Amina ~
She had them apple bottom jeans (jeans)
Boots with the fur (with the fur)
The whole club was lookin' at her
She hit the floor (she hit the floor)
Next thing you know
Shawty got low, low, low, low, low, low, low, lowLow - Lyrics von Flo Rida & T-Pain
Wenn der Alkohol nicht meine Gehirnzellen in eine riesiges Nebelfeld hüllen würde, fände ich den Song ziemlich anstößig. Genauso wie 'Whistle' von Flo Rida. Man sollte diesen Song wirklich nicht übersetzen und interpretieren. Das geht echt unter die Gürtellinie. Eins haben diese Songs aber zweifelsfrei: Beat.
Ich gehe bei 'low, low, low, low, low' in die Knie und spüre einfach den Song. Also den Beat, nicht den Text. Es ist mir egal, wie ich tanze. Ich tue es einfach. Zum ersten Mal, fühle ich mich in einem Klub wohl.
So ganz genau weiß ich nicht woran das liegt. Ich glaube nicht, dass der Alkohol einen besonders großen Einfluss hat. Schließlich habe ich auch bei anderen Klubbesuchen Alkohol getrunken, aber locker war ich dadurch bei weitem nicht. Die Maske könnte auch eine Rolle spielen. Ich kann mich dahinter verstecken, jemand anderes sein. Nur für einen Abend. Die fremde Stadt nimmt mir zusätzlich die Unsicherheit, dass mich jemand kennen könnte.
Dann ist da noch Julian. Ich schätze an dieser Stelle muss ich mir wohl oder übel eingestehen, dass er immer eine Rolle spielt. Sein Humor, seine Aufmerksamkeit, einfach er. Er tut mir gut. Wenn ich bei ihm bin, dann zweifel ich weniger an mir selbst, grübel nicht so viel und stattdessen lebe ich.
Von Flo habe ich zum Geburtstag einen kleinen Achtsamkeitskalender bekommen. "Einatmen, Ausatmen, Sein." Das ist der Titel. Der Begriff 'Sein' hat mich von Anfang an irgendwie gecatcht, doch ich konnte ihm keine Emotion zuordnen. Bis jetzt. Jetzt weiß ich wie 'Sein' sich anfühlt.
So tanzen wir weiter bis tief in die Nacht. Immer wenn ich zu Julian schaue, sehe ich wie er lacht. Er wirkt so befreit. Als hätte jemand all den Ballast, all den Druck von seinen Schultern genommen. Ich freue mich so unglaublich für ihn, dass auch er in diesem Moment einfach 'Sein' kann.
Irgendwann um drei Uhr herum, merke ich, dass ich genug getanzt habe. Es fühlt sich nicht mehr so erfüllend an. Meine Beine sind etwas schwer, die Arme fühlen sich länger an, als sonst und mein Kopf beginnt, von der lauten Musik zu dröhnen.
"Wollen wir gehen?", fragt mich Julian. Manchmal denke ich er kann Gedanken lesen. Die Vorstellung ist äußerst beängstigend. Schließlich geht in meinem Gehirn echt jede Menge wirres Zeug umher.
Ich nicke ihm zu und wir bahnen uns wieder den Weg in den Flur und die Metalltreppe hinauf.Als wir auf die Straße stolpern, lässt mich die kalte Nachtluft frösteln. In meinen Ohren tönt noch der Bass und es braucht einen Moment bis ich mich an die Ruhe der Straße gewöhnt habe. Wir lassen uns ein paar Meter neben dem Klub auf die Bordsteinkante fallen. Zeitgleich atmen wir einmal tief durch, was uns zum Lachen bringt.
So sitzen wir eine Weile einfach schweigend da und hängen unseren Gedanken nach. Julians Gewusel neben mir holt mich aus meinen Gedanken zurück. Er ist dabei seinen Kapuzenpullover auszuziehen. "Ist dir warm?", frage ich verwirrt. "Nee, dir ist aber kalt", kommt es zurück. Erst da bemerke ich die Gänsehaut auf meinen Armen. Ich versuche zu protestieren, aber eigentlich weiß ich, dass das zwecklos ist.
Als ich Julians Pullover über meinen Kopf ziehe, rieche ich unwillkürlich seinen Geruch. Der Geruch passt zu Julian. Kraftvoll und gleichzeitig soft. Nicht aufdringlich, sondern angenehm. Sofort durchzieht mich eine Welle von Wärme.
Nachdem ich die Kapuze gerichtet habe, sehe ich zu Julian. Er grinst mal wieder. "Was grinst du denn so?", frage ich belustigt. Julian schüttelt den Kopf und schaut auf den Boden ehe er sagt: "Nee das sage ich jetzt nicht. Sonst annektierst du meinen Pulli auch noch." Das bringt mich zum Grinsen. "Ich kann nicht versprechen, dass das nicht trotzdem passiert.", sage ich. "Och nee", jammert Julian.
"So wie kommen wir jetzt eigentlich heim?", frage ich Julian. Wir hatten im Vorfeld nicht darüber gesprochen und ich habe mir überraschenderweise auch keine Gedanken vorher gemacht. Ich dachte, Julian wird sich schon kümmern.
"Ich ruf uns ein Taxi und dann fahren wir dich erst ins Hotel und mich dann heim."
Ich verziehe das Gesicht bei dem Gedanken auf ein Taxi warten zu müssen und das viele Geld. Taxi ist teuer. Das einzige Mal, wo ich Taxi gefahren bin, war in Tunesien bei einem Schüleraustausch. Da ist Taxi fahren nämlich günstig.Ehe ich nochmal überdenken kann, was ich als nächstes sage, sage ich es einfach: "Du bist doch zu Fuß da. Kann ich nicht einfach mit zu dir kommen? Dann müssen wir nicht noch eine Nachtrundfahrt machen." Wie Bitte? Ziemlich schnell begreife ich, was ich gerade gesagt hab. Ich kann Julians Gesichtsausdruck nicht so richtig deuten. Überraschung? Überforderung? Jedenfalls irgendwas 'über'. "Äh okay, ich hab jetzt nicht so richtig nachgedacht. Also ich will mich auf keinen Fall bei dir einladen oder so. Es ist deine Wohnung. Lass uns einfach ein Taxi nehmen.", mir ist das ziemlich peinlich. Seit wann lade ich mich über Nacht bei Männern Zuhause ein, die ich erst das dritte Mal persönlich getroffen habe?
Ich bekomme gar nicht mit, dass Julian aufgestanden ist und vor mir steht. "Amina?", fragt er vorsichtig. Mein Blick schreckt hoch. Er hält mir beide Hände hin. Ich lege meine Hände in seine und er zieht mich sanft, aber dennoch sehr kraftvoll, auf die Füße. "Wwas jetzt?", frage ich verdattert. "Wir gehen zu mir.", er lächelt.
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Zwischen zwei Welten // Julian Brandt
FanficAmina führt ein ziemlich normales Leben: sie studiert und jobbt nebenbei, um sich über Wasser zu halten. Julian führt kein ziemlich normales Leben. Er ist Fußballprofi beim BVB und lebt den scheinbaren Traum vieler Jungs. Zwei Welten, die sich nie...