seufzend.Anschließend widmen wir uns der Planung des Abends. Auch wenn ich nicht sonderlich große Lust auf den Abend habe, gibt es nichts schlimmeres, als Planlosigkeit. Wir einigen uns auf Burger und schreiben eine Einkaufsliste.
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Zwischen zwei Welten // Julian Brandt
FanfictionAmina führt ein ziemlich normales Leben: sie studiert und jobbt nebenbei, um sich über Wasser zu halten. Julian führt kein ziemlich normales Leben. Er ist Fußballprofi beim BVB und lebt den scheinbaren Traum vieler Jungs. Zwei Welten, die sich nie...